STARLINK - Schnelles Internet an Bord

Hans Schubert und Kerstin Pieper

STARLINK - dieses Zauberwort belebt momentan (2024) die Diskussionen unter Fahrtenseglern. Immer öfter sieht man die markanten, rechteckigen STARLINK Antennen am Heck vieler Blauwasser-Yachten.

Die nur drei Jahrzehnte alten Kommunikationssysteme Iridium und Immarsat haben bald, jedenfalls sofern sie zur Kommunikation (Fernmeldezwecken) benutzt wurden, ausgedient. In erster Linie ist Starlink in der Geschwindigkeit der Datenübertragung überlegen. Dauerte die Übertragung bei Iridium und dessen 12-Baud-Geschwindigkeit beim Runterladen eines Bildes schon mal 15 oder 20 Minuten und belastete so die Bordkasse bei den hohen Kosten ganz erheblich, stellt das neue Starlink (hinter dem wieder einmal Musk steht) das "alte" Iridium weit in den Schatten. Die Datenübertragung bei Starlink kann bis zu 300 MB/sec betragen und übertrifft die in Deutschland maximal mögliche Download-Geschwindigkeit von 250 Mb/sec des Kupferkabels. Nur ein Glasfaserkabel ist schneller als STARLINK.

STARLINK baut an Bord ein extrem schnelles WLAN auf, in welches sich Smartphone, Tablets oder Computer einloggen können! Damit sind sogar Video-Konferenzen oder Fernsehen über STARLINK problemlos möglich!

Die derzeitigen und zukünftigen weltweiten Ausbreitungsbedingungen machen Starlink für Fahrtenyachten, speziell aber für Blauwasseryachten, zum Standard-System; es ist ein "Must Have" für Blauwasseryachten!

Der Ehrgeiz der Weltraumfirma SPACEX von Elon "Tesla-Musk" ist bei Vollendung des Systems die ungeheure Anzahl von 42.000 Satelliten am Himmel. Derzeit sind es noch unter 10.000. Wenn man berücksichtigt, dass das Iridium-System mit gerade mal 66 Satelliten auskommen muß, beherzigen hier die Amis wieder einmal ihren Leitgrundsatz: "Think Big!"

STARLINK kann problemlos über deren Homepage www.starlink.com und das umfangreiche Zubehör über Amazon bezogen werden.



Wir haben einige Blauwasser-Crews zu ihren aktuellen Erfahrungen mit STARLINK befragt, denn letztlich zählt nur, wie sich das Sytem in der Bordpraxis bewährt und was es kostet:

Teilnehmer an unserer Umfrage sind die Besatzungen der Yachten:

- Katamaran FP Lucia 40 "MALAIKA"(Kanarische Inseln)
- Trimaran Neel 47 "TRINITY", Kerstin & Stephan (Südsee, Pazifik, Neuseeland),
- Katamaran FP Bahia 46 "PINK PENGUIN", Barbara & Wolfgang (Atlantik).

Aus welchen Komponenten besteht Eure STARLINK Anlage?

MALAIKA, Kanarische Inseln, Stephanie & Dirk (Mittelmeer & Atlantik): Generation2 Antenne mit Motor und STARLINK Generation2, Mesh-WLAN-Router. Unser Schiff-WLAN und -LAN wird von einem Mikrotik Router und Netgear Hotspot betrieben. Wir haben keinerlei Modifikation an den Geräten durchgeführt. Die Antenne ist mittels STARLINK APP auf Flach eingestellt.

TRINITY, Südsee, Pazifik, Neuseeland: Antenne Modell 2023 mit Motor und Router UTR211.

PINK PENGUIN, Barbara & Wolfgang (Atlantik): Große rechteckige Schüssel mit Motor (gibt es nicht mehr) umgerüstet auf 12 Volt & Router GLiNet ACT 1800 bei Amazon gekauft.

Wo ist die STARLINK Anlage montiert?

