Südseeträume (6):
- mit SY SARITA zu den schönsten Inseln dieser Welt

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Der falsche Pass

„Zu den Paradiesen führt keine Autobahn, sondern nur unbequeme Schleichwege“, schrieb mir der unvergessene Segel-Schriftsteller und Autor der Barawitzka-Bücher, Karl Vettermann, über seinen Besuch in den Tuamotus. Und meinte damit jene Schwierigkeiten in den gefürchteten Pässen. An unserem nächsten Ziel würden wir solche Probleme nicht haben, denn dort würden wir auf einen sogenannten „toten“ Pass treffen, also gar nicht in die Lagune einfahren müssen. Toau stand auf unserer Törnplanung.

Der Passat hatte sich durchgesetzt, und so segelten wir mit 15 Knoten aus 80 Grad unter Groß und Genua durch die Nacht. Kein anderes Atoll lag zwischen Kauehi und Toau, so dass wir nicht einmal das Radargerät für die Navigation in der finsteren Nacht bemühen mussten. Erst am frühen Morgen schalteten wir es ein, um das Riff von Toau zu identifizieren. Unser Ziel lag an der Nordwestecke von Toau, so dass wir „oben“ um das Riff herumsegeln mussten, um zum falschen Pass zu kommen. Beim ersten Sonnenlicht setzte sich ein Tölpelpärchen auf das Bimini-Verdeck, gerade so, dass es der Rudergänger nur sehen konnte, wenn er sich weit zurücklehnte. Die zwei Vögel erwiesen sich als recht neugierig. Oder war es Furcht? Denn sie verbogen ihre Hälse, um dem Rudergänger im Cockpit ins Gesicht zu blicken.

Aus der Karte wurde der falsche Pass gemessen und in das GPS nach Breite und Länge eingetippt. Sofort zeigte das Hand-GPS Kurs und Entfernung zum Pass genauestens an. Warum „falscher“ Pass?

Nur ein Yachtsegler kann hier die richtige Erklärung geben. Hätten wir uns nämlich mit einer polynesischen Piroge, einem Auslegerboot mit wenigen Zentimetern Tiefgang, genähert, dann wären wir in den Pass eingelaufen und nach einer Passfahrt von ein paar hundert Metern in der Lagune gelandet. Anders mit einer Yacht. Da beginnt der Pass als dunkelblaue Rinne mit einer schnell aus über hundert Meter ansteigenden Echolotanzeige - typisch für einen Pass - bis zwanzig oder dreißig Metern Tiefe. Bevor die Yacht aber die Lagune erreicht hätte, würde das Echolot Alarmtöne pfeifen, und auf dem Display stünde nur noch eine „Eins“ oder eine „Null“ vor dem Komma. In diesem Moment läßt sich schon von Deck aus beurteilen, dass die Wassertiefe voraus nur noch ein paar Dezimeter beträgt. Für eine Yacht mit mehr als einem Meter Tiefgang gab es in der Anse Amyot keinen Pass in die Lagune. Sie hatte draußen zu bleiben. Das war ein Unikum in den Tuamotus: Für den notwendigen Wasseraustausch zwischen Lagune und der offenen See reichten die wenigen Fuß Tiefe im falschen Pass durchaus, doch schiffbar war er nicht, die Lagune war über diesen Wasserweg nicht zu erreichen - der Pass war sozusagen „tot“.

Als wir noch eine Meile vom Riff entfernt waren, hatte ich im Fernglas mehrere Gestalten gesehen, die hektisch umherrannten. Im „Pass“ stand wenig Strom, so konnten wir in Schleichfahrt einlaufen. Die Gestalten entpuppten sich als zwei junge Burschen, einer davon mit sehr polynesischen Gesichtszügen und strohblondem wuseligem Haar. Sie standen in einem Speedboot mit mindestens hundert Pferdestärken dran und winkten uns mit einem armdicken Tampen in der Hand. Beim Näherkommen zeigte das Echolot immer noch runde 20 Meter Tiefe. Ich blickte auf den Tampen und sah, wie dieser zu einer Boje führte, offensichtlich mit einer Muring dran. Wir nahmen den Tampen entgegen und machten die Sarita fest. Das ersparte uns glatt eine Stunde Arbeit mit unseren Ankerfragmenten. Dankbar bemerkten wir, dass die Jungen sehr vorsichtig mit ihrem Speedboot waren, es von der Sarita fernhielten, so wie man es eben macht, wenn man gewohnt ist, mit Yachten umzugehen. Bevor wir die jungen Polynesier an Bord bitten konnten, waren sie schon wieder verschwunden. Offensichtlich wussten sie, dass man auf einer Yacht nach dem Anlegen gerne aufklariert, sich etwas sammelt und auf die Fahrt zurückblickt. Das war ein Empfang, wie man ihn sich als Yachtsmann wünscht!

Nachdem das Sonnensegel ausgebracht war, setzten wir uns ins Cockpit. Wie im Kino hatten wir das Paradies vor Augen: Die Sarita auf tiefblauem Wasser, das sich zum Ufer hin allmählich aufhellte, von Blau in ein strahlendes Smaragdgrün überging, bevor es mit der Uferlinie verfloss. Drüben, keine hundert Meter entfernt, standen mehrere kleine Hütten. Die letzten Berichte, die wir über diesen Platz aus den SSCA-Heften und aus Charlie’s Charts (eine Art Sammlung von amerikanischen Sportbootkarten für die Südsee) bekommen hatten, sprachen von einem kleinen Dorf mit 12 Einwohnern in der Anse Amyot, wie diese Bucht genannt wurde.

Nach dem Frühstück motorten Carla und ich ans Ufer. Selbst für dieses kleine Stück war es ratsam, den Außenborder zu benutzen. Zwar war die Strömung im Pass nicht spürbar, doch das konnte sich schnell ändern. Dann konnte der Strom so stark werden, dass man mit Rudern keine Chance mehr hätte, dagegen anzukommen. Die Gefahr, aufs offene Wasser hinauszutreiben, war zwar gering, unterschätzt werden durfte sie aber nicht. Als wir das Ufer betraten, sahen wir vor einer Hütte zwei polynesische Frauen sitzen, die sich als Rosette und Diana vorstellten. Sie sprachen nur wenig Englisch, trotzdem verstanden wir uns gut. Wenn du eine Insel zum ersten Male betrittst und zwei Frauen stellen dir Saft und Kuchen hin, braucht man nicht miteinander zu sprechen, um sich gut zu verstehen. Der Saft war eiskalt, also gab es auf der Insel auch Strom für den Kühlschrank, oder dieser wurde, was seit der Jahrhundertwende in Polynesien üblich war, mit Petroleum betrieben.

Wir hatten ein paar Flaschen Bier und zwei große Pampelmusen mitgebracht, die noch von den Marquesas-Inseln stammten und sich bestens gehalten hatten. Die beiden Frauen freuten sich über die Pampelmusen, lehnten das Bier aber mit der Bemerkung ab, dass sie selbst eine Snackbar betreiben würden und wir dort Bier, sogar Whiskey oder Rum kaufen könnten. Ein klein wenig enttäuschte es uns schon, dass nunmehr auch in der berühmten Anse Amyot der Kommerz eingezogen war.

