Subekis Törn
zu den "Menschen des Waldes"
Sybille
und Christian befinden sich seit 6 Jahren auf
Weltumsegelung. Die SUBEKI ist eine JEANNEAU SUN ODYSSEE 42.2 mit
vergrößertem Rigg. Die beiden deutschen Segler kamen auf der üblichen Passatroute bis nach
Australien, wo sie durch das Barriere-Riff über Timor, Indonesien und Borneo
segelten. Im Moment
befinden sie sich in Thailand. Danach soll es durchs Rote Meer nach Hause gehen.
Eines der Highlights auf der bisherigen Weltreise war der Besuch eines sehr
selten angelaufenen Archipels, genannt das "Venedig Asiens" (siehe hier)
. Heute berichtet Sybille von einem noch exotischeren Revier und seinen so
menschlichen Bewohnern..
Zu
den Orang Utans in Kumai
Orang
Utans leben nur auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra, deshalb sollte
man den Abstecher ans südwestliche Ende von Kalimantan auf keinen Fall versäumen,
wenn man auf dem Weg nach Singapur ist. Von Banjamarsin, das ebenfalls im indonesischen Teil Südborneos
oder Kalimantans liegt. sind
es nur 260 sm bis Kumai. Hier kann
man im Tanjung Puting Nationalpark die Orang Utans - heißt auf Indonesisch:
„Menschen des Waldes“ - in ihrem natürlichen Lebensraum in der Nähe
der Forschungsstation „Camp Leakey“ erleben.
Ein
leichter Wind kommt erst am Nachmittag auf und wir segeln fast zwei Tage gemütlich
mit vier Knoten, um nicht bei Dunkelheit an die Mündung des Flusses Kumai zu kommen, an
dem 14 sm flussaufwärts der gleichnamige Ort liegt. Als wir im ersten Büchsenlicht
die Segel bergen und den Motor starten, um in den Fluss zu motoren, melden
unsere Freunde von der amerikanischen Yacht TSOLO, dass ihre Maschine
nicht anspringt. Wir drehen um.
Ist es die Starterbatterie? Phil
sagt: "nein"! Verstopfter Dieselfilter? "Nein"... Über Funk werden alle Möglichkeiten
abgefragt und schließlich wassern wir unser Dinghy und Christian fährt hinüber.
Nach kurzer Zeit sehe ich, wie die zwei dort drüben sich mit einem kühlen Bier
zuprosten, die Maschine läuft also wieder! Es war doch die Starterbatterie,
Phil hat das gar nicht überprüft, weil er überzeugt war, dass es eine andere
Ursache haben müsste. Passiert uns auch immer wieder. Man sollte immer alles
konsequent der Reihe nach überprüfen!
Der
erste Wegepunkt ist etwa bei 03°10.0' S, 111°37.0' E, dann etwa 02°58.3' S,
111°40.46' E.
Weitere Wegepunkte sollte man sich aktuell in Darwin holen oder von Seglern,
die diesen Trip kürzlich gemacht haben, denn die Fahrrinne verändert sich.
Das Wasser im weiten flachen Delta ist gelb-braun und wir halten uns stur an die
in Darwin von einem anderen Segler erhaltene Wegepunkte. Die sind nicht immer
ganz richtig, aber fast und wir kommen nirgends fest. Von anderen
Booten haben wir gehört, dass sie hier eine Nacht auf einer Sandbank verbracht haben und als
es bei uns einmal immer flacher wird, gibt uns TSOLO ihre Wegepunkte über
Funk durch. Damit klappt es dann problemlos.
Im
Ort sind bereits sechs andere Boote vor Anker (Ankerplatz 02°44.25' S
112°43.64' E) . Gegenüber, im Häuschen
mit dem gelben Blechdach, buchen wir
bei Andi von Harry’s Boatservice eine Zwei-Tages-Tour auf einem „Klotok“,
einem kleinen hölzernen Flussboot mit Kabine und frei schwebendem Hängeklo am
Heck!
 Der
Preis schließt einen Wachmann mit ein, der die zwei Tage in unserem Cockpit
verbringt. Man sollte vor allem Mückenspray, leichte lange Hosen, ein langärmliges
Hemd, feste Schuhe, eine Taschenlampe, Laken und Kopfkissen und jede Menge
Speicherchips oder Filmkassetten nicht vergessen.
