Der Herr der tausend Seemeilen

ein Lebenswerk

Es ist wie ein unerfüllbarer Traum. Fahrtensegler träumen doch alle davon, einmal auf einer Hochsee-Segelregatta mit zu segeln, groß in der Zeitung herauszukommen und als die Seehelden gefeiert zu werden. So, wie es derzeit bei Weltrennen unter Segeln passiert und wo bei der Finanzierung solcher Renner von schwindelerregenden Summen die Rede ist. Dorthin aber führt kein Weg für einen braven Fahrtensegler. Einerseits haben wir nicht das Geld, um eine solche Rennyacht anzuschaffen oder gar zu unterhalten und die Crew zu bezahlen. Andererseits sind wir meist berufstätig und haben keine Zeit, uns monatelang auf ein Rennen vorzubereiten. Dabei meinen wir ja doch, dass auch wir so eine Atlantik- oder eine echte Hochseeregatta segeln und dabei sogar Erfolge haben könnten. Kurzum, bei großen Hochseerennen teilzunehmen, ist für den Normalo unter den Seglern unmöglich.

Aber da gab es einen in Österreich, einem Land mit vielen Fahrtenseglern, vielleicht sogar mehr als in Deutschland - was kein Wunder ist, denn sie haben mit Kroatien ein richtiges Meer fast vor der Haustür -, der diesen Hochsee-Segelträumern zu einer echten, richtigen Hochseeregatta verhelfen wollte. Und so hat er eben ein solches Rennen gegründet.

Barrawitzka war ein Ideengeber

Angefangen hat der Traum vom Breitensport-Hochsee-Regattasegeln, als dieser Querdenker selber noch Charter gefahren ist. Kurt Ecker, es gibt keinen österreichischen Segler, der ihn nicht kennt, segelte mit seiner Yacht mit einer solchen Begeisterung, dass er bald begann, Gäste mitzunehmen. Auf einem seiner ersten Törns, das sei nebenbei vermerkt, hatte er einen Teilnehmer dabei, der der Nachwelt jedenfalls im deutschsprachigen Süden unvergesslich in Erinnerung geblieben ist als Autor der vielleicht nettesten Bücher über Segler. Sein Name: Karl Vettermann, der sich mit seinem Buch "Barrawitzka segelt nach Malta" unsterblich gemacht hat. Bei diesen Törns hat Kurt Ecker entdeckt, dass er eine Menge Segler glücklich machen kann, die sich keine eigene Yacht leisten können.

Und so gründete er eine Firma namens Eckeryachting. Voller Enthusiasmus stürzte er sich in dieses Geschäft, das eigentlich für ihn mehr Hobby war. Seine Firma wurde groß und größer, und, um es kurz zu machen, wurde bald zur größten deutschsprachigen Charter-Agentur. Er war einer der ersten, der eigene Stützpunkte im Mittelmeer und in der deutschen Ostsee einrichtete. Mancher Leser wird jetzt denken, dass dies eigentlich selbstverständlich ist, wobei er einem weit verbreiteten Irrtum unterliegt. Die meisten "Charter-Agenturen" haben nämlich keine eigenen Schiffe, sondern sind sozusagen nur Vermittler an Schiffseigner oder Firmeninhaber in Kroatien, in der Türkei, in Spanien oder sonstwo. Kurt Ecker aber vermittelte nicht nur die Chartertörns, meist aus dem südlichen Deutschland oder eben aus Österreich, sondern hatte übers ganze Mittelmeer verteilt eigene Stützpunkte.

Eckeryachting hatte letztlich hunderte Yachten im Angebot

Das Geschäft lief, wohl auch dank des guten Namens, den die Firma wegen des hervorragenden Service und der besten Betreuung der Gäste errang. Schließlich hatte die Firma Eckeryachting an die 200 Schiffe im Angebot, ausnahmslos Fahrtensegelschiffe, und meist bestens geeignet speziell für das Klima im Mittelmeer. Was nicht heißt, dass Ecker nicht auch aussrhalb des Mare Nostrum tätig geworden wäre: SY SARITA zum Beispiel umsegelte mit Chartergästen die Welt!