Anse Amyot - Highlight im Paradies

Berühmt und keine Yacht hier vor Anker außer der Sarita? In den SSCA-Heften wurde die Anse Amyot immer schon als Highlight in den Tuamotus beschrieben, deshalb wussten wir auch sofort, dass Rosette als Mutter von sieben Kindern die Chefin auf der Insel war und dass auf der Insel nur 12 Bewohner, eine einzige Familie, lebten. Im Laufe des Gesprächs kam heraus, dass nur ungefähr 20 Yachten die Insel besuchten, pro Jahr wohlgemerkt. Schnell war dann auch das Gästebuch zur Hand, wo sich die Gäste eingetragen hatten. Aus der „Snackbar“ hatten wir inzwischen kühles Hinano-Bier bestellt und lasen mit Genuss das liebevoll geführte Gästebuch. Ich habe schon Hunderte von Gästebüchern in Yachtzentren in der Hand gehabt und habe gelernt, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Rosette und ihre Schwester konnten die wenigsten Einträge lesen, erfreuten sich aber an den Zeichnungen und ahnten meist, welche Freundlichkeiten in dem leicht zerfledderten Heft standen. Danach befanden wir uns an einem ganz besonderen Ort, denn selten habe ich so zahlreiche Formulierungen in einem Gästebuch gelesen, die die Rührung über eine derart großzügige Gastfreundschaft nur knapp verbargen.

Als wir uns verabschiedeten, luden uns Rosette und ihre Schwester Diana zum Abendessen ein. Vorsichtig wiesen sie uns darauf hin, dass wir für die Getränke bezahlen müssten, schließlich führten sie eine Snackbar. Nachdem wir aufgestanden waren, ließen sie mit einer Leine eine Bretterwand vor dem großen Hüttenfenster herunter, hinter dem ins Holz geschnitzt war: „Snackbar Anse Amyot“.

Langsam merkten wir, dass es den beiden Frauen gar nicht ums Geldverdienen ging. Sie waren nur stolz, dass sie auf ihrer Insel nunmehr auch einen Geschäftsbetrieb hatten. Doch der war sicher kein Geschäft, denn vor unserer Ankunft hatte es ja für die Snackbar nicht einen einzigen Kunden gegeben. Auf der Insel wohnten ausschließlich zwölf Familienmitglieder, sicher keine besonders gut zahlenden Gäste der „Bar“! Wie wir im Laufe des Gesprächs erfuhren, war es ursprünglich auch nicht die Idee der Menschen auf dieser winzigen Insel gewesen, eine Bar einzurichten. Doch konnte ich mir gut vorstellen, wie eine nach der anderen Besucheryacht, frei nach kapitalistischer Denkweise, den Damen klargemacht hatte, doch nicht alles herzuschenken, sondern dafür auch Geld zu nehmen. Als dann schließlich zwei Tramper, keine Yachtleute, aus Deutschland angekommen waren, die recht kunstvoll den Namenszug „Snackbar“ ins dicke Holz eingraviert hatten, gab es für die Menschen von Anse Amyot kein Halten mehr. Das erste „Geschäft“ war eröffnet.

Was für ein Festmahl war das Abendessen! Fast die ganze Familie war versammelt, vor allem der Chef der Insel, nämlich Taupiri, ein besonders herzlicher Polynesier mit gütigem Blick, gerade in dem Alter, wo polynesische Männer (genauso wie die Frauen) anfangen, etwas in die Breite zu gehen. Stolz präsentierte er die Fische, die er speziell für dieses Abendessen mit der Harpune „geholt“ hatte. Richtig, „geholt“ hatte er sie, denn „fischen“ wäre nicht der richtige Ausdruck. Taupiri geht nicht mit der Angel auf Fischfang, sondern mit der Harpune. Und er bedient sich im Pass, wie ein anderer in seinem Garten das Obst pflückt. Groupas, wohl die berühmtesten Speisefische aus dem Meer, schwimmen nicht einfach zwischen Korallenköpfen in zwei Metern Tiefe herum, sondern stehen gerne in 20 bis 30 Metern Tiefe im Pass, wo sie ihrerseits auf Beute lauern. Dort holt sie Taupiri ab. Wohlgemerkt, er taucht ohne Flasche mit seiner einfachen Harpune und kommt regelmäßig nach etwa einer Minute wieder hoch, den zappelnden Groupa an der Pfeilspitze. Ein Griff in die Augen, und schon fliegt der Fisch ins mitgeschleppte Boot. Dann ist Taupiri schon wieder unten, um erneut mit einem dieser begehrten Speisefische, nicht mal prustend, an die Oberfläche zurückzukommen. Drei Minuten dauert das, und drei Groupas sind im Boot.

So muss es auch am Nachmittag gewesen sein, denn auf dem reich gedeckten Tisch waren in der Mitte drei Groupas, einer in Schwarz, einer in Rot und einer gefleckt, damit die Gäste einmal den Unterschied schmecken könnten. Als wir zögerten, meinte Taupiri treuherzig: „Die Augen sind das Beste“, quetschte mit den Fingern den Groupas die Augen aus und schlürfte sie laut hörbar hinunter. Als wir doch etwas verlegen reagierten, begann Taupiri dröhnend zu lachen und ermunterte uns, endlich zuzugreifen. Wir lassen uns das nicht zweimal sagen, können aber nicht annähernd den Tisch leerräumen. Denn die drei großen Groupas sind nicht viel mehr als eine Vorspeise. Die gütigen Menschen von der Anse Amyot haben alles aufgetischt, was Insel und Küche hergeben. Neben den Groupas standen Platten mit dem wohl berühmtesten tahitianischen Fischgericht, dem Poisson Cru, roher Fisch, in Limonensaft gegart oder mit der Milch der Kokosnuss bedeckt. Dazu wurden die verschiedensten Beilagen serviert, nämlich Reis, selbstgebackenes Brot, Brotfrüchte, süße Kartoffeln und, merkwürdigerweise, Donuts. Mehr noch, sie hatten eine Reihe von Konserven geöffnet, die nicht so gut schmecken wie die Delikatessen aus dem Meer, doch wertvoller sind. Die kann man nicht im Garten vor der Haustüre „pflücken“, alle Konserven sind einen langen Weg hierher geskippert worden. Der nächste Laden ist in Papeete, denn auf Toau gibt es keinen.

Der Wein floss reichlich, und nach dem Essen griff Diana nach ihrer Gitarre, die nach jedem Lied reihum ging, so, als ob es das Natürlichste sei, dass jedermann dieses Instrument spielen kann. Der Cousin von Diana, gerade auf Besuch aus Tahiti, hatte ein kleines Keyboard dabei und begleitete die Lieder, so dass das Ganze recht professionell klang. Ein Lied ums andere wurde gespielt, Gitarre und Ukulele gingen von Hand zu Hand. Die meisten „typischen“ Südseelieder haben Melodien, die immer irgendwie bekannt klingen, was nicht wundert, denn Fremde sind bei den Polynesiern sehr willkommen - das war schon zu Zeiten von James Cook so -, so dass deren Lieder gleich mit adaptiert werden. So geht jedem die tahitianische Musik leicht ins Ohr.

