Es
sind durchaus ernstzunehmende, rührende, Zuschriften, die ich regelmäßig
bekomme: "Ich möchte um die Welt segeln, bin Neuling, wie soll ich mich
darauf vorbereiten?" Oder so ähnlich. Der Laie würde darauf sicher
schnoddrig antworten: "Zuerst mal segeln lernen!". Aber auch die
Ratschläge von "Segelexperten" in diversen Foren sind nicht viel
hilfreicher: "Zuerst mal einen Schein machen!" oder "mit dem
Jollensegeln beginnen", oder - schon einen Hauch besser - "an
einem Chartertörn teilnehmen", und so fort.
All
diesen Ratschlägen ist gemein, dass sie eben nicht von Fachleuten mit
Blauwasser- oder Langfahrt-Erfahrung kommen, sondern meist von mehr oder
weniger guten bis sehr guten Seglern. Auf was ich nämlich hinauswill, ist,
dass es beim Blauwassersegeln in erster Linie nicht(!) ums Segeln geht,
sondern um das Leben an Bord einer Segelyacht auf den Weltmeeren mit dazugehörigen
Marinas, Häfen oder, und vor allem, Ankerplätzen. "Segeln" ist nur
notwendiges Beiwerk, Zutat auf einer Weltumsegelung, fast nicht der Rede wert!
Wenn ich ein Sachbuch übers Weltumsegeln schreiben würde, dann hätte dies
vielleicht 400 Seiten, aber keine 20 Seiten würden sich mit der Segeltechnik
befassen. Das mag nun manchen irritieren, der sich schon träumend auf einer
Weltumsegelung sieht, wie sein schnittiges Schiff unter Vollzeug bei
Backstagsbrise durch die Wellen schneidet und wie dann vielleicht der riesige
Spinnaker die Yacht noch schneller über die Weltmeere zieht.
Denn
mal ehrlich: Was lernt man denn in einem Segelgrundkurs? Einen Aufschießer,
Regattaregeln, eine Kuhwende, Mann-über-Bordmanöver unter Segel. Alles
Dinge, die man beim Blauwassersegeln bestimmt nicht braucht. Macht man einen
staatlichen Schein, so findet eine geradezu läppische praktische Prüfung mit
einem Motorboot statt, geradezu praxisfremd für das Langfahrtsegeln. Oder man
paukt Gesetzesfragen, die auf den sieben Weltmeeren niemand interessieren,
deren Anwendung in der Praxis bei der Auseinandersetzung mit der Großschifffahrt
geradezu selbstmörderisch sein können, siehe den Totalschaden mit der
amerikanischen Blauwasseryacht MAHDI vor Puttgarden. Damit jetzt nicht
die Geschichte mit den Trauben und dem Fuchs hochkommt, sei betont, dass ich
vor meiner Weltumsegelung sämtliche möglichen Scheine gemacht habe (wovon
ich niemals auch nur einen vorzeigen musste). Gelernt für meine
Langfahrtsegeleien habe ich dabei Null, wenn man mal von der Navigation
absieht. Und die ist ja heute dank GPS kaum noch ein Thema. Das gegenüber dem
reinen Segeln ungleich wichtigere Thema Energieversorgung wurde in keinem
Kurs berührt, beim Thema Medizin hieß es meist: "Den nächsten Arzt
aufsuchen!" und beim Thema Funk, also bei der drahtlosen Kommunikation
ging man davon aus, dass man ja nur auf die Sprechtaste drücken braucht und
selbstverständlich die richtigen Phrasen benutzen darf. Das ist nur
beispielhaft erwähnt, es existiert beim Blauwassersegeln darüber hinaus jede
Menge Stoff, der eben nicht unmittelbar fürs Segeln, aber fürs Leben auf dem
Wasser existenziell und nur von anderen Blauwassersegeln erhältlich ist. Dafür
reicht es aber nicht, das Buch eines Weltumseglers (zum Beispiel meines) zu
lesen, denn dort werden üblicherweise nur die eigenen ganz individuellen
Erfahrungen wiedergegeben und nicht die riesige Palette an praktischen
Erfahrungen, die zahlreiche Weltumsegler gemacht haben. Das sind nämlich die
wirklichen Experten, Profis, für die ist Langfahrtsegeln so etwas wie ein
Beruf, denn das betreiben sie rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Der einzige
Unterschied zu einem bürgerlichem Beruf ist der, dass sie kein Gehalt
beziehen.
Alles,
was ich in der Praxis später benötigt und angewandt habe, bekam ich von
anderen, erfahrenen Seglern übermittelt. Nur von deren Wissen und Können hab
ich wirklich profitiert. Allerdings, die wirklich wichtigen Wissensquellen, nämlich
andere Weltumsegler, gab es damals kaum oder sie waren für uns in Deutschland
persönlich unerreichbar wie zum Beispiel der wunderbare Engländer Eric
Hiscock. Und so mussten wir, Karla und ich - learning the hard way - alles
selbst ausprobieren, also Lernen durch Fehler machen. Auf einem meiner
Blauwasserseminare, meinte die Weltumseglerin (und Ärztin) Dr.Kerstin Heller:
"Bei der Suche nach den lebenswichtigen Sachen, haben wir jede Menge
Geld ausgegeben, auch für Sachen, die völlig unnütz waren. Wir hatten keine
zusammenfassende Information, z.B. ein Blauwasserseminar".
Und
Ihr Skipper Bernd Heller ergänzte: "Wir hatten zum Beispiel einen
Dieselgenerator an Bord, der 20 Tausend Mark gekostet hat. Den würden wir uns
heut schenken, denn wir haben jetzt einen Windgenerator an Bord. Dafür könnte
man sich den Riesenkasten, der nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr schwer
ist, schenken."
So macht es dann
auch ein wenig stolz, wenn man solche Zuschriften erhält: "...konnten
wir die geeignete Langfahrtyacht finden, dies wäre ohne ... Ihre Seminare so
nicht zustande gekommen". Tatsächlich sind Blauwasserseminare die
beste Gelegenheit an spezifische Erfahrungen von Weltumseglern (so denn welche
unter den Referenten sind) heranzukommen. Was sich bestimmt bezahlt macht -
siehe oben. Wenn ich nunmehr bezichtigt werde, Werbung für mein
Blauwasserseminar zu machen, so liegt der Kritiker genau richtig. Tatsächlich
haben mehr als tausend Fahrtensegler, Langfahrtsegler und Weltumsegler in spe
meine Seminare besucht. Viele davon sind später tatsächlich um die Welt
gesegelt, viele haben sich Tipps geholt, die sich in der Praxis oder beim
Schiff und seiner Ausrüstung bezahlt gemacht haben. Und so kann ich die
Teilnahme am nächsten (und vielleicht letzten) Blauwasserseminar am 29.9.2012
auf der INTERBOOT in Friedrichshafen nur dringend empfehlen. Eine bessere
Vorbereitung (unter anderem) gibt es nicht, wenn man auf Blauwasserfahrt oder
gar auf eine Weltumsegelung gehen möchte. (Zur Anmeldung hier
klicken).
Aber
das ist sicher für viele "Experten" in den Wind gesprochen.
Bobby
Schenk
