Der Funk der großen weiten Welt
von Ulli auf seiner SY Baradal
Uli, von dem auf dieser Webseite einige Artikel stammen, gehört auch zur Crew der überaus erfahrenenen Refrenten beim letzten Bobby Schenks Blauwasserseminar am 25./26.10.2025


 

Ja, mit Starlink hat sich das Blauwassersegeln deutlich verändert. Die Mehrheit der Boote auf Langfahrt hat heute irgendwo die flache Platte des Empfängers montiert. Bei uns ist sie am Heck an der Reling montiert. Wir sind somit auch in die weltweite Nachrichtenlage in Echtzeit angebunden

Uns ist das mal wieder deutlich bewusst geworden, als wir in den Bahamas überlegten, ob wir zur Hurrikan Saison wieder in die USA einreisen sollten. Es waren gerade ein paar Deutsche bei der Einreise in die Staaten verhaftet worden. Und von der neuen Administration wurden täglich neue abstruse und erschreckende Meldungen verbreitet. Kann man da noch in die USA einreisen?

Aber nach etwas Nachdenken hat dann der gesunde Menschenverstand gesiegt. Wir haben seit unserem Start in 2018 die Regel: wir hören uns alle Meldungen über Gefahren an, bringen sie dann aber in den Kontext unserer eigenen Erfahrungen ein. Das bedeutet, dass wir nicht jede Meldung über Verbrechen als Anlass nehmen, diesen Ort zu meiden. Wo könnte man dann sonst noch hin ??? Aber wir nehmen die Hinweise als eine Basis für unsere Entscheidungen. So lassen wir in der Karibik unser Dingy NIE ohne Sicherung am Steg und heben es nachts aus dem Wasser. Wir meiden bekannte Hotspots für Überfälle (Venezuela, Haiti, etc) Aber USA? Nee, totaler Quatsch, und so sind wir noch einmal die US Ostküste hoch und wieder sehr glücklich mit unserer Entscheidung. Eric, der Immigration Officer von Fernandina Beach, begrüßte uns herzlich, und das Steak im 'Pink Flamingo' war eine Offenbarung. Wir bemerkten die weit verbreitete Irritation der Amerikaner bezüglich des Werkelns einiger ihrer Repräsentanten. Die Amerikaner, mit denen wir in Kontakt kommen sind, waren weiterhin sehr freundlich und hilfsbereit. Also bleiben wir offen und optimistisch und lassen uns durch die Flut der Schreckensmeldungen nicht verunsichern.

ABER:

Durch die permanente Verfügbarkeit von schnellem Internet hat sich etwas verändert. Die Gruppe der Youtuber und home office worker auf dem Wasser ist deutlich angewachsen. Diese haben ganz andere Bedürfnisse als der gewöhnliche Cruiser. Sie sind beruflich auf ihrem Boot unterwegs. Entweder betreiben sie Online trades, programmieren Software oder erstellen Mediencontent. Dazu bedarf es der Verfügbarkeit von schnellem Internet (Starlink) und Verpflegung. Also gibt es jetzt einige Buchten, die stark überlaufen sind. Auch sind manche früher als Geheimtipp gehandelte Inselchen jetzt stark frequentiert. Aber es gibt ja auch die sehr hilfreiche Seite des Internets. Dazu zählen ein paar Apps, die wir zur Törnplanung gerne nutzen.

Noforeignland

Das ist eine Nachrichtenbasis ähnich wie 'ActiveCaptain' von Garmin. Aber nicht kommerziell, sondern von Cruisern für Cruiser gemacht. Hier findet man viele Hinweise auf Ankerplätze und Erfahrungen zu Buchten oder Tauchplätzen. Da man seine Position dort posten kann, wirkt es wie ein gutes Telefonbuch. Die aktuelle Position unserer Freunde finden wir so immer schnell wieder.

Das ist übrigens die Info zum Süden von Martinique: Le Marine und St Anne sind rappelvoll. Aber die zwei Nachbarbuchten sind fast leer. Also kann ich mich entscheiden: will ich Trubel, Gesellschaft, Dingy-Konzerte, etc oder Ruhe und paradiesische Strände? Die Informationen liegen vor. It's your choice

Auch Marinetraffic nutze ich gerne. Es ist sehr hilfreich bei der Einschätzung des Fahrgebietes.

Boa, welch ein Gewimmel. Ja, der Frachtverkehr hat unglaublich zugenommen und deshalb ist es meiner Meinung nach fahrlässig, ohne aktives AIS auf große Fahrt zu gehen. Aber schauen wir einmal, was uns Marinetraffic noch verrät...

Da sehen wir, wo sich die Cruiser tummeln. Die Karibik ist noch ein Hotspot, aber ebenso die US Ostküste bis Kanada! Aber nur im Sommer.

Mit dem Filter, Partikulars auf DE, sehen wir, wo sich die Cruiser mit deutscher Registrierung tummeln. Das kann man ja nutzen, um mal einen Landsmann oder eine Landsfrau anzuquatschen. Wir haben so tolle Menschen kennen gelernt.
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Wie man sieht, ist jetzt die große Zeit der Nordpassage über den Atlantik nach Europa.

Der Pazifik ist auch nicht mehr das große leere Wasser. Dort tummeln sich seit dem Ende von Corona sehr viele Segler. Aber: voll ist es immer an wenigen, speziellen Spots. Die Menge der deutschen Segler im Pazifik ist beachtlich:

Aber daneben ist für uns auch die Internetseite 'Noonsite' eine der wichtigsten Quellen für Informationen u.a. zu lokalen Anforderungen zur Einreise geworden. Zum Beispiel zu Aruba, unser "Corona Hafen", steht alles Wichtige drin.



Solche Informationen machen die Langfahrt viel einfacher und sicherer. Nicht in jedem Land kann man mit Nachsicht rechnen, wenn man die Einreise falsch und unvorbereitet angeht!

Auch gute Wetterdaten von z.B. 'Windy' oder 'PredictWind' sind somit aktualisiert jederzeit verfügbar. Die regelmäßige und häufige Aktualisierung von Kartenmaterial ist in Revieren wie den Bahamas ein Segen. Durch die vielen Sonar-Daten der Segler-Community werden Änderungen z.B. zu Sandbänken oft schnell dokumentiert. Auch zum ICW an der US Ostküste wird täglich über die Befahrbarkeit berichtet. Es ist ja nicht wirklich lustig, wenn man wegen einer defekten Schwingbrücke nicht mehr weiter kommt.

Und auch das viel gescholtene Facebook wollen wir nicht missen. Zu allen Segelgebieten gibt es Usergroups, in denen mehr oder weniger wichtige Informationen ausgetauscht werden. Das ist oft wirklich sehr nützlich.

Auf unserer nun schon langen Reise haben wir die Verfügbarkeit des Internets als große Hilfe erlebt. Aber wir sind wie immer in der Pflicht, mit den verfügbaren Medien und Informationen verantwortlich umzugehen. Eben die zwei Seiten der Medaille. In dem Sinne, Leinen los.

Uli von der SY Baradal

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