Der Rotwein (aus Frankreich importiert) schmeckte uns, aber nicht allen. Diana und ihr Cousin tranken schön brav Coca Cola. Sie erklärten uns, sie seien bei den Blaukreuzlern und hätten das Gelübde abgelegt, ein Jahr strikt keinen Alkohol zu trinken. Die Stimmung litt darunter nicht. Ein ums andere Lied wurde auf der elektronischen Orgel angestimmt, und die Anwesenden fielen ein. Die Kinder, insbesondere Dianas zehnjährige Tochter, begannen Tamure zu tanzen, und obwohl dies eine sehr deutliche Aufforderung zur körperlichen Liebe darstellt (der humorlose Capt’n Bligh von der Bounty hatte ihn als höchst unanständig und ordinär bezeichnet), wirkte der Tanz anmutig und charmant.

Auch Taupiri, der Seemann, griff sich die Gitarre und demonstrierte, gut hörbar, den härteren Rhythmus des Tamure aus den Tuamotus im Vergleich zu den Liedern von den Marquesas und Tahiti. Er kannte die verschiedenen Musikrichtungen deshalb so gut, weil er, wie die meisten Polynesier, weit verstreut über ganz Polynesien Verwandte hatte. Diese Tatsache war nicht ungewöhnlich, waren doch die Polynesier immer schon für ihre fast fanatische Reiselust bekannt. Einen Gast zu haben, bedeutet in Polynesien eine große Freude, es ist selbstverständlich, dass Gäste zum Essen eingeladen werden, um dann zu bleiben, solange sie wollen. Das ist eine alte Tradition, die sicher auch darin begründet liegt, dass Polynesien sehr dünn besiedelt war und ist, so dass der Gast Geschichten und Neuigkeiten mitbringt und so für Unterhaltung sorgt. Mit genau der gleichen Selbstverständlichkeit laden Polynesier sich auch selber ein.

Der Mann, der auf dem Außenriff schläft

Wegen ihrer Reiselust nennt man die Polynesier auch „Nomaden des Windes“. So schrumpft ein riesiges Gebiet wie Polynesien. Trotzdem waren wir überrascht, als sich herausstellte, dass Taupiris Vater, Papatoa, inzwischen leider verstorben war. Carla und ich hatten ihn bei unserem letzten Besuch in Ahe vor 15 Jahren kennengelernt, wo er als Bürgermeister residierte. Einer der Vorfahren von Taupiri habe „Parker“ geheißen, erzählte er uns und sei „wahrscheinlich“ Deutscher gewesen. Rosette wies darauf hin, dass einer ihrer Vorfahren „ein Chinese aus Taiwan oder Vietnam oder so“ gewesen sei.

Das hatten wir schon früher erfahren: Polynesier sind stolz auf ihre Ahnen, der Stammbaum muss möglichst international sein. Rassenvorurteile kennen Polynesier nicht. Auch von einem seiner Großväter erzählte Taupiri traurig: Dieser war eines der sechs Opfer, die auf Faaite von ihren Familien verbrannt worden waren. Unbegreifliche menschliche Natur!

Ich fragte Taupiri nach der Bedeutung seines Namens. Nicht ohne Stolz bezeichnete er sich als denjenigen, „der am Außenriff schläft“. Wer jemals versucht hat, am Außenriff auch nur kurz zu tauchen, weiß, dass dieser Name eine unvorstellbare Hochachtung vor den Tauchleistungen seines Trägers ausdrückt. Denn am Außenriff ist es fast immer unmöglich, auch nur zu schwimmen. Die Brandung würde jedermann auf die scharfen Korallen werfen, was schwerste Verletzungen nach sich zieht. Deshalb geht man solchen Herausforderungen am besten aus dem Weg und beschränkt sich beim Schnorcheln auf das Innenriff. Wenn also Taupiri solche mentale Kraft nachgesagt wird, dass er unbeeindruckt von den Mächten der Natur in der Brandung schlafen kann, so bedeutet dies, dass er sozusagen im Meer zu Hause ist. Taupiri bestätigte dies. Er erzählte, nicht unbescheiden, vom Fischen in 45 Metern Tiefe und von einem Tauchgang von erstaunlichen sieben Minuten Länge, ohne Flasche wohlgemerkt. Wir hatten von seinen unglaublichen Leistungen aus Erzählungen anderer Yachtleute schon gehört.

Von Haiunfällen in der Südsee hatte ich nur eine Handvoll Geschichten gehört. Die Haigefahr war also wirklich gering. Trotzdem fragten wir Taupiri nach Problemen mit Haien. Er lachte wie einer, der dies schon oft gefragt worden war: „Haie gibt es hier in Massen!“ Das stimmte sicher, denn als wir mit dem Beiboot angelandet waren, hatten wir am Strand über einen Haikadaver von zwei Metern Länge steigen müssen.

Taupiri fuhr fort: „Es gibt hier aber nur einen gefährlichen. Das ist ein Tigerhai von vier Metern Länge, der sich immer am Außenriff herumtreibt. Der tut mir aber nichts, denn ich bin mit ihm befreundet!“

Na ja, dachte ich, wenn ich eine Haiflosse sehe, sitze ich schon, gleichgültig ob Freund oder Feind, im Beiboot. Ich fragte den Cousin von Diana, ob er als Stadtmensch keine Angst vor dem Tigerhai habe. Ganz ernst antwortete er: „Nein, denn wenn ich dem alten Tigerhai im Wasser begegnen würde, würde ich ihm erklären, dass ich der Schwager von Taupiri, seinem Freund, bin!“

Taupiri strahlte soviel Souveränität aus, dass es kaum möglich war, zu ihm nicht volles Vertrauen zu haben. Deshalb hatten wir uns auch nicht die geringsten Gedanken wegen der Ciguatera gemacht, als wir an diesem Abend Unmengen von Fischen mit größtem Genuß verspeisten. Trotzdem erinnerte ich mich, dass Karl Vettermann geschrieben hatte, der Vater von Taupiri sei an Fischvergiftung gestorben. Ich wollte Taupiris Gefühle nicht verletzen, war aber auch neugierig. Deshalb fragte ich ihn sehr diskret nach der Todesursache seines Vaters. Der prustete gleich los, schlug sich auf den Bauch: „Irgendwie ist es schon richtig, dass mein Vater von Fischen vergiftet worden ist. Der hat nämlich so unheimlich viel Fisch gefressen, dass er schließlich 240 Kilogramm wog. Er wurde einfach zu fett, das war sein Ende, er starb, weil er sich überfressen hatte!“ Der liebenswerte Taupiri war auf einem ähnlichen Weg, denn das Meer gibt dort im Überfluss.

Ernten in Toau

Fallen über dem Riff von Toau warten wochenlang auf Fische, die später in die teuren Restaurants nach Tahiti verkauft werden. Taupiri lud uns für die nächsten Tage ein, mit ihm zu den Reusen rauszufahren und der Familie bei der Arbeit zuzuschauen. Rosette dagegen forderte uns auf, zunächst noch die schmutzige Wäsche zu bringen, damit diese in Ordnung gebracht würde.