MALAIKA: Die Antenne ist an einem Halter aus dem Camping-Zubehör auf der Backbordseite des Cockpitdachs am Handlauf neben den Solarpanel montiert. Dies ist bei uns der vermeintlich beste Platz damit die Schüssel so wenig wie möglich durch den Mast oder die Segel gestört wird und gleichzeitig nicht Schatten auf die Solarpanele wirft.

Der Router steht im Salon beim Navigationsplatz. Dort sind auch der Mikrotik Router und die anderen Netzwerkgeräte im Schrank installiert. Einziges Problem bei der Montage war die Verlegung vom STARLINK-kabel zwischen Router und Antenne. Das Kabel ist zwar 15m lang, die Stecker sind aber proprietär und die Stromversorgung erfolgt via 230 Volt vom Wechselrichter.

Der Installationsaufwand war klein und die Anlage lief bereits 15 Minuten nach dem allerersten Einschalten. In der Zukunft plane ich die Anlage auf 12 Volt Versorgung umzubauen und den STARLINK Router mit einem Ethernet Adapter zu ersetzen.


TRINITY: Hinten an der Flaggenstab-Befestigung. Keine Probleme, das Verbindungskabel von dort bis nach innen zum Navi-Tisch zu verlegen.

PINK PENGUIN: Barbara & Wolfgang (Atlantik). Angelroutenhalterung an den Davits bei Amazon gekauft. Kabel innerhalb Davit in Motorraum geführt und von dort weiter zum Router. Der Stecker musste nicht abgeschnitten werden. Einfache Installation!

Welchen Vertrag habt Ihr mit STARLINK abgeschlossen?

MALAIKA: Ursprünglich haben wir «Regional Roam» abgeschlossen und wurden Mitte Oktober 2024 auf «Reise unlimitiert» zwangsmigriert. Dabei sind die Abokosten von 59 EUR auf 72 EUR erhöht worden. Nach einigem Hin und Her bei STARLINK scheint zumindest bis 2025 die Option «Mobil Priority» für die Datennutzung ausserhalb der Küstengewässer zu bleiben. Diese Option haben wir schon mehrfach bei längeren Passagen genutzt. Die nächsten Monate werden zeigen, wie einfach es sein wird, den Vertrag auch auf unserer Transatlantik Passage und danach in der Karibik zu nutzen. Diverse Internet und Facebook Gruppen geben da oft brauchbare Hinweise.

TRINITY: Bis vor drei Wochen Neuseeland "Residential" mit zuschaltbarer "Mobile Priority". Für Hochsee außerhalb der 12 Meilen Zone ist jetzt "Mobile Priority 50 GB" notwendig. In Landnähe mit GSM Verbindung pausieren wir STARLINK.

PINK PENGUIN: "Reise unlimited" & "Offshore Mobile Priority". Bis jetzt kein Pausieren und keine Ausfälle.

Kosten für STARLINK Anlage und monatliche Nutzung?

MALAIKA: Bisher monatlich 59 EUR, neu 72 EUR pro Monat für «Reise unlimitiert» und zusätzlich 2.27 EUR pro GB bei gelegentlicher Offshore-Nutzung. Die STARLINK-Antenne und den Router konnten wir zum halben Preis bei einer Aktion bei einem zertifizierten Distributor kaufen.

TRINITY: Anschaffungskosten komplett ca. 500€. Monatskosten 265€.

PINK PENGUIN: STARLINK Anlage 450€, Umrüstsatz 12 Volt 165€, Router 116€. Ab Oktober 2024 neuer Tarif angekündigt "Reise unlimited" für 72€ im Monat. STARLINK Webseite bietet auch begrenzt günstigere Tarife an!

In welchem Segelrevier benutzt Ihr STARLINK?

MALAIKA: Wir haben die STARLINK Anlage im Mai 2024 installiert und bisher im westlichen Mittelmeer, an der spanischen und portugiesischen Atlantikküste und Madeira benutzt. Unsere weiteren Pläne sind Marokko (offiziell keine STARLINK-Abdeckung), die Kanarischen Inseln, Kapverden und danach die Karibischen Inseln.