Kurt Ecker erfand das „Skippertraining“

Eines aber stellte Kurt Ecker schon sehr bald fest, etwas, was jeder Fahrtensegler bestätigen kann: Urlaubssegeln ist an und für sich nicht sehr aufregend; die Nerven liegen aber meist blank, wenn die Yacht wieder in den Hafen einfährt. Das kann der Autor voll bestätigen. So kam Kurt Egger als Allererster auf die Idee, nicht nur wöchentliche oder vierzehntägige Chartertörns zu veranstalten, sondern seinen Gästen nach Möglichkeit auch die schwierigsten Punkte beim Fahrtensegeln beizubringen, nämlich das An- und Ablegen im Hafen, am Ankerplatz oder auch an der Boje. Er bot Skippertrainings an, bei denen die Segler an zwei oder drei Tagen nichts anderes zu tun hatten, als An-und Ablegemanöver mit allerlei Hilfen und Tricks zu üben. Aber das ist eine eigene Erfolgsgeschichte, die nur am Rande hierher gehört. Aus diesen Skippertrainings gingen mehrere tausend – keine Übertreibung – Segler hervor, die bei diesen Intensivlehrgängen praktisch lernten, wie man die Yacht sicher ablegt oder unbeschädigt nach Hause bringt.

Eine Hochseeregatta für Freizeitsegler soll es werden!

Aber das war an Erfolg nicht genug für Kurt Ecker. Er wollte dem "normalen" Fahrtensegler etwas ganz besonderes bieten. Der Fahrtensegler sollte seinen Traum leben können, bei einer richtigen Hochseeregatta aktiv dabei zu sein, die nicht nur ein oder zwei Tage rund um eine kleine Insel führt. Sondern der ruhelose Kurt Ecker wollte eine Fahrten-Hochsee-Segelregatta für jedermann installieren, die eine richtige Herausforderung für die Teilnehmer darstellen sollte, mit einem Ziel möglichst weit weg, also eine echte Hochseeregatta.

Vor allem aber wollte er einen im negativen Sinn professionellen Anstrich vermeiden. Interessanterweise ist es doch so, dass die sogenannten Segelprofis - häufig hoch bezahlte Berufssegler, die der Prämien und sonstigen Erwerbsmöglichkeiten wegen von Yacht zu Yacht springen oder als Werbeikonen unter weißen Segeln ihr Geld verdienen - vom normalen Fahrtensegler zwar gelegentlich bewundert werden, als Mitsegler bei Amateurregatten aber nur die Stimmung stören. Kurt Ecker meinte zurecht, dass in einer solchen Szene die begeisterten Fahrtensegler mangels eigener Yacht meist wegbleiben oder jedenfalls nicht in den Ergebnislisten auftauchen würden.

Profisegler würden die Stimmung der Freizeitsegler vermiesen

Die Frage war nun für Kurt: Wie halte ich die "Spitzensegler" von einer Regatta fern, um den übrigen Fahrtenseglern nicht die Freude an dem großartigen Erlebnis einer Hochseeregatta zu nehmen? Die Lösung, und das kann schon mal vorweg genommen werden, war eine ebenso geniale wie einfache Idee: In der Ausschreibung sollte die Bedingung stehen, dass Spinnacker schlicht verboten sind. Denn normalerweise braucht man für die Bedienung eines Spinnackers, wenn es also um die Geschwindigkeit, um den Speed des Bootes geht, eine gut geschulte Mannschaft und vielfach ein ausgiebiges Training vor dem Rennen. Und so wurde eben durch das Verbot in der Ausschreibung sichergestellt, dass jeder, aber wirklich jeder, der am Hochseesegeln interessiert ist, an einer solchen Regatta teilnehmen konnte, und zwar nicht nach dem Motto „Die Teilnahme ist wichtiger als der Sieg", sondern dass jeder eine reale Chance auf den Sieg hatte.