So, da saßen wir nun auf einer einsamen Südseeinsel und hatten schon ein volles Tagesprogramm. Als wir am anderen Morgen mit unserer Wäsche im Beiboot ans Ufer fuhren, kam uns Diana mit einem Schubkarren entgegen, um den Wäscheberg zu einer Hütte zu karren, die sie als „Waschküche“ bezeichnete. Tatsächlich führten zu dem kleinen Holzhaus ein paar Gartenschläuche und sogar ein Stromkabel. Drinnen vibrierte eine moderne Waschmaschine. Das Stromkabel verlief quer durch den Garten zu einer anderen Holzhütte mit dem dröhnenden Generator, der mit einem Seilzug angerissen worden war. Das Süßwasser kam aus einem Brunnen, was verblüffte, denn die Anse Amyot war nichts anderes als ein riesiger Korallenblock im Meer. Quellwasser in unserem Sinne gab es dort sicher nicht. Es war Regenwasser, das im Boden versickert war und nun, angereichert mit Mineralien, aus dem Korallenboden wieder hochgepumpt wurde.

Es war auch der Stolz auf diesen Komfort, weshalb Diana und Rosette unsere Wäsche versorgten. Auf einer langen Wäscheleine zwischen den Palmen brauchte unsere Kleidung nur wenige Stunden zum Trocknen. Wir nutzten die Zeit und machten Videoaufnahmen von der Familie Taupiris, wie sie im Garten Tamure spielt, singt und tanzt. Ganz hingerissen waren Taupiris Kinder, als ich sie nach den Aufnahmen auf die winzige Mattscheibe des Suchers blicken ließ. Das nur briefmarkengroße Bild faszinierte sie, obwohl sie nicht einmal den Ton hören konnten. Offensichtlich hatten sie sich noch nie in einem bewegten Bild gesehen. Taupiri hatte mir erzählt, dass er seine Söhne am Sonntagnachmittag kaum vom Fernseher im Wohnzimmer wegbekäme. Richtiges Fernsehen gibt es nicht auf Toau. Es ist außerhalb der Reichweite aller Sender, und eine Satellitenschüssel war nicht zu sehen.

Da kam mir die Idee, meine Kamera an den Fernseher anzuschließen. Ich hatte ein einziges Verbindungskabel dabei, aber ob ich damit meine hochkomplizierte Digitalkamera an einen Fernseher mit einem anderen System anschließen könnte, bezweifelte ich stark. Und tatsächlich, auch als ich alle Buchsen an Kamera und TV-Set durchprobiert hatte, war nicht für eine Sekunde ein Bild aus der Kamera auf der Mattscheibe erschienen, vom Ton ganz zu schweigen. Die Augen der Kinder Taupiris bettelten weiter. Da hatte der Cousin eine glänzende Idee: Er brachte mir von seinem Keybord ein brüchiges Kabel. Nachdem ich den roten und den weißen Stecker in irgendwelche Buchsen reingedrückt hatte, flimmerte das Bild, stand dann, und das Wohnzimmer war plötzlich vom polynesischen Gesang erfüllt, und auf der Mattscheibe war unter Palmen Taupiris Familie zu sehen. Sie kugelten sich auf dem Boden vor Vergnügen, selten habe ich Menschen so lachen gesehen.

Nachdem wir zum x-ten Male das gleiche polynesische Lied gehört hatten, war unsere Wäsche auf der Leine endlich getrocknet. Aber wir hatten uns getäuscht, als wir dachten, wir würden sie jetzt auch zurückbekommen. Der Generator wurde mit knatterndem Getöse wieder gestartet, und Diana fuhr die Wäsche in ihrem Schubkarren erst dann wieder zum Landeplatz für unser Beiboot, als sie Stück für Stück sorgfältig gebügelt hatte. Wir hatten versucht, sie von dieser Arbeit abzuhalten, denn die Wäsche, in der Meeresbrise getrocknet, war für uns Yachties glatt genug. Aber Diana erklärte uns, Wäschebügeln sei ihre Lieblingsbeschäftigung.

Taupiri und seine Söhne waren inzwischen schon bei den Reusen. Als wir dort später mit Schnorchel und Maske ins seichte Wasser sprangen, bot sich uns ein ganz unwirklich farbenfroher Anblick. Hinter den Drahtzäunen im Wasser drängten sich Tausende der farbenprächtigen Fische. Doch nicht nur Rifffische glotzten uns durch die Drahtmaschen an, sondern auch Raubfische, die hinter dem labyrinthartigen Drahtverhau ihrerseits nach Opfern gesucht hatten. Jetzt war ihnen sichtlich der Appetit vergangen. Sie ahnten vielleicht, dass dies wohl die letzten Stunden ihres Lebens waren. Denn am anderen Tag mussten die Reusen geleert werden, um die Fische aus dem Wasser zu holen und sie für den Transport nach Tahiti vorzubereiten.

Das System dieser Fallen war recht einfach. Einige hundert Meter Drahtzaun waren auf dem Riff bis zu einer Tiefe von vielleicht zwei Metern errichtet worden, der die Fische in einen immer engeren Draht-Gang leitete, bis sie schließlich durch ein Loch mit einem Durchmesser, der für einen Menschen gerade reichen würde, in die letzte Kammer gelangt waren. Taupiri befand sich jetzt in dieser letzten Kammer und rief mich mit der Filmkamera herbei. Er hatte in dieser Kammer einen Hai entdeckt, den er mit der Harpune schnell erledigte. Auch einer riesigen Muräne schoss Taupiri ins Genick, löste sie vom Haken und warf sie über den Zaun, keine zwei Meter von meinem Gesicht entfernt, ins Wasser. Die Muräne riss ihren Rachen auf und zeigte mir ihr offenes Maul, das mit scharfen Zähnen besetzt war. Taupiri lachte brüllend los, als er meine Abwehrbewegungen sah. Ich fand dies gar nicht lustig, denn das Ungetüm schlängelte vor meinem Gesicht herum und schnappte mit dem gräßlichen Maul hin und her. Taupiri versuchte mir zu erklären, dass sie „eigentlich“ schon tot sei, denn er habe sie genau ins Genick getroffen, und die Bewegungen seien nur noch Reflexe. Trotzdem war ich heilfroh, als das eineinhalb Meter lange Tier endlich reglos auf den Grund sank.

Geschenkt bekommt man auch in der Südsee nichts, denn offensichtlich mussten die Drahtreusen gründlich gewartet werden. Möglicherweise war daran auch der einfache Eisendraht schuld, der im Salzwasser sicher kein ewiges Leben hat. Taupiri und seine Söhne schwammen jedenfalls stundenlang am Drahtzaun entlang und reparierten die löchrigen Stellen mit Schnüren und Zangen. Wenn die schadhafte Stelle so tief lag, dass sie nur mit dem Kopf unter Wasser bearbeitet werden konnte, tauchte Taupiri ab, und seine beiden Söhne stellten sich auf seinen Rücken, damit er zwei Hände zum Arbeiten freibekam. Durch die Maske sah ich dann Taupiri, wohlgemerkt ohne Tauchgerät, am Drahtzaun so lange arbeiten, wie wenn er Kiemen zum Atmen bekommen hätte. Wenn er dann nach einer scheinbaren Ewigkeit auftauchte, rang er nicht etwa nach Luft, sondern redete mit seinen Söhnen so ruhig, als sei er gerade aus dem Schlaf erwacht - „Taupiri, der auf dem Außenriff schläft“!

