Bootsaustellungen
sind für jeden Yachtsmann immer ein Fest, besonders, wenn er viel Zeit
mitbringt und in Ruhe über die Ausstellung schlendern kann. An die Interboot
habe ich beste Erinnerungen, denn seit vielen Jahren kenne ich dieses Ereignis.
In diesen Jahrzehnten hat sich die Bootsausstelung für den Süden ganz schön
gemausert, was sicher auch am neuen Messegelände mit der übersichtlichen
Hallenaufteilung "hier Motorboote", "da Segelyachten" liegt.
Die Stadt Friedrichshafen hat in den letzten Jahren ein Zusätzliches getan und
man fragt sich, warum andere Städte das nicht auch erreichen können: Ein
leistungsfähiger Flughafen mit internationaler Anbindung, gleich gegenüber der
Flughafenbahnhof - und das alles im unübersehbaren Zeichen des Zeppelins, der
diese Schwabenstadt so geprägt hat. Viele sehnsüchtige Blicke haben das
riesige (und doch im Vergleich zum großen Orginal Hindenburg winzige)
Luftschiff verfolgt, als es täglich des öfteren zu Rundflügen aufgestiegen
ist, denn für den Normalbesucher der Bootsausstellung wäre so eine
halbstündige Luftwanderung Richtung Alpen unerschwinglich gewesen.
So weit so gut,
zumal das Wetter auch noch mitgespielt hat, was eigentlich im späten September
für diesen Landstrich normal ist. Und doch wird man etwas wegmütig, wenn man
an die Besuchermassen noch vor einigen Jahrzehnten denkt, die schon mal 30
Prozent höher als heuer (und in den letzten Jahren) lagen. Und das hat nicht
mit Friedrichshafen und seiner liebenswerten Interboot zu tun. Man kommt bei dem
gesunkenem Interesse an der Yachtszene - und das gilt auch für die anderen
großen Bootsmessen im deutschsprachigem Raum - nicht umhin, sich Gedanken nach
dem WARUM zu machen - und findet doch keine einzelne treffende Antwort. Die
wirtschaftliche Situation allein kann es nicht sein, denn diese spezielle Szene
besteht ja eben nicht aus Leuten, die unter Hartz IV leiden. Es ist wohl auch
das ungemein vielfältige Freizeitangebot an uns, das sich die Leute im
Gegensatz zu früher sich verzetteln lässt.
Kurzum: Die
Zahlen, auch wenn sie immer schön- und hochgerechnet werden, sprechen nicht von
einem deutlichen Aufwärtstrend - was ja den Einzelnen unter uns, wenn er nicht
gerade von der Szene lebt, nicht besonders beunruhigen muss. Die Interboot 2007
hat den (wahrscheinlich nicht ernsthaft vorhandenen) Trend auch wiedergegeben:
Leere Gänge, vor allem an den Wochentagen, wirkten auf viele Aussteller
frustrierend und das konnte auch nicht durch das freundliche Herbstklima
wettgemacht werden. Was soll's? Finden wir uns doch damit ab und genießen die
gehobene Exklusivität unseres Hobbys.
Und
wenn es nur zum Träumen ist: Das Buch ist nach wie vor gefragt und am Stand der
YACHT war immer ein immenser Andrang, den leeren Hallengängen zum Trotz, wenn
es darum ging, über die "optimale Fahrtenyacht" informiert zu werden.
Wobei es sicher interessant ist, dass geschätzte 80 Prozent der Zuhörer zum
Thema Weltreiseyacht was hören wollten - und das hier im Binnenlande des
Bodensees!
Was bedeutet, dass
eine Segelyacht weiterhin die große weite Welt verkörpert, mit der sich
Träume erfüllen lassen, die der mehr landgebundenen Bevölkerung auf immer und
ewig verschlossen bleiben.
Erfahrungsgemäß
ist so eine Bootsausstellung nicht gerade eine Fundgrube für epochemachende
Erfindungen. Und nur hier und da entdeckt man Exponate, die elektrisierend
wirken. Jedenfalls auf mich. So erging es mir, als ich in Halle 3A den recht
kleinen und unscheinbaren Stand der Firma Recon (recon-group.de) sah. Was mich
dort elektrisierte, waren bewegte Bilder von Besuchern - weit weg am Ende des
dunklen Gangs - die wie Schwarzweißbild-Negative aussahen, die einzelnen Besucher jedoch scharf und deutlich erkennbar abbildeten. Sowas ähnlichens hab
ich schon vor vielen Jahren bei mir an Bord gesehen, als ich nämlich des Nachts
mit einem sogenannten Nachtsichtgerät hantiert hatte. Worauf ich das Ding nie
mehr in die Hand genommen hatte, da es - trotz seines Preises von rund 500 Mark
- ausgesprochen nutzlos war. Es hatte sich um ein fernglasähnliches Ding aus
russischer Fertigung gehandelt, von dem ich mir versprochen hatte, nachts beim
Einfahren in eine Ankerbucht ein einigermaßen naturgetreues Abbild der
Landschaft zu bekommen. Das war ein Trugschluss. Denn dieses Einrohr war zwar in
der Lage gewesen, gelegentlich so was ähnliches zu produzieren, was wie ein
grünliches Foto aussah, doch sobald eine etwas hellere Lichtquelle ins Bild
rutschte, war alles nur noch hellgrünweißlich, wo gar nichts mehr zu erkennen
war. So war dieses nutzlose, nicht gerade billige Ding ein Jahr in meiner
Navigationsecke gelegen, was sein Leben glücklicherweise dadurch beendete, als
die auslaufsichere Batterie, das tat, was diese ungemein effektiven Helfer für
den Umsatz der elektronischen Industrie immer tun, nämlich mit ihrem Saft
zuverlässig die Elektronik zu zerstören.