Das war die eine Idee. Die andere, die letztlich der Regatta ihren Namen gab, war, dass die Teilnehmer, allesamt nicht professionelle Durchschnittssegler, das Gefühl haben sollten, auf einer echten Hochsee-Regatta zu sein, also nicht nur auf einer Dreiecks-Regatta oder aber bei einer kleinen Vereinsmeisterschaft. Und so gab Kurt Ecker als zweites Ziel aus: Die Regatta musste mindestens 1000 Seemeilen weit gehen, also zu ihrem Ziel weit hinter dem Horizont führen. Zur Erinnerung: Segler auf Urlaubstörn segeln in den zwei, drei Wochen Urlaub selten mehr als zwei- oder dreihundert Seemeilen.

Tausend Seemeilen sollte die Entfernung sein.

Andererseits sollte die Regatta aber im Mittelmeer stattfinden, einem Revier, das von den umliegenden Ländern schnell erreichbar und zum Beispiel für die Segler aus der Schweiz und aus Deutschland das Lieblingsziel schlechthin ist. Mit dem Zirkel auf 1000 Seemeilen gespreizt war ein entsprechendes Ziel von Kroatien aus, dem eigentlichen Heimatrevier von Österreich (schließlich waren alle die Gebiete früher in der Hand der Habsburger) leicht zu entdecken.

Fündig wurde Kurt im fernen Ägypten, genau in der Hafenstadt Alexandria. Außerdem sollte so eine Regatta vom Wetter her anspruchsvoll sein, und damit wäre das sommerlich windarme Mittelmeer sicher nicht die richtige Wahl. Aber Oktober, später Oktober, würde zu einer sehr anspruchsvollen Regatta werden. Viele Probleme gab es vorweg zu lösen.

Wo finden sich Liegeplätze fürs Regattafeld im Spät-Herbst?

Was der unerfahrene Segler gar nicht richtig zur Kenntnis nimmt, ist die Tatsache, dass, wenn eine Regatta von vielleicht 50 Yachten in einer 1000 Seemeilen entfernten Stadt einfällt, es außerordentlich schwierig bis unmöglich sein kann, die entsprechenden Liegeplätze zu finden. Denn im Spätherbst, wer wüsste das nicht, gehen die Yachten ins Winterlager, und das bedeutet eben, sie liegen alle in einer Marina, die auf eine solche Zahl halt gerade noch eingerichtet ist. Die Ägypter, die sich natürlich freuten, dass ihr Land mit einer solch außergewöhnlichen Regatta bedacht werden sollte, nahmen die Idee Kurt Eckers mit einer unglaublichen Begeisterung auf und lösten das Liegeplatzproblem irgendwie. Und so war das „Ägypten-Race“ geboren.

Eine Service-Crew sollte die Regattateilenehmer unter ihre Fittiche nehmen.

Noch eine geniale Idee hatte Kurt Ecker, die allerdings so leicht nicht zu verwirklichen war. Diese Hochseeregatta sollte dem normalen Fahrtensegeln, also richtig der Praxis entsprechen. Sind wir doch mal ehrlich, Segeln ohne Maschine (früher verschämt als „Hilfsmotor“ bezeichnet) findet heute nicht mehr statt. Die Zeiten, in denen es als unsportlich galt, einen schwachen Diesel zum Queren von Flautenlöchern zu missbrauchen - Gott sei Dank: Vorbei!

Wer nun glaubt, dass der Vercharterer Ecker den großen Geschäftscoup mit der Anmietung seiner Yachten plante, liegt etwas daneben. Jeder konnte nämlich mit einer beliebigen Yacht antreten, sei es der von einem anderen Vercharterer oder mit einer Privatyacht. Wie gesagt: Die einzige Voraussetzung für die Teilnahme war: Kein Spinnaker!