Jetzt kannten wir schon einigermaßen den Tagesablauf in der Anse Amyot. Es war nicht so, dass die „Männer“, also Taupiri und seine Söhne, nur arbeiteten, wenn es ihnen gerade einfiel. Werktags waren sie regelmäßig mit den Fischen beschäftigt, ab und zu fuhren sie auch nach Apataki, um dort Wichtiges abzuholen. Denn Apataki hatte einen Flugplatz, der gelegentlich von Tahiti aus angeflogen wurde. Dorthin wurden auch Post oder ganz wichtige Ausrüstungsgegenstände geschickt. Dann galt es, diese mit dem Außenborderboot(!) abzuholen. Mich schauderte bei diesem Gedanken. Denn das Speedboot mit dem starken Außenborder daran, das war in unseren Augen bei weitem kein hochseetüchtiges Boot. Und unmittelbar nach dem toten Pass begann die echte Hochsee des Pazifiks mit Seegang wie auf dem offenen Meer. Taupiri kümmerte sich um meine Bedenken nicht. Stolz erzählte er, dass er bei gutem Wetter nur ein paar Stunden nach Apataki bräuchte. Und was ist, wenn der Außenborder versagt? Er lachte wie einer, der keine Angst kennt.

Tatsache ist aber, dass in regelmäßigen Abständen die Zeitungen von Papeete oder von Suva in Fiji darüber berichten, wie im Pazifik kleine Fischerboote mit kaputtem Außenborder nach ein paar Monaten aufgefunden werden. Manchmal überleben die Vermissten dabei sogar. Ich bin mir sicher, dass solche Irrfahrten immer schon stattgefunden haben, also auch damals, als die Polynesier mit kleinen Auslegerkanus unter Segel im Pazifik die paar Dutzend Meilen von einer Insel zur anderen unterwegs waren. Möglicherweise waren die sagenhaften, heute so unerklärlichen „Entdeckungsfahrten“ der Polynesier vor tausend Jahren, so zum Beispiel von Tahiti nach Hawaii, nichts anderes als verunglückte Inselhüpferei.

Perlen wurden in der Anse Amyot nicht gezüchtet. Irgendwie wirkte sich dies positiv auf die Stimmung der Leute aus. Etwas zu züchten, also etwas Künstliches herzustellen, noch dazu für japanische Geschäftsleute, war, so schien es, den Menschen von Toau zuwider. Vielleicht hatten sie auch einmal die Fotos von den Tonnen „schwarzer Perlen“ in banalen Plastiksäcken gesehen, die an die Syndikate geliefert wurden, und hatten sich Gedanken darüber gemacht, dass der Preis für schwarze Perlen bald nicht mehr (oder schon lange nicht mehr) von der Rarität bestimmt, sondern von clever kalkulierenden „Geschäftsleuten“ künstlich „gemacht“ wird. Trotzdem strahlten die Augen von Rosette, als sie Carla eine makellos runde dunkelgrüne Perle mit einem Augenzwinkern in die Hand drückte.

Fische aus der Lagune zu holen, war etwas ganz anderes. Hier nahm man entgegen, was die Natur freizügig von sich aus anbot. Dies war auch einträglich. Die Ankunft des Fischerbootes stand morgen bevor, wie jeden Monat, wenn ein vielleicht dreißig Meter langer Schoner nach Toau kommt, um die Fische, die Taupiri einen Monat lang in seinen Reusen gesammelt hat, abzuholen.

Am Nachmittag besuchten Taupiri und die ganze Familie die Sarita an der Muring. Wir konnten sie nicht überreden, auch nur kurze Zeit nach unten in den Salon zu gehen, sie wollten im Cockpit sitzenbleiben. Wir spürten, dass sie dachten, der Salon sei das Wohnzimmer, da würden sie zu tief in die Intimsphäre der Gäste eindringen. Vornehme Menschen!

Taupiri begutachtete unser Angelzeug. Aber als wir ihm erzählten, dass dies nicht viel tauge, weil wir nicht genügend gefangen hatten, lächelte er, deutete auf den Pass und meinte: „Dort jagt der Thunfisch, wir holen uns einen!“ Er lud uns in sein Speedboot ein, und kurze Zeit später stoben wir schon mit 60 Stundenkilometern durch den Pass nach draußen. Die Dünung war so hoch, dass wir uns alle festhalten mussten, um nicht aus dem Boot rauszufliegen. Taupiri nahm nur wenig Gas weg, als er begann, vor dem Pass hin- und herzufahren. Er mochte ein großer Fischer sein, aber mit unserer Angelleine mit dem komischen Köder dran würde er nie und nimmer einen Thunfisch fangen können.

Aber Taupiri schien anderer Meinung zu sein. Er deutete auf einen Flecken im Wasser, der zu kochen schien. Wir konnten sie nicht sehen, aber wir wussten, dass die Wasseroberfläche von kleinen Fischen aufgewühlt wurde, die auf der Flucht vor dem räuberischen Thun waren. Sie hatten nur dadurch eine Überlebenschance. Die Thunfische sie nicht alle auf einmal holen, auch nicht die zahlreichen Tölpel, die über ihnen kreisten. Das ist die grausame Natur. Einige würden überleben, während ihre Artgenossen in den Mägen der Räuber verschwinden würden.

Aber da war noch Taupiri. Zufrieden saß er mit seinem braungebrannten Bauch, der ihm etwas über die Shorts hing, am Heck, den Gasgriff des Außenborders in der einen Hand und die Angelleine in der anderen. Die Mütze mit dem Solar-Ventilator, die wir eigentlich seinen Söhnen Stelleo und Gaston geschenkt hatten, hatte er sich zum Schutz vor der untergehenden Sonne tief ins Gesicht gezogen. Dass Taupiri die Perlonleine aus der Hand fuhr, lag sicher nicht nur daran, dass er dem Thun durch zupfende Bewegungen einen kleinen Fisch auf der Flucht vortäuschte, sondern dass er, wenn der Fisch beißt, die dünne Leine elastisch machen wollte, damit sie nicht mit der Beute abreißen würde. Plötzlich schrie Taupiri triumphierend auf. Aber dann riß es ihn blitzschnell so nach achtern, dass er sich mit den Zehen am Decksrand neben der Außenborderhalterung einkrallen musste, um nicht über Bord gerissen zu werden. Er hätte auch loslassen können, doch vertrug es sich nicht mit seinem Stolz, die Angelleine einfach ausrauschen zu lassen und so die Fischleine zu verlieren. Der Fisch an der Angel musste so mächtig sein, dass selbst Taupiri nicht damit gerechnet hatte. Vielleicht war es sogar sein Freund, der Tigerhai, der seinerseits die gefräßigen Raubfische gejagt hatte. Taupiri hing jedenfalls mit letzter Kraft und in seiner ganzen Körperlänge an der Perlonleine, und seine Arme schienen immer länger und länger zu werden. Dann ein Ruck - und der enttäuschte Gesichtsausdruck von Taupiri sagte alles. Er zeigte uns das durchgebissene Stahlfach: „A real big tuna!

“ Ich war ganz froh, denn so wie ich Taupiri inzwischen kennengelernt hatte, hätte er uns diesen kapitalen Fang, eineinhalb Meter lang oder so, sicher geschenkt. Es wäre unhöflich gewesen, das nicht anzunehmen, aber was hätten wir mit einem Zentner Fisch auf der Sarita angefangen?

