Zauderer segeln
nicht um die Welt - oder:
Harlekins Entschluss
Zehn
Jahre lang ist die HARLEKIN mit Ingrid und Norbert um die Welt gesegelt, so
wissen die beiden Skipper von was sie sprechen, wenn es darum geht, andere
Träumer zu ermutigen, "ins Wasser zu springen".
WAG
DEN SPRUNG INS (AUF´S) WASSER!
von
Ingrid Joemann
Da sitze ich nun bei fünf Grad
Außentemperatur
und stürmischem Herbstwetter mit Wollsocken (nicht mehr barfuss ) in der
geheizten Wohnung. Endlich mal Zeit und Gelegenheit zurückzublicken auf die
letzten 10 Jahre, in denen sich unser Leben grundlegend verändert hat. „Ich könnte
ja mal für eine Bildschirmpräsentation alte Fotos einscannen und
digitalisieren….!“ Zu Beginn der
Reise hatten wir noch keine Digitalkamera und so krame ich Log – und Tagebücher,
Zeitungsartikel und Fotoalben hervor…..
Ist das wirklich schon 10 Jahre
her, das wir die Harlekin bei der englischen
PROUT-Werft in Auftrag gegeben haben?
Weitere
10 Jahre zuvor hat uns gemeinsam
der „Segelbazillus“
erwischt: wir träumten davon mehr Zeit miteinander
und füreinander auf einem
Segelboot zu haben und dabei andere Länder und Menschen und Kulturen kennen zu
lernen………..
Für Viele bleibt es leider nur
ein Traum, der irgendwann verblasst, weil es da nämlich eine große Hürde oder
einen großen Sprung zu bewältigen gibt!
Der Spruch
ging uns nicht mehr aus dem Sinn
:
Wenn
die Zeit kommt, in der man könnte,
endet
die Zeit, in der man kann!
Ich hatte meinen Beruf als
Erzieherin in einem Kindergarten schon ein paar Jahre zuvor aufgegeben, -
Norbert aber hatte noch seinen Firmenanteil!
Mir fiel ein kleines Buch von
Kristiane Allert-Wybranietz in die Hand, mit kurzen Texten, die zum Nachdenken
anregten:
VON
DEINEN MÖGLICHKEITEN
Dir
gehört
ein
ganzer Kasten
mit
zwölf verschiedenen Wasserfarben;
Doch
wenn
du das Wasser fürchtest,
nützen
dir die Farben wenig –
dein
Leben bleibt trocken
und
dein Blatt leer
WAG DEN
SPRUNG INS WASSER
Immer wieder diskutierten wir
darüber, was schlimmstenfalls passieren könnte und wägten die Risiken ab. Ich
war der Meinung, dass ich mein Zuhause nicht aufgeben wollte und das Ganze nur
machen würde, wenn ich im Notfall oder bei Nichtgefallen immer so viel Geld in
der Tasche hätte, dass ich von jedem Punkt der Erde nach Hause fliegen könnte!
Also gut, die Wohnung wurde nicht anderweitig vermietet, die Krankenversicherung
auch nicht gekündigt! Eine
Weltumsegelung war zu dem Zeitpunkt sowieso nicht geplant, und die Flugpreise
waren schon damals einigermaßen erschwinglich!
Bei Norbert siegte die Reise
und Abenteuerlust, er hatte weniger Bedenken! Nur der Firmenverkauf würde nicht
rückgängig zu machen sein und
musste wohl überlegt werden! Aber als Handwerker könne er sich immer wieder
irgendwie eine neue Existenz schaffen!
Nach vielem HIN + HER saßen
wir dann Ende August 1995 tatsächlich bei unserem Notar. Uns war ganz mulmig,
jetzt, wo es ernst werden sollte! Eigentlich hatten wir doch alles abgecheckt
und meinten auch so irgendwie zurechtzukommen, denn schließlich haben wir Beide
keine linken Hände und können jederzeit wieder was NEUES anfangen……
Mit
feuchten Augen und zittrigen Händen nahm Norbert dann den Kugelschreiber und
besiegelte den Firmenverkauf! Nun gab es kein zurück mehr! Es brauchte einige
Zeit, bis alle Restzweifel verschwunden waren und wir den
SPRUNG INS WASSER
endgültig verarbeitet hatten, aber dann siegte die Vorfreude auf das was
vor uns lag…………und gemeinsam packten wir unser neues Leben an!
Zurückblickend möchten wir
sagen, es war kein Sprung ins KALTE Wasser! Obwohl es auch Tage gab, an denen
wir unsere Entscheidung angezweifelt haben, z.B. bei stürmischen Überfahrten,
Naturkatastrophen oder wenn einer krank wurde. Die letzten zehn Jahre auf dem
Schiff möchten wir nicht mehr missen! Wir haben die Entscheidung nicht bereut, - die Erlebnisse,
Eindrücke und Begegnungen hinter dem Horizont nimmt uns niemand mehr! Von den
vielen Fahrtenseglern, denen wir in
den 10 Jahren begegnet sind, haben auch alle irgendwie wieder das „LEBEN
danach“ in den Griff bekommen!
Ein Segelfreund, inzwischen über
70 Jahre alt, antwortete mir mal auf
die Frage: „Würdest Du die Reise nochmals machen?“ „ Auf jeden Fall!
Andernfalls würde ich doch jetzt in meinem Lehnstuhl am Kamin sitzen, ständig
davon träumen und mich ärgern was ich alles im Leben verpasst habe!“
Allen, die noch zaudern,
möchten wir noch einen Spruch von
Kristiane Allert-Wybranietz
nahelegen:
ES
LIEGT IN DEINER HAND
ZU
LEBEN
Eines
Tages
wirst
du dich
entscheiden
müssen
–
für
Käfig oder Freiheit
Für
das
„was
immer war“,
oder
für
das
was
du sonst noch
alles
entdecken kannst.
Ingrid und Norbert sind als
Referenten beim Blauwasserseminar auf der Hanseboot 2006 - Webseite der Harlekin
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