Fahrtensegler motoren regelmäßig

Die Frage, ob aus einer großzügigen Maschinenbenutzung erhebliche Meilenvorteile zu gewinnen seien, war ganz einfach zu beantworten: Die „Strafen“ wurden so hoch angesetzt, dass es sich meist rentieren würde, möglichst viel zu segeln. Tatsächlich hatten die Sieger (Bild links) meist die wenigsten Maschinenstunden auf dem Protokoll. Gleichzeitig war so garantiert, dass alle Segler rechtzeitig zum Zwischenstopp oder ins Ziel einlaufen würden.

Was sich theoretisch einfach anhört, war in der Praxis nicht so leicht zu realisieren. Denn, sind wir doch mal ehrlich, wir Segler neigen, um es ganz, ganz vorsichtig auszudrücken, zum Rumtricksen. Sie kennen den Spruch: „Vertrauen ist gut, aber Kontrolle…“. So wurden in jede der teilnehmenden Yachten Vorrichtungen eingebaut, welche die Maschinen-Zeiten protokollierten

Große Service-Crew

Geplant war das Rennen mit einem Zwischenstopp nach circa 500 Seemeilen in Griechenland oder eben auf dem Weg, wobei man davon ausgehen konnte, dass, obwohl nur Amateure an Bord, das Material, vor allem bei den groben Wetterlagen hart beansprucht würde, so wie bei einer „richtigen“ Hochseeregatta eben. Es war also notwendig, auch unterwegs den Seglern einen Rund-um-Service zu bieten. Das bedeutete, dass eine qualifizierte Service-Crew beim Zwischenstopp und am Ziel vorhanden sein musste. Und zwar nicht irgendwelche „local specialists“, sondern Mitarbeiter der Firma Eckeryachting. Übrigens war immer Tag und Nacht der Segelmacher der begehrteste Retter.

Welche Yacht eignet sich als Begleitschiff für eine große Hochseeregatta?

Wenn schon Begleitschiff, dann auch richtig! Es ist wohl das Verdienst Kurt Eckers, dass er hier nicht nur (am Anfang) ein paar Dutzend Hochseeyachten ins Rennen schickte, sondern dass auch Familien und Freunde gegen ein maßvolles Entgelt ihre Teilnehmer beim Reiten über das Meer verfolgen und beobachten konnten.

Und selbstverständlich wollten die Teilnehmer dieselben Möglichkeiten haben wie „richtige“ Profis. Die Öffentlichkeit sollte ebenso an der Regatta teilnehmen und die Cracks auf hoher See bewundern können. Was Kurt daraufhin veranlasste, ein ganzes Fernsehteam vom ORF (es waren neben den Kameraleuten allein drei Tontechniker hierfür abgestellt) auf den Begleitschiffen mitzunehmen. So konnten später Familien und Freunde zuhause die Rennen um die Pokale im Fernsehen bewundern und begleiten, und zwar auf einem ganz prominenten Sendeplatz, nämlich nachmittags an Silvester, sowohl auf ORF, als auch auf dem mehr deutschen Sender 3sat. Chef-Kameramann Alois Sulzer hatte dazu noch die glorreiche Idee, an alle Yachten (damals) wertvolle Video-Kameras auszugeben, so dass im Fernsehen zahlreiche Szenen aus dem richtigen Fahrten-Leben gezeigt werden konnten. Das war in den Zeiten lange vor den heute überall lauernden Überwachungskameras.

Werbung und Sponsoren waren zugelassen – wie bei den Profis!

In der Außenwirkung sollte es ähnlich zugehen wie bei den berühmten, ganz großen Rennen von Profis um die Welt. Werbung und damit Sponsoren wurden je nach Einfallsreichtum der Teilnehmer praktisch unbeschränkt zugelassen. Zwar waren auf den Yachten nicht die Embleme von Mercedes, Oracle oder RWE, aber an der Reling flatterten Banderolen von der Sparkasse XY-Dorf oder vom Power-Brot für Segler vom Dorfbäcker. Die Teilnehmer haben kein Vermögen mit Werbung verdient, die Werbeeinnahmen beschränkten sich vielleicht auf eine Ladung Konservendosen, ein paar Kisten Gösser Bier oder eine Spende für T-Shirts mit dem Schiffsnamen drauf. Aber immerhin!

