Katamaranvorurteil: Der Krampf von
den nicht vorhandenen Liegeplätzen
Eine Art Religionskrieg: Kat
contra Mono Die Diskussion für und
wider Mehrrumpfboote wurde schon immer heftig geführt. Als ob es sich um einen
Religionskrieg handeln würde. Wobei sicher einzuräumen ist, dass die Anhänger
der Monos, also die Einrümpfler, ihre Wortmeldungen lautstärker
vorbrachten, als die zahlenmäßig in Deutschland vorhandene Minderheit der
Katamaran-Segler. Wenn die Richtigkeit eines Arguments umgekehrt zur benutzten
Lautstärke ist, dann keimt bei mir der Verdacht, dass die Multihuller die
besseren Argumente haben. Es zumindest glauben.
Dabei kann jede Seite für sich Vorteile
verbuchen. Und natürlich, hätte ich eine Monoyacht, würde ich auch gerne
darauf hinweisen, dass Kats kentern können, und umgekehrt - dass
Einrumpfer - hier ist nur von Hochseeyachten die Rede - unweigerlich umfallen
würden, wenn sie nicht das aufrichtende Moment von mitgeschleppten Tonnen von
Blei nutzen würden, das im übrigen zu sonst gar nichts nutzlich ist, sondern nur
das Gewicht der Yacht erheblich, um bis zu 40 Prozent erhöht. Und dieses
unvermeidliche Konstruktionsprinzip führt auch dazu, dass schon bei wenig Wind,
eine Einrumpfyacht nicht mehr aufrecht segeln kann.
Sind schräge Vögel schön?
Irgendwie paradox: Gerade dieser
konstruktionsbedingte Fehler führt dazu, dass nach rund hundert Jahren optische
Gewöhnung an diese Schräglage, wir rasante Yachten, die hoch am Wind die
Reling durchs Wasser schleifen als irgendwie sportlich - im Jugendjargon als
"geil" ansehen.
Aber bleiben wir sachlich. Sowohl für die
Einrumpfyacht als auch für die Multihulls gibt es gute, schlagkräftige
Argumente, wobei ich mich persönlich bei einer Yacht über 14 Meter für einen
Katamaran entschieden habe, wobei ich gleichzeitig bemerke, dass wir
gelegentlich mit Wehmut an unsere vorherige THALASSA II, eine 14-Meter
Mono-Stahlyacht zurückdenken.
Aber, das kann ich mir jetzt nicht verbeißen,
eines der dümmsten Argumente bei der Streitfrage Mono oder Multihull, ist der
Hinweis, dass es für Katamarane zu wenig Liegeplätze gäbe und wenn
überhaupt, dann nur für übermäßiges Geld.
Dies mag vor ein paar Dutzend Jahren noch
gegolten haben, als Katamarane (und erst recht die damals verbreiteten Trimarane)
als Exoten plötzlich unter den Fahrtenseglern aufgetaucht waren. Inzwischen hat
sich die Szene der Blauwassersegler verändert. Würde man nur Yachten auf den
Ankerplätzen der Langfahrtsegler zählen, die jünger als 10 Jahre sind, dann
schätze ich den Anteil von Katamaranen (Trimarane spielen da kaum eine Rolle)
auf rund 20 bis 30 Prozent - also nennenswert. Dementsprechend wird auch darauf
bei Neubauten von Marinas Rücksicht genommen, in dem die einzelnen Boxen nicht
nur für zwei Monos nebeneinander ausgelegt sind, sondern ein großer
Anteil der Boxen für je einen Mono und einen Kat, gelegentlich sogar für zwei
Katamarane nebeneinander. Und in älteren Marinas, die mit den Gegebenheiten
heutzutage nicht mehr Schritt halten können, gibt es immer noch die Plätze an
den Stegenden, wo Yachten ohne Rücksicht auf ihre Breite längseits gehen
können.
Um eines ganz klar zu stellen: Ich habe noch nie
wieder aus einer Marina auslaufen müssen, etwa, weil ich keinen Platz bekommen
hätte.
Ebenso falsch: Der Kat kann
jeden Winkel im Hafen nutzen.
