In
den Wind gesprochen (46):
"Ich
bin doch nicht blööd...!"
Oder
etwa doch?
Es
hat sich sicher schon rumgesprochen, dass Langfahrt- und Blauwassersegeln in
erster Linie aus Reparieren besteht und dass Segeln erst dann stattfindet, wenn
das Schiff einigermaßen - technisch auf Vordermann gebracht ist. Wo sonst
sollten so ernüchternde Statements herstammen wie: "Weltumsegeln ist sein
Schiff an den schönsten Ankerplätzen der Welt reparieren" oder "Wir
reparieren uns um die Welt" und so fort.
Ausnahmslos
alle Weltumsegler werden dem zustimmen und tatsächlich sind die
Globetrotterberichte aus dem Seemannsleben durchzogen von Episoden, die meistens
beschreiben, welcher Teil der Maschine (Kühlschrank, Watermaker, Generator,
Ladegerät etc)
wieder mal seinen Geist aufgegeben hat und wie schwierig es war, das
betreffende Ersatzteil zu besorgen und, wenn es schon mit der (teuren) Luftfracht zum Ankerplatz in Neuseeland (Fijii, Marquesas Inseln etc) geklappt
hat, das begehrte Teil aus dem Zoll zu bekommen.
Der
Ostsee-Segler, der seinen Urlaub und die Ferien der Kinder auf seiner geliebten
Yacht von Juni bis September verbringt, wird sich fragen, wie es so etwas gibt?
Die
Antwort ist simpel: Schiff und Ausrüstung werden
auf Blauwasserfahrt ganz anderen Strapazen unterworfen. Schließlich ist die Blauwasseryacht rund ums Jahr
in Betrieb, die Törns erstrecken sich nicht nur auf ein paar tausend
Meilen, und sie finden auch unter erheblich härteren Bedingungen statt,
also bei viel Wind und vor allem bei meist ganz anderen Seegangs- und Dünungsverhältnissen.
Was
dem Boot erheblich stärker zusetzt, als dies bei einem geruhsamen Tagestörn auf
der Ostsee von Marina zu Marina der Falls ist.
Hinzu
kommt die zerstörerische Kraft des UV-Lichts und die Unmöglichkeit, schnell mal
beim Yachtzubehörhändler vorsorglich dieses oder jenes Teil zu kaufen und
rechtzeitig, also bevor ein Schaden weitere Schäden nach sich zieht, zu ersetzen.
 Dass
sich unter diesen zermürbenden Bedingungen nur wenige Zubehörteile als
hundertprozentig zuverlässig und störungsfrei erweisen, liegt auf der Hand. Deshalb ist es für mich geradezu rätselhaft, warum in
der Vorbereitungszeit für die Weltumsegelung oder den großen Schlag rund um
den Atlantik bei der Auswahl und Anschaffung dieser Teile nicht auf die echten Fachleute gehört wird.
Wer
aber sind zu diesen Fragen die
"echten Fachleute"? Es sind im allgemeinen eben nicht die Verkäufer
im
Zubehörgeschäft. Denn diese haben bloß eine einzige Aufgabe, nämlich zu verkaufen.
Und wenn sie sich schon Mühe geben und beraten, dann können sie natürlich nur auf die Erläuterungen im Prospekt, auf Testberichte in
Zeitschriften und auf eigene, in aller Regel geringe Erfahrungen als Segler
zurückgreifen. Die wahren Profis zu diesen Fragen sind eben die Weltumsegler,
die Blauwassersegler, also Langfahrtsegler, denn die haben sich mit den
betreffenden Zubehörteilen schon jahrelang, und zwar rund um die Uhr herumschlagen
müssen.
Testberichte
in Yachtzeitschriften, die ja meist an einem oder zwei Tagen erstellt werden,
taugen sicher für eine grobe Vorauswahl, können aber naturgemäß nichts
darüber aussagen, wie sich das Zubehör auf einem jahrelangen Törn bewähren
wird. Hier sind die Praktiker, also die Langfahrtsegler, unschlagbar. So drängt
es sich geradezu auf, sich deren Erfahrungen zu bedienen. Am besten bei ihnen
persönlich. Man kann aber
auch Lehren ziehen aus ihren Törnberichten,
die sich zuhauf im Internet finden. Diese Berichte haben den großen Vorteil,
dass ein höchst erfahrener Segler mit seinem Namen dahintersteht und nicht
so wie bei Amazon (oder in Foren) irgend eine anonyme Figur.
Wer sich auf meiner
Seite Who-is-who-im-Weltumsegeln nach einem wichtigen Zubehörteil
umsieht, wird wahrscheinlich zu vielen Themen schon fündig werden. Denn wer kann
wohl besser über die Zuverlässigkeit eines Wassermachers, eines Beibootes,
eines Ankers Auskunft geben - der Verkäufer, der dem unwissenden Weltumsegelträumer ein Gerät
andrehen möchte oder der Weltumsegler, der
sich mit diesem Wassermacher jahrelang, Tag für Tag rumgeschlagen hat?
Logisch, oder? Denkste! Fast täglich erreichen mich Mails, in denen ich um Rat gefragt werde, weil ein Zubehörteil
schon am Beginn der Langfahrt Ärger macht. Selbstverständlich kann
ich oft nicht viel zur Problemlösung beitragen, vor allem dann nicht , wenn sich jemand an die auf dem riesigen Erfahrungsschatz der ganzen Weltumseglerszene beruhenden Empfehlungen nicht gehalten hat. Tatsache ist nämlich, dass sich einige Produkte auf extensiven Langfahrten hervorragend bewährt haben und dann
zu
einer Art Quasistandard geworden sind. Einer der Mailschreiber hat mir zum
Beispiel sein Leid geklagt, weil sein teurer Watermaker verreckt ist und der
Verkäufer, zehntausend Seemeilen entfernt, gar nicht daran dachte, nach Ablauf
der Garantiezeit, einzuspringen. Ich kannte den Typ des Wassermachers nicht, und von der Herstellerfirma hab ich noch nie was gehört. Obwohl ich insgesamt 20 Jahre in der Szene, darunter zehn Jahre hintereinander, zugebracht und mich sicher an tausenden
Fachunterhaltungen auch zu diesem Thema beteiligt habe. Wenn mir zum Beispiel ein Weltumsegler glaubhaft versichert, dass er vier Jahre lang täglich dieses oder jenes Beiboot problemlos benutzt hat (nein, es handelt sich dieses Mal nicht um das Bananaboot!), dann wäre, wenn ich auf Weltumsegelung gehen würde, dieses Beiboot eben allererste Wahl. Punkt!
Viele
glauben, dass sie am besten bei einer deutschen Lieferfirma aufgehoben sind. Sie
haben noch nicht gecheckt, dass sie unterwegs wahrscheinlich näher an dem
Zubehör-Giganten West Marine (unbedingt deren Katalog anfordern - sensationelle
Informationsquelle und unentbehrlich bei der Vorbereitung auf Langfahrt!) dran
sind als an einem deutschen Fachgeschäft.
Ich
bin fast immer bei Auswahl und Anschaffungen von Zubehörteilen den
Empfehlungen anderer Weltumsegler gefolgt und habe damit die besten Erfahrungen gemacht. Manchmal aber hatte auch
ich ganz eigene Ideen, was fast immer zu einem
Reinfall führte. Da war eben auch für mich die obige Empfehlung in den Wind gesprochen.
Bobby Schenk
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