Lebensqualität:
Grillen an Bord von Yachten
von
Bobby Schenk
Wir
"segeln" auf unseren Yachten nicht nur über die Ozeane, sondern wir
leben in erster Linie auf unseren "swimming homes" (so Eric Hiscock).
Und was uns zu Hause im Sommer lieb ist, das praktizieren wir erst recht auf dem
Schiff. Dazu gehört - bei Gelegenheit - auch ein zünftiges Essen. Es muss ja
nicht gleich eine ganze Grillparty sein, wenn wir Fleisch auf dem Ankerplatz zu
einem saftigen Grillsteak verarbeiten. Wobei wir da - meist - den Vorteil
gegenüber den Zuhausegebliebenen haben, dass es häufig gar keine Nachbarn
gibt, die wir mit Rauch und Gestank nach verbranntem Fleisch belästigen
könnten. So gibt es auch keine Vorschriften wie in Deutschland, in denen
Grillzeiten, Art des Grillens (z.B. keine Holzkohle!) oder sonst was geregelt
ist.
Auch in Marinas hab ich noch
nie Vorschriften erlebt, mit denen mir vorgeschrieben wird, wann und wie ich am
Heck meiner Yacht zu einem saftigen Entrecote komme. Und wenn bei anderen Yachten
schon mal dichter Rauch aufsteigt, dann guckt man dem amüsiert zu, weil man
weiß, dass der Spuk nach spätestens einer halben Stunde zu Ende ist, wobei man
sich nur fragt, wie verbrannt der Gockel wohl auf den Tisch gekommen ist.
Erfunden
haben den Bordgrill, wie vieles was die Lebensqualität an Bord von
Fahrtenyachten heben soll, die Amerikaner. Vor circa 30 Jahren kamen die runden
Nirosta-Grills auf den Markt, die damals noch mit Holzkohle beheizt wurden.
Nicht wenige Yachties holten sich damals so einen Grill an Bord, weil da einige
Details eingebaut waren, die den Praktiker recht überzeugten. So die
Schraubbacken, mit denen man den Grill praktisch überall an der Reling
befestigen und leicht wieder entfernen konnte. Der Deckel war mittels dünnem Nirodraht mit dem Topf verbunden, denn irgendwann wäre der wohl ohne Sicherung
über Bord gegangen, spätestens dann, wenn man den Grill bereits für
abgekühlt hielt und ihn in der Backskiste verstauen wollte.
Und dieser
"Standardgrill" bewährte sich auch auf
unserer THALASSA II, einer 14-Meter-langen Stahlyacht vom Typ Suncoast 48. Zumal
wir damals eine Tiefkühltruhe hatten, in der wir schon mal 100 Steaks USA
einlagerten, die wir auf Antigua preiswert aus den USA beziehen konnten. Wir
brieten sogar unterwegs, auf der 3000-Meilen-Strecke von Galapagos nach den
Marquesas. Bedenken wegen der Feuergefahr hatten wir keine, denn dank der
patenten Befestigungsmöglichkeiten des Grills konnten wir ihn - bei raumen Wind
- an einer Relingstange schön in Lee fixieren. Rückblickend ist mir allerdings
nicht mehr sehr wohl bei dem Gedanken, ein offenes Feuer auf dem Schiff zu
haben. Denn die Tatsache, dass da nichts passiert ist, beweist ja noch lange
nicht, dass diese Art zu "kochen" sehr sicher ist.
Beim Kauf meines jetzigen
Katamarans war auch ein Grill im Katalog unter "Sonderzubehör".
Gespannt war ich, was sich die Werft da bezüglich Einbau alles einfallen lassen
würde. Denn der Preis war nicht gerade lau. Dann die Überraschung: Es war
- nichts anderes - als die aus den 80er Jahren bekannte Niroschüssel an
irgendeine Relingstütze hingeklammert. Allerdings "in Gas", was
nichts anderes war als ein blaue Camping-Gaz-Dose unter dem Kessel. Um es kurz
zu machen: Wir hatten ab da zwar nicht mehr die Sauerei mit der Holzkohle in der
Backskiste, aber dafür die Notwendigkeit, eine ausreichende Anzahl von den
Gas-Kartuschen mitzunehmen, die nicht überall erhältlich waren. Mehr als
einmal fand ich dann eine ältere Kartusche vor, offensichtlich leer, weil
durchgerostet. Mögliche Konsequenzen: Schlimmer als offenes Feuer an Deck!