Kurt Ecker gingen am Schluss die Ziele im Mittelmeer aus

Mit zehn Ecker-Cups deckte der umtriebige Kurt Ecker einigermaßen das Mittelmeer ab:


Nur Cypern musste ausgelassen werden, nachdem im Eckeryachting-Büro in Ried unmissverständliche Terrordrohungen eingegangen waren. Das zeigt einmal mehr, welchen Zwängen die Regattaserie 1000-Meilen-Race über viele Jahre hinweg ausgesetzt war.

Mastbrüche und Abbergen von kranken Seglern auf hoher See - alles war dabei!

Es haben sich unendlich viele erzählenswerte Geschichten bei diesen Rennen abgespielt, die einen ganzen Roman füllen würden. Zum Beispiel der Mastbruch auf der SY Barbara, einer Sonata Ovni vom Urgestein der Ecker-Cups, Pauli Hafner mit der gesamten Kamera-Crew vom ORF drauf. Oder, mehrmals, das Übersteigen von Ärzten bei rauer See wegen Notfällen in der Mannschaft - und das bei fünf oder sechs Windstärken!

Ein sehr passendes Detail zu dieser Siegerehrung kann ich mir nicht verkneifen, zu erzählen. Kurt Ecker hatte dort für die Schar der Teilnehmer, für die Gastgeber, ja, auch für den Generalgouverneur von Alexandria, wie es immer seine Art war, ein reichhaltiges Buffet beim Festabend auftischen lassen. Jeder der damaligen Teilnehmer erinnert sich noch heute daran, wie rigoros der Ansturm auf das Buffet von mehreren ägyptischen Matronen angeführt wurde, so dass nach der Plünderung des Speisenangebots kaum noch was für die Regatta-Leute übrig blieb. Mit viel Dramatik erfolgte die Bergung eines Teilnehmers, der vor der griechischen Küste den Großbaum an den Kopf bekommen hatte und sterbenskrank im Cockpit der Yacht lag, von einer übergesetzten Ärztin im Cockpit betreut und sehnlichst auf einen Hubschrauber wartend. Die griechische Küstenwache vertröstete ihn immer und immer wieder, bis sich schließlich eine amerikanische Stimme in die Funkgespräche einschaltete und mitteilte, dass sie auf dem amerikanischen Flugzeugträger auf den Transport des Verunglückten in den OP-Saal warten würden; der Hubschrauber sei schon losgeschickt.

Die kleinste Gemeinde Österreichs rückt in den Mittelpunkt

Am bemerkenswertesten aber war die Geschichte der wackeren Segler aus dem verträumten Bachmanning, der „kleinsten Gemeinden Österreichs“, beim Ecker-Cup 1992 nach El Kantaoui. Selbst der „großen“ YACHT, die ja eigentlich für ihre Ostsee-Affinität bekannt ist, war es eine seitenlange Story wert, über diese Segelchamps aus dem 500-Seelen-Dorf zu berichten: An einem Winterabend saßen junge Dorf-Burschen um einen Tisch herum und träumten von einer „richtigen Hochseeregatta“, also der Teilnahme am Ecker-Cup. Ungefähr folgender Dialog hat sich damals abgespielt:

Skipper Willi Lettner: Lasst uns am nächsten Ecker-Cup mitmachen!

Er musste sich daraufhin viele Fragen gefallen lassen, z.B.: Wo kriegen wir ein schnelles Schiff her? Was kostet das? Wer soll das bezahlen? Was haben wir für Chancen, wir sind keine Segelprofis? Aber Willi war nicht von seinem Plan abzubringen: Das Unternehmen koste nicht viel mehr als ein ganz normaler Chartertörn, die Kosten würden untereinander aufgeteilt. Charterschiffe gäbe es in Europa genug, bei griechischen Charteragenturen würden besonders schnelle Yachten zu finden sein. „Was heißt schon, dass wir keine Segelcracks sind? Wir müssen nur das Schiff schnell machen und während des ganzen Rennens wachsam sein."