Bisher waren die Wechsel auf «Mobil Priority» immer im erwarteten Abstand zur Küste und bei rechtzeitiger Aktivierung auch ohne Unterbrechung. Die Verbindungsqualität ist gut bis sehr gut und hängt direkt davon ab, wo die Schüssel installiert ist. Wir haben gelegentlich Unterbrechungen für ein paar Minuten beobachtet, wenn sich der Baum mit dem nassen Grosssegel direkt vor der Schüssel befindet. Auch bei Ankerplätzen nahe einer Steilküste kann es zu sehr kurzen Unterbrechungen kommen, da die Sicht zum Horizont nicht frei ist. Häufig sind das Ankerplätze, an denen kein 4G oder 5G Netz zu empfangen ist. Ansonsten war der Empfang sowohl beim Segeln mit Welle oder am Ankerplatz immer problemlos.


TRINITY: Pazifik (Franz. Polynesien, Niue, Tonga, Neuseeland, Vanuatu, Neukaledonien). Selbst im Krater von Ureparapara in Vanuatu guter Empfang! In schwerer See längere Zeit zum Hochfahren.

PINK PENGUIN:
Mittelmeer und Atlantik. Einwandfrei entlang der Küste. Bei viel Welle oder über 8 Knoten Fahrt kann es sein, daß STARLINK rebootet oder in den horizontalen Antennenmodus wechselt, allerdings ohne Qualitätsverlust. Bei Überfahrten in "Mobile Priority" einwandfreier Empfang z.B. Sardinien-Mallorca oder Gibraltar-Kanaren.

Stromverbrauch der Anlage?



MALAIKA: 50 Watt hören sich nicht nach viel an, summieren sich aber über 24 Stunden auf 100 Ah bei 12 Volt. In der Regel ist das mit unsere LiFePo4 Batterien kein Problem und STARLINK ist 24 Stunden eingeschaltet. Bei längeren Schlechtwetterphasen mit wenig Solar-Ertrag nutzen wir aber auch die Möglichkeit mittels Ruheplan STARLINK über Nacht zu deaktivieren. In der Regel ist STARLINK in weniger als einer Minute betriebsbereit.

TRINITY: 3 - 5 Ampere; nur bei Bedarf eingeschaltet. Hochfahren 2 - 20 Minuten abhängig von Topographie und Seegang.

PINK PENGUIN: Stromverbrauch bei 12 Volt durchschnittlich 30 Watt in horizotaler Antennenstellung (per STARLINK App einstellbar). Wir haben die Anlage immer eingeschaltet!

Wozu nutzt Ihr STARLINK vorrangig?

MALAIKA: Für alles, was Daten via Internet benötigt: Wetter, Nachrichten, Videotelefonie mit der Familie und Freunden, Musik- und Video-Streaming, etc. Wir haben zusätzlich noch ein Mobil-Abo von Free.fr, welches wir bei Landgängen oder für lokale Telefonanrufe nutzen. Dieses Abo beinhaltet 35 GB Daten und i.d.R. gratis Lokalgespräche in über 130 Ländern.

TRINITY: Kontakte und Kommunikation, Organisation mit Behörden (Immigration, Customs, Biosecurity), Unterhaltung. In Landnähe verwenden wir, wenn verfügbar, das GSM Netz (Handy). PINK PENGUIN: Boat-Office, Videotelefonie, Wetter, Filme/ Bücher downloaden, Social Media. Wir benutzen vorrangig STARLINK, in Küstennähe auch das GSM Netz.

Was ratet Ihr einem STARLINK Einsteiger?

MALAIKA: Go for it! Die Installation und der Betrieb sind einfach. Die neue 12 Volt Antenne scheint einen geringeren Stromverbrauch zu haben und könnte von Vorteil sein, wenn die Batteriekapazität limitiert ist.

TRINITY: STARLINK ist kein GMDSS System im Notfall!

Wir haben einige Segler mit defekter Antenne getroffen. Allerdings wurde 2023 während der WORLD ARC über STARLINK erfolgreich eine Rettungsaktion durchgeführt.

Hilfreich ist das Beitreten in lokale WHATSAPP Seglergruppen z.B. "Sailing Vanuatu", wo fast alle Fahrtensegler eingebunden sind.