Und - im übrigen -
regelmäßig waren die Gasdosen genau dann leer, wenn die Steaks gerade auf dem
Grill waren. Eine gute Antwort auf die Frage: "Wohin damit?" ist uns
bis heute nicht eingefallen. Die Freude über diesen Grill war dann endgültig
dahin, als der Rost vor Hitze durchlöchert war und der Verkäufer des Grills
auf der Bootsausstellung das teure Ersatzteilpaket mit dem Rost schon in der
Hand hatte, als ich noch gar nicht richtig ausgeredet hatte. Also eine recht
übliche und damit gewohnte Reklamation.
 Jetzt
haben wir einen australischen Grill an Bord, an dem - sieht auch ganz gut aus -
eine separate Niro-Gasflasche angeflanscht ist. Deren Inhalt hält nun schon
seit einem Jahr vor. Die Flasche lässt sich mit den gleichen Tricks auf dem Bootssteg
mit der Haupt-Gasflasche auffüllen, mit den auch lokale Gastankstellen
arbeiten, wenn ein Yachty seine Gasflasche anschleppt, die keinen
landesüblichen Anschluss hat. Die Hitze, die der Brenner (siehe oberes Foto)
entwickelt, ist ausgezeichnet und wenn man ein berührungsloses
Infrarot-Thermometer benutzt, kann man leicht die Stellen auf dem Rost
ausmachen, wo man bei 150 Grad das Fleisch ruhen lassen oder bei über 270 Grad
scharf anbraten kann.
 Denn nach wie vor ziehen wir es
vor, Fleisch, gelegentlich auch Fisch, auf dem Grill zu braten als in der
Kajüte die Pfanne mit dem spritzenden Öl zu benutzen. Gerade in den Tropen ist
die Hitze im Schiffinneren ohnehin an der Grenze der Erträglichkeit und man ist
dankbar, wenn dann nicht zusätzliche Heizquellen in Form des Gas-Ofens
eingesetzt werden. Vom Gestank, der beim Braten nun mal erzeugt wird, ganz zu
schweigen.
 Die
Lösung mit einer separaten Gasflasche setzt sich auch auf anderen Yachten immer
mehr durch, denn sie hat unbestreitbare Vorteile gegenüber dem Integrieren in
eine vorhandene Gasanlage (Foto rechts!). Der Eingriff in die Bord-Gasanlage
wird ja meistens nicht gerade fachmännisch durchgeführt, ist häufig Bastelei.
Und dies ist hochgefährlich, davor kann nicht energisch genug gewarnt werden.
Mit separater Flasche und
direkter Zuleitung zum Grill kann das Risiko leichter überblickt werden. Damit
will ich auf keinen Fall das Braten und Grillen mit Gas verharmlosen. Gas ist
nun mal wie hochexplosiver Sprengstoff, wenn es im Schiff ausströmt. Diese
Gefahr wächst, wenn der Zuleitungsweg lange und mit mehreren Anschlüssen
versehen ist. Wenn draußen an Deck dagegen die - kurze - Zuleitung von Flasche
zum Grill irgendwie undicht wird, dann kann das Gas - wie meist beim Camping -
ungefährlich ins Freie abströmen.
 Auf
Langfahrtyachten werden Holzkohlengrills immer weniger. Als offensichtliche
Eigenbauten sieht man sie noch manchmal - Bild links. Nachteilig ist dabei
sicher, wenn sie fix am Schiff, an Deck eingebaut sind. Denn ich möchte sie
nicht betreiben, wenn auch nur die Möglichkeit besteht, dass bei ungünstiger
Windrichtung das Schiff eingenebelt wird oder gar noch Funken übers Deck
fliegen. Eines ist klar: sowohl offenes Feuer als auch Gas birgt ein enormes
Sicherheitsrisiko. Aber irgendwie scheint mir der aus der kurz angeschlossenen
Gasflasche betriebene Grill beherrschbarer. Und absolute Sicherheit gibt es
ohnehin nicht. Das wissen Yachtsleute auf Langfahrt am besten.
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