Und was soll ich sagen? Die beherzten Burschen aus Bachmanning setzten sich mit ihrer Charteryacht bald an die Spitze des Feldes. Die letzten 30 Stunden übernahm Skipper Willi das Ruder und ließ sich von seiner Crew nicht mehr ablösen, so groß war sein Ehrgeiz, einen guten Platz zu erreichen. Als die Crew aus Bachmanning in El Kantaoui (Tunesien) eingelaufen war, erschien ihre Yacht auf dem Siegerboard nicht nur in ihrer Klasse auf Platz eins, sondern das Blaue Band für den Gesamtsieg gehörte ihr.

Übrigens: Logisch, dass Willi die letzten 30 Stunden am Ruder „gesessen“ war, er ist nämlich aufgrund einer Muskelschwäche Rollstuhlfahrer. Er hat vielleicht den größten Beifall von allen Ecker-Cup-Siegern bekommen, als er zur Entgegennahme des Preises zur Siegerehrung rollte.



Die Zusammensetzung der Mannschaften war international- fast jede Segelnation war vertreten. Die Gesamtsieger aller Ecker-Cups kamen u.a. aus den USA, aus Deutschland (Hamburg), aus Kroatien und selbstverständlich aus Österreich.

Die Betreuung von Seglern und Zuschauern stand im Vordergrund

Dabei war eine ganze Reihe von Problemen zu lösen, die auf Anhieb gar nicht recht aufscheinen: Die Yachten mussten vom Zielort wieder zu ihrem Heimathafen gebracht werden. Viele hundert Personen (Rennteilnehmer, Service-Crew und Freunde der Racer) mussten zum Startpunkt irgendwo im Mittelmeer und vom Zielort wieder nach Hause transportiert werden. Auch da hat sich Kurt Ecker nicht lumpen lassen: Großes Staunen gab es, als wir beim Rückflug nach München in einer Lufthansa-Maschine saßen, und zwar in der ersten Klasse! Kurt hat dies, obwohl ihn das ja nun reichlich Geld gekostet hat, niemals erwähnt.

Drei Geschichten schließen den Rückblick auf Kurt Eckers Lebensleistung ab. Die Betreuung der Teilnehmer unterwegs wird noch heute hervorgehoben, wenn von den sagenhaften Ecker-Cups geschwärmt wird: Es war ein 24-Stunden-Service, dass den übermüdeten Rennseglern bei der Zielankunft selbst in frühen Morgenstunden immer Gösser-Bier vom Fass und warmer Leberkäs auf dem Begleitschiff serviert wurde. Zapfanlage und Sitzgelegenheiten (auch für die Siegerehrungen) hatte der allen Teilnehmern sicher bekannte Wirt Pauli Hafner aus Ried im Inn-Kreis (manche sprechen auch vom „Trink-Kreis“) zum Start- und Zielort transportiert. Aber es war natürlich nicht nur das Getränkeproblem zu lösen, es mußten auch Sitzgelegenheiten (plus Musik-Band aus Österreich) für die Siegerehrungen an die Zielorte geschafft werden. 500 Sitzgarnituren? Für Pauli Hafner kein Problem! Mit einer Kolonne von Lastwagen wurden die alle zum Zielort gefahren, solange ein Transport über Land nur möglich war.

Teilnehmen ist wichtig, auch für die Zuschauer auf den Begleitschiffen.


Eine eigene Story ist die Geschichte der Begleitschiffe, die Service-Mannschaft, Schiedsgericht, Rennleitung, Kamerateams, Presse, später auch Sitzgelegenheiten für die Siegerehrung transportieren mussten. Reichte für Alexandria eine 25-Meter-Motoryacht von Jongert, so wuchs die benötigte Größe der schwimmenden Zuschauertribünen (!) an, um Zuschauer und Personal zu transportieren, damit Freunde und Familien der Racer die Rennen aus der Nähe betrachten konnten. So wurde der Ecker-Cup ein bemerkenswertes Novum in der Geschichte von Oceanraces, wo üblicherweise die Veranstalter am Start einen Schuss abgeben und die Teilnehmer 1000 Meilen weiter oder auf der anderen Seite des Atlantiks mit einem Punsch beim Einlaufen begrüßen.