Die Tölpel von Toau

Vor dem Abschiedsessen hatte Taupiri im Garten hinter dem Haus ein Feuer entzündet. Darauf befand sich ein riesiger rabenschwarzer Kochtopf. Mit einem Pirogen-Paddel rührte Taupiri in einer graubraunen Masse herum. Nach dem Sonnenuntergang servierte er sein Werk, das an den zahlreichen kleinen Knochen als Geflügel zu erkennen war. Den Geschmack kannte ich nicht, er war gewöhnungsbedürftig. Neun Tölpel hatte Taupiri am Morgen auf dem Riff für uns aus der Luft gefangen. „Tölpel sind die erlesenste Delikatesse“, meinte er. Ich musste an den Tölpel in Kauehi denken, der sich für eine halbe Stunde bei uns auf der Reling niedergelassen hatte, und an das Tölpelpärchen auf dem Bimini-Verdeck der Sarita, das mit uns in den toten Pass eingelaufen war. Ich blickte auch hinüber zu dem Platz, wo Taupiris Speedboot im Wasser schaukelte. Davor stand ein Baum mit einem Brett zwischen den Ästen und darauf, gerade in Griffhöhe, saß ein schneeweißes flaumiges Knäuel, das gelegentlich mit den Stummelflügeln schlug. Ein junger Tölpel, der von den Kindern jeden Tag mit Fischen gefüttert werden musste. Er konnte nämlich noch nicht fliegen. Tölpel brauchen nach der Geburt ein Jahr, bis sie die Geschicklichkeit in der Luft erlangen, die ihre Eltern berühmt gemacht hat und die den Namen „Tölpel“ so unverständlich macht. Die Langusten - nicht wenige, ein Dutzend hatte Taupiri in der Nacht am Außenriff gefangen - mundeten dagegen köstlich.

Zum letzten Mal erwachten wir am nächsten Morgen in der Anse Amyot. Statt noch vor dem Frühstück ins glasklarblaue Wasser des Passes zu springen, fuhren wir zu den Fischreusen, um ein einmaliges Schauspiel mitzuerleben. Taupiri und seine Söhne ernteten die Früchte des Meeres. Denn das Schiff aus Tahiti wurde erwartet, das den Fang nach Papeete transportieren sollte, um dort in den teuren Restaurants die Touristen zufriedenzustellen, die sich solche Fische leisten konnten.

Ein ums andere Mal wurde das Speedboot mit vielen Zentnern zappelnder Fische gefüllt, die in allen Regenbogenfarben glänzten. Diana und Rosette waren schon am Ufer, wo Tausende von Fischen auf den Boden geleert wurden. Mit nackten Beinen stapften die Frauen zwischen den zappelnden Leibern umher und fädelten die Fische, je nach Rasse, mit Palmfasern durch die Kiemen auf. Mehr nach Blumenkränzen als nach Fischen sah das Ergebnis aus. Rosette zeigte mir die einzelnen Arten und erzählte stolz, dass dieser oder jener im Restaurant in Tahiti immerhin zwanzig Dollar kosten würde. Sie würden nur zwei Dollar vom Händler, „nebenbei“ Chef des Zollamtes in Tahiti, bekommen. Na ja, sehr viel Geld sei das nicht, wenn man die Restaurantpreise sehe, doch wenn man damit nicht zufrieden sei, würde eine andere Insel mit der Lieferung der Fische beauftragt werden, obgleich natürlich woanders die Fische bei weitem nicht so schön seien, vielleicht sich auch mal ein Fall von Ciguatera einschleichen würde.

Welcher denn der teuerste Fisch sei, wollte ich wissen. Rosette hob einen besonders farbenprächtigen hoch: der Königsfisch. Merkwürdig, dachte ich, das ist ja eine Papageienfischart und Papageienfische, überhaupt Riff-Fische, haben früher - als es noch wenig Touristen gab - nicht als besonders gute Speisefische gegolten. Wie sich doch der Geschmack geändert hat!

Bevor wir endgültig Abschied nahmen, beluden wir unser Beiboot randvoll mit ein paar hundert Konserven, fast dem gesamten Vorrat, den wir auf den Marquesas-Inseln eingekauft hatten. Wir würden uns bald wieder in Geschäften mit Vorräten eindecken können. Für die Menschen von der Anse Amyot aber ist jede Dose eine kleine Kostbarkeit, weil sie keine Möglichkeit haben, Konserven einzukaufen. Wir waren aber ziemlich sicher, dass sich der Inhalt dieser Dosen erst dann wieder auf dem Tisch bei den Taupiris findet, wenn die nächste Yachtbesatzung zum Abendessen in die Snackbar von Anse Amyot eingeladen wird.

Als wir ein paar Stunden später ausliefen, hatten wir nochmals alle kunstvoll geflochtenen Blumenkränze, die uns die Familie Taupiri am Vorabend ins Haar gedrückt hatte, aufgesetzt. Der falsche Pass war diesmal so leise, murmelte nur noch, dass wir noch lange die Lieder vom Strand, wo sich die zwölf Bewohner der Insel mit Keyboard, Gitarre und Ukulele aufgestellt hatten, hören konnten. Carla nahm ihre Blumen und warf sie ins Heckwasser, was nach polynesischem Brauch die Rückkehr an diesen Platz verheißt. Es wird bis dahin nicht viel Zeit vergehen ... Vor dem Bug unserer Yacht war der Weg nun frei nach Tahiti, den Gesellschaftsinseln mit den berühmten Inselperlen Moorea, Bora Bora, Huahine, Raiatea und Maupiti. Um es mit den Worten Vettermanns noch einmal zu sagen: „Der schönste Segel-Highway der Welt!“

Die Launen des Yanmar

Alle waren ein klein wenig leiser, als wir die Segel mit der ausgerollten Genua setzten. Der Passat war wieder da, und in melancholischer Stimmung nahmen wir den Sundowner in die Hand, um die Nacht zu erwarten. Die ersten Satelliten und Sterne waren schon aufgegangen, als der Wind wegstarb und uns mit kaum spürbarer Dünung alleine ließ. Nur zögernd starteten wir die Maschine, denn allmählich machten wir uns Sorgen um unseren Dieselvorrat. Obwohl ich früher ein geradezu fanatischer Segler gewesen bin, der sich um das Motoren drückte, wo es nur gerade ging (einmal lagen wir sage und schreibe acht volle Tage in einem Flautenloch mitten auf dem Atlantik), fühle ich mich heute nicht mehr gut, wenn ich manövrierunfähig in der Nacht in der bleiernen See rumtreibe. Ich habe inzwischen so häufig die Erfahrung machen müssen, dass auf hoher See fernab der viel befahrenen Schifffahrtsstraßen in der Großschifffahrt gelegentlich kein Ausguck gehalten wird, dass die Mannschaft nicht selten schlicht betrunken ist, oder dass im besten Fall nur gelegentlich ein Blick auf den Radarschirm geworfen wird. Ehrlich gesagt: Ich habe inzwischen Angst, mich in der Dunkelheit auf mein Vorfahrtsrecht als Segler in der Flaute zu verlassen.

Selbst wenn wir mit dem verbliebenen Sprit gerade noch nach Tahiti kommen würden, müssten wir bei der Einfahrt durch den Pass nach Papeete mit der Maschine fahren, um bei Flaute den Anordnungen des Hafenkapitäns nachkommen zu können. Auch Berufsseeleute haben heute kein Verständnis mehr, wenn ein Segelschiff nicht schnellstens aus der Fahrbahn für die Großen verschwindet. Das war früher anders, denn damals waren viele Berufsseeleute auf Großseglern ausgebildet worden, kannten sich also im Umgang mit natürlichen Antriebskräften bestens aus, hegten meist noch eine romantische Liebe zu Segelschiffen.