Was
aber auch nicht stimmt: "Mit dem Kat hast Du es leichter in einem Hafen,
weil Du wegen des geringen Tiefgangs den letzten Winkel im Hafen nutzen
kannst." Erstens hat dies von vorneherein keine Gültigkeit in
Tidenhäfen, und selbst im Mittelmeer mag dies nur ausnahmsweise gelten, denn
dort beträgt der Tidenhub schon mal einen Meter. Außerdem kenne ich keinen
Hafen, wo nicht der "letzte Winkel" irgendwelchen einheimischen Booten
vorbehalten ist. Das sind so alte Weisheiten aus Zeiten, wo eine 12-Meter-Yacht
so eine Art Maxi-Yacht war. Heute gehören aber 40-Fuß-Schiffe zu den
bescheideneren Yachten. Und für Fahrten-Katamarane gilt dies erst recht. Sie
haben ob ihrer Große gelegentlich einen Tiefgang, der hinter den kleineren
Einrumpfyachten kaum zurücksteht.
Hafengebühren für
Katamarane sind niedriger als für Einrumpfyachten.
Dass
die Liegeplatzkosten für einen Katamaran höher als für eine Einrumpf-Yacht
sind, gehört ebenso zu den Traumargumenten der Mono-Fans. Diese banale
Feststellung ist höchstens dergestalt richtig, als kleine Schiffe billiger sind
als große. Hätten Sie nicht gedacht, oder?
Überall auf der Welt werden die Liegeplatzkosten
in einer Marina, in einem Hafen nach dem genutzten Platz berechnet. Da vor ein
paar Jahrzehnten Katamarane unter den Yachten noch Seltenheitswert besaßen und
sie deshalb kaum in die Berechnungen miteinbezogen wurden, hat man der
Einfachheit die Liegeplatzkosten auf die Schiffslänge bezogen. Für Monos war
das ja ganz richtig - je länger, umso höher der Platzbedarf. Dann kamen die
Katamarane, die rund - ganz grob gesagt, 50 Prozent breiter sind als Monos, also
auch um 50 Prozent mehr Platz in der Marina beanspruchen. Jeder, der schon mal
auf einem Kat war, wird auch ohne weiteres einsehen, dass der Kat
ebensoviel mehr Lebensraum bietet, als ein Mono. Es ist deshalb nur
gerecht, wenn in zahlreichen Marinas für Mehrrumpfboote ein Aufschlag von 40
oder 50 Prozent für "Multihulls" berechnet wird. Würde man die
Liegeplatzkosten nach der Fläche, also nach Quadratmetern berechnen (so wie man
es auch bei einer Wohnung macht), dann hätte sich daraus nie ein
Diskussionspunkt mit dem Schluss "Kat = höhere Liegeplatzkosten"
ergeben.
Katzuschlag ist meistens
Verhandlungssache.
Nun
ist es aber häufig auch so, dass der Marinabetreiber mit dem Kat-Zuschlag nicht
einmal voll auf seine Kosten kommt. Wenn nämlich der Katamaran eine Box belegt,
die eigentlich für zwei Monos gedacht war, dann wäre es nur gerecht, wenn ein
Zuschlag von 100 % erhoben würde. Das hab ich allerdings noch nie erlebt, auch
nicht davon gehört.
Hinzu kommt, dass die Zuschlagsklausel zwar in
den Satzungen und Preislisten der meisten Häfen und Marinas zwischenzeitlich
niedergelegt ist, dass es aber bei weitem nicht die Regel ist, dass sie auch
erhoben werden - vor allem dann nicht, wenn die Marina nicht ausgebucht ist und
der Hafenkapitän damit rechnen muss, dass der sparsame Schiffseigner noch ein
paar Meilen zur nächsten Marina weiterfährt. Häufig gelingt es, den
Katzuschlag als Verhandlungsmasse einzubringen, so wie es üblich ist, für
längere Liegezeiten einen Preisnachlass auszuhandeln.
Daraus folgt: Wenn gerechterweise die
Liegeplatzkosten nach der genutzten Fläche, also auch nach dem Lebensraum
berechnet würden, käme man mit einem Katamaran nahezu immer besser davon. Die
Liegeplatzkosten für einen Katamaran sind somit generell niedriger als für
eine Einrumpfyacht.
Ja, genau das Gegenteil vom erwähnten Vorurteil
ist also richtig.
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