Die Geschichte der Siegerehrungen und der Feste drumherum allein würde ein ganzes Buch füllen. Beispielsweise traf man bei der Feier in Alexandria den berühmtesten Segelhelden der Welt, Eric Tabarly, eigens mit einer persönlichen Dolmetscherin aus Frankreich angereist. Weiteres Beispiel: Das Museum in Monastir, das weltberühmte Ribat, wurde extra für die Teilnehmer nach langer Zeit wieder geöffnet. Und andere Siegerehrungen wurden mit dem Auftritt von Bauchtänzerinnen oder auch mit (echten) Kamelen unvergeßlich gemacht. Und der Bürgermeister von Pylos ließ es sich nicht nehmen, bei den dortigen Zwischenstopps der Regatta jeweils ein großes Bürgerfest mit Büffet und althergebrachten Trachten und Tanzaufführungen für die hunderten von Seglern zu veranstalten. Die fast gruselige, düstere Prozession der Fischer in Zadar nach uraltem Brauch, daran erinnern sich alle Teilnehmer mit gemischten Gefühlen.

Eine eigene letzte Geschichte ist die Historie der Begleitschiffe. Reichte es bei der Regatta nach Alexandria noch aus, eine 25-Meter-Yacht für das Service Team und wenige Freunde dabei zu haben, so wuchsen die Begleitschiffe mit der Anzahl der Teilnehmer. Was den Veranstalter in ein gewisses Dilemma brachte. Denn nicht jeder Teilnehmer fand es toll, wenn er sich im Ölzeug durch die Seen kämpfte und nebenher eine luxuriöse 50-Meter-Motoryacht sachte dahinstampfte, mit Zuschauern plus Gin Tonic in der Hand. Trotzdem mussten immer größere Begleitschiffe angemietet werden, um dem immer größeren Regattafeld gerecht zu werden. Denn zwischenzeitlich wurden die Ecker-Cups immer populärer, was auch die Anwesenheit der großen Presse – Bild, YACHT, Süddeutsche Zeitung u.s.w. erforderte.

Der 25-Meter-Yacht folgte die 50-Meter-Motoryacht PANORAMA, dieser dann die Square-Rigger SY AMORINA. Sie war nicht das größte Begleitschiff, wohl aber bei allen Teilnehmern das beliebteste. Und auch das hatte seinen Grund. Es war ein bezeichnendes Detail, wie Kurt Ecker für seine Freunde und Teilnehmer sorgte. Als der Skipper und Eigner des Schiffes mit Kurt Ecker verhandelte, wie es mit der Schiffsbar – normalerweise die Haupteinnahmequelle bei einer Kreuzfahrt – zu handhaben sei und dieser eine Liste einführen wollte, nach der die Getränke abgerechnet werden sollten, fand Kurt das für seine Gäste inakzeptabel und „kaufte“ dem blonden Schweden die gesamte Schiffsbar ab. Damit stand die Schiffsbar 24 Stunden rund um die Uhr allen Gästen zur Verfügung - kostenlos, versteht sich! Man sah die Folgen am Zustand der Segler beim Heimflug.

Eine Siegerehrung für 600 Teilnehmer in Israel

Das romantischste Erlebnis bei allen Ecker-Cups war für mich die Siegerehrung in Israel, die ich bei Dunkelheit im Scheinwerferlicht aus dem 50 Meter hohen Rigg der AMORINA heraus in Ashkelon (wo Kurt Ecker vom Bürgermeister der Stadt mit dem Goldenen Schlüssel zur Stadt ausgezeichnet wurde - (Bild links) vor 600 gebannten Zuschauern moderieren durfte - unvergeßlich!