Erst als wir festgestellt hatten, dass an Bord der Sarita noch ein Reservekanister vorhanden war, der im Notfall ausreichend Diesel für die Hafenansteuerung in Tahiti enthielt, drehten wir die flappenden Segel ein und starteten den Motor.

Genau bei 1800 Umdrehungen starb er zuverlässig ab, sprang aber auch ebenso zuverlässig wieder an. Er hatte sich also nicht geändert. Warum auch? Der wegen seiner kernigen (und gelegentlich beleidigenden) Aussprüche legendäre Motorbootjournalist „Hänschen“ Strepp hatte einmal geschrieben: „Maschinen haben keine Launen!“ Das sollten wir Blauwassersegler uns hinter die Ohren schreiben. Es heißt im Klartext: Hinter jedem technischen Problem steht eine Ursache, und es hilft nichts, sich in die eigene Tasche zu lügen. Mit unserem Maschinenproblem taten wir das aber!

Am nächsten Morgen war unser braver Yanmar-Diesel schlecht gelaunt. Bei bleierner Flaute stellte er die Arbeit schon unter 1800 Umdrehungen ein. Es war das gleiche Geräusch, wie sonst üblich, als er abstarb, so als ob man den Gashebel zurückziehen und gleich danach den Stopknopf drücken würde. Alles ganz normal also, bis auf den kleinen Unterschied, dass der Gashebel nach vorne geschoben blieb und niemand den Bowdenzug bewegt hatte. Alles gute Zureden half nichts. Der Diesel sprang zwar willig an, röhrte ohne Belastung bis zur maximalen Drehzahl, wenn man aber bei eingelegtem Gang den Gashebel bis über die 1500 Umdrehungen hinaus schob, quittierte er seinen Dienst. Allenfalls 1400 Umdrehungen wollte er laufen. Das gab uns bei Windstille eine Geschwindigkeit von knapp unter vier Knoten. Und Tahiti war noch hundert Meilen entfernt. Naja, irgendwie würden wir es bis dorthin wohl schaffen, und dann könnten wir alles in Ordnung bringen lassen: die Batterien, das Ankergeschirr und vor allem die Maschine.

Wir lauschten fortwährend auf den Yanmar, was mich wunderte, denn eigentlich hätte ich mich als Segler doch nicht vor einem Motorausfall fürchten dürfen. Irgendwie wären wir mit dem Problem fertig geworden, aber solange er unter dem Niedergang schnurrte, war ich ganz zufrieden. In der Ferne zeichneten sich zunächst die hohen Berge von Tahiti ab, und als wir näher kamen, konnten wir im Fernglas ganz gut Point Venus mit dem hohen Leuchtturm ausmachen.

An die Wasserfront

Ich war nervös wie jemand, der nach jahrelanger Abwesenheit wieder nach Hause kommt. Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Wie hatte sich alles verändert? Als Carla und ich eineinhalb Jahrzehnte zuvor nach fast vierjährigem Aufenthalt aus Tahiti abgesegelt waren, hatten wir noch schnell zuvor unser Grundstück in Moorea in der Cooks Bay verkauft. Was würde dort jetzt sein? Es war eines der schönsten Grundstücke, die ich kenne, dreißigtausend Quadratmeter mit einem ungeheuren Panoramablick vom Berg aus. Die Augen konnten vom Riff bis tief in die Cooks Bay hinein und weiter zum Dorf Pao Pao schweifen. Unten am Wasser hatte ich damals eine Segelschule eröffnen wollen. Nach drei Jahren hatten wir resigniert. Nicht ein einziger unserer Anträge an die Regierung um Arbeitserlaubnis, Baugenehmigung und so fort wurde beantwortet. Was würde auf diesem Traumgrundstück am Wasser mit dem steilen Berg dahinter jetzt sein? Wahrscheinlich hatte der Käufer, ein Franzose mit einem tahitianischen Strohmann, ein Hotel hochgezogen. Denn angeblich boomte der Tourismus in Tahiti und den benachbarten Inseln.

Auf Tahiti sollte es jetzt Marinas und Charterunternehmen geben. Als wir mit unserer Thalassa II dort gewesen waren, hatte es in Polynesien insgesamt nur 18 Yachten gegeben, die von der Regierung die Erlaubnis zum Verchartern erhalten hatten. Auf Raiatea sollen sich die Großen unter den Vercharterern, wie Moorings, breitgemacht haben. Wir würden sehen.

Ob wir im Hafen überhaupt einen Platz bekommen würden, fragten wir uns. Vorabinformationen hatten wir schon über Kurzwelle von amerikanischen Yachtleuten bekommen. Wir rechneten damit, dass wir mindestens in zweiter Reihe im Hafen von Papeete liegen bleiben könnten. Das würde schon reichen, denn für die notwendigen Arbeiten am Schiff mussten wir im Hafen von Papeete sein. Allein die Übernahme einer neuen Ankerkette machte dies notwendig.

Wasserfront von Tahiti - wahrscheinlich, der berühmteste Liegeplatz der Welt für Blauwasseryachten. Im Hafenhandbuch hatten wir gelesen, dass wir zum Einfahren in den Pass nach Papeete-Hafen eine Genehmigung vom Hafenkapitän wegen des Fähr- und Flugzeugverkehrs brauchen würden.Das verstand ich nicht, denn was sollte da schon für ein Fährverkehr herrschen? Die Keke III, die nach Moorea bis genau an „unser“ Grundstück in einer halben Stunde hinüberbraust, macht mit ihren MTU-Motoren nicht mehr als 20 Knoten. Und das mit der Fliegerei konnte ich erst recht nicht verstehen, schließlich hatte ich vor 15 Jahren in Tahiti Fliegen gelernt. Es gibt keine andere Landebahn wie die vom Flugplatz Faaa, von der ich so oft in meinem Leben gestartet bin. Deshalb wusste ich genau, dass auf der „Nullvier“, also in Richtung 40 Grad, jeder Flieger leicht so viel Höhe erreichen würde, dass er selbst mit hohen Masten eines Segelschiffes keine Probleme bekäme. Bis auf die PanAm-Maschine, die damals auf ihrem Weg nach Los Angeles nach ein paar hundert Metern in den Pass gefallen ist.

Je näher wir auf den Pass zumotorten, desto aufgeregter wurde ich, denn kurz vor dem Pass kreuzten wir unseren Auslaufkurs von vor eineinhalb Jahrzehnten, als Carla und ich auf der THALASSA II Papeete verlassen hatten, um direkt in die Brüllenden Vierziger und zum Kap Hoorn zu segeln. Ich konnte mich noch ganz genau an meine Gedanken von damals beim Auslaufen erinnern. „Würden wir jemals wieder nach Tahiti zurückkommen, würden wir Kap Hoorn schaffen?“ Dies lag nun schon lange zurück, vieles war inzwischen passiert, und jetzt wartete auf uns kein aufregendes Segelabenteuer, sondern Segeln in seiner schönsten Form, Südseesegeln eben.