Es geht in den Sekonyer River,
einen Nebenarm des Kumai, durch Mangroven und später durch den Regenwald, dann
in einen noch schmaleren, flacheren Seitenarm des
Flusses, bis wir schließlich gegen Mittag am Steg der Forschungsstation
festmachen.
15 Minuten Fußmarsch sind es bis zu einer Plattform im Wald, auf
der die Ranger Bananen ausgelegt haben. Von allen Seiten knackt es und die
Baumwipfel schwingen hin und her, als die ersten Waldmenschen erscheinen, einige
Weibchen mit ihren Jungen, die sich am langen, roten Körperhaar festhalten.
Orang-Utang-Weibchen haben nur einmal in acht Jahren ein Baby, deshalb ist ihre
Art auch so gefährdet, weil ihr Lebensraum mit dem Abholzen des Regenwaldes
immer kleiner wird. Selbst hier im Nationalpark gibt es Holzwirtschaft -
ungesetzlich, aber geduldet, wie wir erstaunt hören.
Die braunen Augen
der Tiere (oder sind es doch Unseresgleichen?) sind so
menschlich und mustern uns mit der gleichen Neugier, wie anders herum. Die Babys
versuchen immer wieder auszubüchsen und werden am Schwanz und anderen Körperteilen
wieder eingefangen. Plötzlich hört man Äste knacken, es rauscht gewaltig in
den Kronen der Bäume, als sich ein
großes Männchen auf die Plattform schwingt. Das Gesicht ist fast rund und hat
einen Durchmesser von ca 50cm, gewaltige Wangenplatten bilden sich bei den stärksten
Männchen aus, die von den Weibchen als Partner akzeptiert werden. Der mächtige
Körper ist fast quadratisch und mit Muskeln bepackt, die Beine kurz und krumm
mit langen Füßen und Zehen, die Arme etwa doppelt so lang und muskulös, wie
bei einem Bodybuilder. Unser Führer erzählt uns, dass sie beim Imponiergehabe
durchaus junge Bäume ausreißen und damit um sich schmeißen.
Als wir
zurück aufs Boot kommen, hat unser Koch ein Mittagessen bereitet, bestehend aus
Reis und gebratenen Nudeln und vier verschiedenen, schmackhaften Gerichten,
alles sehr lecker. Es geht wieder ein Stück zurück, in den Bäumen lärmen die
Makaka Affen, ab und zu sieht man eine Familie von rotgesichtigen
Breitnasenaffen und in den Zweigen geben bunte Vögel ein Konzert.
 Wir
stoppen an einem anderen Steg der Forschungsstation und auch hier werden die
Orang Utans gefüttert. Der „King“ erscheint, ein gewaltiges Männchen, das
keinen Zweifel daran lässt, wer hier der größte ist! Plötzlich schenkt er
einer Dame mit Baby eine Banane und beäugt sie lüstern und bald darauf
grapscht er nach ihr und wir erleben die reinste Pornoshow! Das Baby klammert
sich an Mutters lange Mähne, während der King seine Rechte einfordert.
Irgendwann entwischt sie ihm, versucht eine Liane hochzuklettern und wird
mehrmals von diesem Nimmersatt eingeholt, das ganze dauert bestimmt 10 Minuten
und unsere Ranger stehen da mit offenem Mund, so etwas haben sie noch nicht
gesehen! Plötzlich ist alles vorbei, man gruppiert sich wieder friedlich um die
restlichen Bananen und beendet die Mahlzeit!
Etwas
abseits vom Steg schmeißt unser Bootsführer einen alten Autoreifen ins Schilf,
das ist der Anker! Es gibt einen kühlen Drink nach diesen aufregenden
Ereignissen, ein Generator wird angeschmissen und wir duschen am Heck mit
Flusswasser, erst wird geduscht, dann die Toilette benutzt! Es riecht schon
wieder lecker aus der Kombüse und nach dem Abendessen werden ziemlich betagte
Matratzen an Deck ausgebreitet, darüber kommt ein Moskitonetz und wir
verbringen eine wundervolle Nacht unter freiem Himmel. Dann geht es wieder zurück
zu SUBEKI, der Wächter hat das Boot mit Flusswasser gewaschen und freut
sich über das Trinkgeld. Wir fahren mit dem Taxi ca. 25km in die nächste
Stadt, Pangkalabun, kaufen ein und verlassen diesen ungewöhnlichen Ort.
zur
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