Das „Begleitschiff“ war das ganze Jahr über ein ständiges Thema bei der Organisation der Cups. Und so trafen sich die Freunde von Kurt in seinem schönen Haus im „Trink-Kreis". Zu vorgerückter Stunde wurde Kurt aufgezogen, dass seine Begleitschiffe trotz der AMORINA mit 35 Metern Länge und der PANORAMA mit 50 Metern ja wohl etwas mickrig seien. Gut, Ecker lächelte nur geheimnisvoll in sich hinein. Warum, das sahen wir, als wir in Zadar zum Regatta-Start eingeflogen waren und unseren Augen nicht trauten. Dort lag im Hafen ein Rahsegler, der nur mit Hilfe von sauteuren Schleppern umdrehen konnte.

Ein Rahsegler von 104 Metern Länge musste es sein!

Es handelte sich um die KHERSONNES unter ukrainische Flagge, mit ihren 104 Metern Länge schlicht die viertgrößte Segelyacht der Welt, die Kurt für einige Hunderttausend DM aus der Ostsee angechartert hatte. Ein atemberaubender Anblick! Und die Mitfahrt war für die Beteiligten am Ecker-Cup ein unbeschreibliches Erlebnis. Wann bekommst Du schon zu sehen, wie ein Meeresriese unter 30 tausend Quadratmetern Segel ohne Winschen, nur mit Hilfe von 80 Kadetten, gehandelt wird? Das Segelerlebnis ihres Lebens!

Kurt Ecker hat ein Hochsee-Rennen zum Breitensport erhoben.

Die Ecker Cups wurden mit dem Ende der Firma Eckeryachting eingestellt - Jahre zuvor war Kurt Ecker als Geschäftsführer dieser einstigen Vorzeigefirma schon ausgeschieden. Aber die Cups haben eine unvergeßliche Geschichte geschrieben. Das hat es noch nirgendwo auf der Welt gegeben, dass der Hochseeregatta-Sport für jedermann offen stand.

Von welch einzigartiger Grösse Kurt Eckers Leistung, sein Ideenreichtum, seine Weitsicht, seine Großzügigkeit, seine Einsatz- und Risikobereitschaft waren, zeigt sich allein darin, dass nach es ihm Keinem gelungen ist, eine auch nur annähernd vergleichbare Hochsee-Segel-Regatta-Serie auf die Beine zu stellen.

Besonders hervorzuheben ist die Regatta nach Ashkelon - ein wunderbarer Beitrag zur österreichisch/deutschen Freundschaft mit Israel!

Der Nachruf für Klaus Czap

Als neulich die Familie für Klaus, ein ungemein tüchtiger Hobby-Ausbilder von mehr als 1000 Fahrtenseglern, einen Nachruf schrieb, hieß es lapidar: "Sein größtes Erlebnis war sein Sieg bei einem Ecker-Cup."


Wer die Atmosphäre um den Ecker Cup literarisch nacherleben will, sollte sich den Artikel, den der beste deutsche Segelautor Charly Forster in der Süddeutschen Zeitung geschrieben hat – siehe hier nicht entgehen lassen

Eine gelungene Sammlung von Kameraschnipseln aus 10 Ecker-Cups hat Werner Peer, der alle Ecker-Cups mitgemacht hat, hier zusammengestellt, bei denen man meist mittendrin ist in grandiosen Ereignissen auf dieser weltweit einmaligen Hochsee-Regatta-Serie für jeden Fahrtensegler. Besonders die Bilder vom Leben an Bord unter harten Regattabedingungen verdanken wir der Tatsache, dass der ORF jeder Teilnehmeryacht eine Video-Kamera zur Verfügung gestellt hat und die Amateur-Kamera-Teams auf den Yachten geradezu darum wetteiferten, wer es mit seinen Aufnahmen wohl in den endgültigen ORF-Film "das 1000-Meilen-Rennen" schaffen würde.



Zur Home-Page

Page by Bobby Schenk
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/n004/ecker19.html.html

Impressum und Datenschutzerklärung