Als Backup empfiehlt sich IRIDIUM GO oder zumindest GARMIN INREACH. SSB ist mittlerweile nicht empfehlenswert, da es nur noch von sehr wenigen Seglern benutzt wird.

PINK PENGUIN: Kaufen! Man kann nichts falsch machen! MINI eventuell als Option überlegen?

MALAIKA: Die Tatsache, daß STARLINK zu erschwinglichen Kosten überall schnelles Internet ermöglicht, ist toll. Es gibt grosse Communities zum Erfahrungsaustausch. Es braucht heute keine Modifikation der STARLINK Hardware mehr, z.B. lässt sich die Schüssel via App flach stellen und die Motoren deaktivieren. Die Kundenkommunikation von STARLINK ist nicht zufriedenstellend. Die TOS (Servicebedingungen) sind zum Teil widersprüchlich oder nicht klar genug formuliert.

Die aktuellen Planänderungen und die ständigen Preisänderungen in anderen Ländern haben viele, eigentlich zufriedene Kunden verärgert. Elon Musk als Besitzer von Starlink wird mehr und mehr zur umstrittenen Person. Sein Verhalten und seine Ansichten stossen bei vielen Menschen auf wenig Verständnis. Kritische Stimmen fragen zu Recht, ob man dies als STARLINK oder TESLA Kunde unterstützen sollte oder nicht.

TRINITY: Antennenmotor ausstellen und Antenne in horizontale Dauerstellung bringen (App: Einstellungen-Starlink-Neigung-flach).

Vor Ozeanpassagen gewünschten Tarif wählen; Änderungen sind teils unterwegs nicht möglich, da man ohne Internetzugang keine 2-Wege Authentizierung mit Handy machen kann! Vorsicht bei Weitergabe des SSL Passworts; es wurden bereits Konten leergeräumt.

Auf abgelegenen Inseln z.B. in Vanuatu in der Südsee ist STARLINK die einzige Kommunikationsmöglichkeit der indigenen Bevölkerung. Nur so erfuhren wir, daß ein Versorgungsschiff seit 5 Monaten nicht kam und konnten helfen.

Im Pazifik läuft die Kommunikation zwischen Seglern in WHATSAPP Gruppen; SSB hat ausgedient!

PINK PENGUIN: Glaubt nicht den vielen Meinungen der Online Foren. Macht Euch selber ein Bild - auf der STARLINK Webseite und App ist Alles verständlich dargestellt!

Resumee!

STARLINK ist der "Game-Changer" an Bord von Blauwasser-Yachten.

Schnell im Internet surfen, WhatsApp Neuigkeiten abrufen, mit den Lieben Zuhause ein Video-Meeting abhalten oder den neuesten Tatort Krimi streamen - all dieses ermöglicht STARLINK zuverlässig zu überschaubaren Kosten. Wichtig sind die richtige Wahl der passenden Antenne und des entsprechenden Monatstarifs für das jeweilige Segelrevier. Hilfreich ist hierbei die Homepage vom STARLINK im Internet. Ein Backup für Notfälle sollte eingeplant werden; denn schließlich kann man STARLINK (noch?) nicht mit in die Rettungsinsel nehmen.

Wer dies berücksichtigt, kann sich an Bord über eine schnelle Internetverbindung freuen, um mit dem Rest der Welt in Kontakt zu bleiben.

Ganz herzlichen Dank an die teilnehmenden Besatzungen von MALAIKA, TRINITY und PINK PENGUIN für ihre konstruktiven Aussagen. Ihnen allzeit eine zuverlässige STARLINK-Verbindung während ihrer zukünftigen Segel-Abenteuer!


Hinweis: Nach Abschluss ihrer erfolgreichen Weltumsegelung mit dem Katamaran „Cinderella“ beraten die beiden Autoren dieses Artikels fachkundig zukünftige Fahrtensegler rund um deren Segelprojekte. Spezialisiert sind sie auf Mehrrumpfschiffe. Bei Fragen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an:

Kerstin Pieper & Hans Schubert, www.kpym.de, info@kpym.de, +49 (0)176 39096925









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