In
den Jahren danach, als wir in den indonesischen Gewässern kreuzten, tauchte der
Gedanke an ein leistungsfähiges Nachtsichtgerät wieder auf, denn, für
europäische Segler unvorstellbar, es wimmelt dort geradezu von unbeleuchteten
Hindernissen, seien es kleine Fischerboote ohne erkennbares Licht, ja Hütten
auf dem Wasser und vor allem, Millionen von Fischerbojen, die dazu führen, dass
man nachts eigentlich nicht unterwegs sein dürfte, weil diese Hindernisse
mittels Radar nicht zuverlässig sichtbar gemacht werden können.
Ein
leistungsfähige Nachtsichtgerät würde dieses Problem lösen können. Es
müsste sowas sein, wie die amerikanischen Truppen bei der Verteidigung der
Freiheit im Irak benutzen, oder mit denen bei uns die
Rettungshubschrauberpiloten die Nacht zum Tag werden lassen. Also
Nachtsichtgeraäte der sogenannten "Generation III". Wer einmal
nächtens über die erwähnten Gewässer nervös geirrt ist, dem würde das auch
den Anschaffungspreis von ein paar tausend Euros wert sein. Jedoch, jedermann
kann in den USA diese Dinger kaufen, aber eben, weil Kriegsgerät, nicht legal
aus dem Lande bringen. Und außer den USA hab ich in noch keinem Geschäft diese
Nachtsichtgeräte der Generation III angeboten gesehen. Versandgeschäfte für
Yacht-Zubehör wie West-Marine haben sie im Angebot, versenden sie aber ins
Ausland nur gegen Exportgenehmigung - ein hoffnungsloses Unterfangen oder man
findet gleich im Katalog den Hinweis: "Shipping
outside of the US is prohibited".
Und
so war ich also wie elektrisiert, als ich auf der Interboot, Wärmebildsysteme
für Yachten zum Preis von 5500 Euro ausmachte, deren Bilder wirklich den
Verdacht aufkommen lassen, sie könnten die Nacht zum Tage werden lassen. Ich
bin mir darüber im Klaren, dass man auf der Ausstellung so ein Ding bei weitem
nicht abschließend beurteilen kann. Aber, die Bilder vom Mann über Bord oder
von einer Brücke mit durchaus hellen Lichtquellen im Hintergrund wirken
wirklich überzeugend. Und das Angebot des Ausstellers, eine solche
Yacht-Wärmebildkamera gegen Pfand probeweise installieren zu können (was
technisch - anders als beim Radar mit der großen Antenne - sehr leicht möglich
ist), deutet auf ein gutes Gewissen hin.
Damit
man sich aber als Kaufinteressent von vorneherein Enttäuschungen erspart,
folgendes: Diese Kameras haben keinen Sucher, wie wir das von den optischen
Kameras gewohnt sind. Man benötigt, um den Bildausschnitt festlegen zu können,
einen Monitor, was die Sache schon wieder recht unhandlich macht. Die Reichweite
ist - theoretisch - (im Gegensatz zu Radar) unendlich, was die Hersteller
offensichtlich dazu verführt hat (aber die haben sich sicher dabei was
gedacht), die Yacht-Kamera mit einer Optik im leichten Telebereich auszustatten.
Was sich wiederum mit dem fehlenden Sucher etwas beißt. Da die Wärmestrahlung
für normales Glas (wie auch für Wasser) fast undurchdringlich ist, kann der
Wunsch nach einem anderen (Germanium-) Objektiv, oder gar nach einem Zoom, ein
recht teures, technisch schwer zu realisierendes Verlangen werden.
Also, wenn diese
Geräte auch nur einigermaßen die in sie gesetzten Erwartungen auch in der
Yacht-Praxis erfüllen, wären sie für den Nachtsegler eine große
Unterstützung, um auch nachts kleinere Hindernisse rechtzeitig erkennen zu
können. Die größeren sind ein Fall fürs Radar, das daneben keineswegs seine
Daseinsberechtigung hat, ja in meinen Augen immer unverzichtbar ist.
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