Der Hafenkapitän funkte uns auf Kanal 72 die Genehmigung zum Einlaufen. Als wir 1972 zum ersten Mal nach Tahiti gekommen waren, war uns ein - kostenloses - Lotsenboot nach draußen entgegengekommen und hatte einen Kapitän in weißer Uniform auf unsere nur 10 Meter lange Thalassa übergesetzt, der uns mit unseren lächerlichen eineinhalb Metern Tiefgang sicher durch eine Einfahrt brachte, die so breit war, dass die größten Passagierdampfer der Welt, wie die Hanseatic oder die Queen Elizabeth II, ohne weiteres hätten einlaufen können, und in der praktisch niemals eine Strömung zu spüren ist. Ich wusste dies genau, denn schließlich war ich sicher schon hundertmal nach Papeete gelaufen.

Als wir nach Backbord drehten und die von den beiden Baken vorgegebene Richtlinie verließen, sah ich, dass sich seit unserem letzten Aufenthalt in Papeete kaum etwas verändert hatte. Das moderne Postgebäude, wo früher die Yachties ihre Post von zu Hause voller Erwartung nach langer Zeit der Ungewissheit in Empfang genommen hatten, stand immer noch an der gleichen Stelle, und kein neues Gebäude überragte es. „Ist hier alles überlaufen?“ fragte ich mich. Die Antwort, die mir der Blick in das innere Hafenbecken gab, war überraschend. Ich sah den Platz, an dem ich Wolfgang Hausner auf seiner Taboo zum ersten Male getroffen hatte, und die Stelle an der Betonpier, an der wir Eric Tabarly auf seiner Pen Duick III besucht hatten. Ich blickte auf das Eck an der Mole, wo jahrelang die Joshua von Moitessier gelegen hatte, und machte unseren Liegeplatz von 1972 aus, wo ich mit Hilfe von Bernard tauchenderweise das Ruder der Thalassa reparierte. Sogar die Stelle, wo Moitessier aus Protest gegen den Bau der Teerstraße (vergeblich) Bananenstauden angepflanzt hatte, entdeckte ich. Es hatte sich gar nichts verändert.

Sogar die dicken Abwasserrohre liefen noch wie früher in den Hafen hinein, und gleich daneben sprangen die Polynesierbuben ins Wasser. Dauerlieger gab es immer noch, wie an den langen Bärten am Unterwasserschiff zu erkennen war, nur waren neue hinzugekommen, die alten verschwunden. Und der Lärm von der Ufer- und Hauptstraße war noch immer so infernalisch wie früher. Und wieder fragte ich mich, was um alles in der Welt bringt einen Yachty dazu, in die Südsee zu segeln und sich dann in diesen stinkenden und dröhnenden Hafen zu legen, manchmal monatelang? Eine weitere Frage gibt die Antwort: Gibt es einen berühmteren Yachtliegeplatz auf der Welt als an der Wasserfront in Tahiti?

Aber etwas hatte sich zum Positiven verändert: Es waren mehr Liegeplätze als früher da. Hatten wir erst Vorsaison? Nein, im Gegenteil. Wie uns der Hafenkapitän über Kanal 72 erzählt hatte, sollte schon übermorgen die Parade sein, die großen Feste begannen. Waren wir hier früher immer in Zweierreihen vor Anker und vierzig Metern Heckleine gelegen, so konnten wir uns nun in Ruhe einen Liegeplatz aussuchen. Nur an die Pier durften wir nicht, weil dahinter schon die Tribünen für den großen Aufmarsch aufgebaut waren und Yachten mit ihren hohen Masten nicht die Sicht der Ehrengäste beeinträchtigen durften.

Gut, ich wusste, dass es hier in Tahiti eine Marina gibt, die sicher ein paar hundert Yachten aufnehmen würde, aber überraschend war es doch, dass die Südsee leer war wie eh und je. Also an alle, die sich mit ihrer Weltumsegleridee von Miesmachern („Die Südsee ist auch schon überlaufen!“) den Schneid abkaufen lassen wollen: Nichts wie los, im Paradies ist noch jede Menge Platz!

„Paradies“? Papeete war die gleiche stinkende, lärmende Stadt geblieben. Nach dem ersten Anlanden im Schwell des schmutzigen Hafenwassers war es noch schwieriger geworden, durch den hektischen Auto- und Motorradverkehr auf die andere Straßenseite zu kommen. So gütige Menschen die Polynesier auch sein mögen, als Fußgänger hat man in der Hauptstadt Tahitis den Eindruck, es würde jedem Autofahrer eine Prämie gezahlt, der einen Fußgänger erlegt. Unverletzt schaffte ich die Straßenüberquerung. Mein erstes Ziel war das „Akajou“, ein recht teures Bistro, in dem man früher sicher sein konnte, Bekannte zu treffen, sei es Earl Schenck von der Eleutheria, der sich als alter Mann nach dem Tod seiner Frau noch eine 16jährige putzige Polynesierin angelacht hatte, sogar nochmal Vater geworden war, der alte Depp. Oder Rodo, der letzte Polynesier, der sich noch als einziger auf die sagenhaften Navigationskünste seiner Vorfahren verstand. Oder Gene Shelcher, die frühere Ehefrau des irakischen Ölministers, die nach dem Tod ihres Mannes ein kleines Mal-Atelier in den Bergen von Moorea eingerichtet hatte und einmal die Woche nach Papeete rüberkam. Oder Fred Debels, der kurz nach dem Krieg als Crew auf der belgischen Yacht von Annie van de Wiele nach Tahiti gekommen war, eine Polynesierin geheiratet und sich in Moorea niedergelassen hatte. Oder Erwin Christian, der aus Schlesien stammte und auf Bora Bora eine hübsche Polynesierin mit unverkennbarem asiatischem Einschlag geheiratet hatte. Er war als „der“ Landschaftsfotograf der Südsee schlechthin zu Weltruhm gelangt. Oder die deutsche Konsulin, Frau Weinmann, die immer ein offenes Ohr für die Nöte der deutschen und österreichischen Yachtleute hatte und uns bei Kauf und Verkauf unseres Grundstücks geholfen hatte. Oder, oder, oder ...

Wenn wir früher von Moorea wöchentlich nach Papeete geflogen waren, um dort einzukaufen, war es ausgeschlossen, am Akajou vorüberzugehen. Aber alle Passanten, die ich jetzt danach fragte, schüttelten nur den Kopf. Das Akajou war nicht mehr! Ich hatte schon häufig die Erfahrung gemacht, dass nirgendwo sonst so schnell vergessen wird wie in Polynesien. Man lebt dort nur für den Augenblick. Vielleicht ist dies eine Erklärung, warum früher keine geschriebene Sprache Tahitis existierte, warum so wenig über die Vergangenheit dieser Inseln bekannt ist. Man kennt gerade noch die letzten Namen der tahitianischen Könige und Königinnen, aber wären nicht James Cook und nachher William Bligh gewesen - die Geschichte Polynesiens vor dem 20. Jahrhundert wäre fast im Dunkeln geblieben. Die tahitianische Sprache kennt bezeichnenderweise keine präzise Übersetzung für das Wort „unvergesslich“.


Hier geht es zum Anfang des Buches SÜDSEETRÄUME.

Hier geht es zum Teil 7 der SÜDSEETRÄUME - Alpenflug in Polynesien



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