5000 Seemeilen in den Roaring fourties!

Weihnachten vorm Kap Horn!


Wenn die Vendee Globe im Gange ist, sieht die halbe Welt den Racern zu, die gerade durch die brüllenden Vierziger in Richtung Kap Horn brettern und dabei gelegentlich schon mal die 30 Knoten knacken.

Vor vierzig Jahren war das Zukunftsmusik, da kämpften Carla und ich uns da unten in einem ganz normalen Fahrtenschiff nach Osten, um rechtzeitig in den Beruf zurück zu kehren. Weil ich einen festen Termin in München hatte, blieb uns nichts übrig, als den für Fahrtenyachten recht ungewöhnlichen, wochenlangen Weg ins Mittelmeer via Kap Horn zu wählen. Ganz wohl wars uns nicht, denn vor uns lagen fünftausend Meilen zum Kap Horn, dann noch nach Mar del Plata in Argentinien und von da über siebentausend Meilen nach Puerto Banus im Mittelmeer.

Um diesen Törn und seine Schwierigkeiten besser zu verstehen, ist es nötig, unsere THALASSA II mit den heutigen Fahrtenschiffen zu vergleichen.

Die kuttergeriggte 15-Meter-Stahlyacht von ca. 20 Tonnen war für Carla und mich eine mächtige Masse. Viel Komfort hatten wir nicht an Bord, wie die nachfolgende Liste zeigt:

  • kein GPS
  • kein Seenotsender
  • keine Heizung
  • keine Rollfocks
  • kein Roll-Groß
  • keine seltbstholenden Winschen
  • kein Seefunk, nur Amateurfunk (Morsen!)
  • Kein Ruderautomat, nur Windsteuerung (Aries)
  • keine Wettermeldungen
  • kein Internet

Der rührige Jürgen A. Schulz, früher bei der YACHT, dann Gründer der Firma VIDEOSAIL, bat mich, von diesem Törn eine Video-Reportage zu fertigen und stellte uns eine Kamera zur Verfügung. Nur zwei Leute an Bord und eine Person davon mit der Kamera, das war nicht ohne. Da gabs noch keine Handys, mit denen man stundenlang draufhalten kann. Die Bolex-Filmkamera hatte einen Handaufzug, mit dem man ganze 35 Sekunden filmen konnte. Eine Rolle war nur für ca 5 Minuten gut. Mehr als 20 Rollen Dia-Film konnten wir uns nicht leisten, so dass wir insgesamt nur 100 Minuten Filmmaterial hatten. Und der Austausch musste im absolut Trockenen durchgeführt werden, um nicht die ganze Kamera zu versauen. Ein Unterwassergehäuse hatte ich nicht, und so war es eine echte Herausforderung, neben der Segelbedienung bei stürmischem Wetter vom tanzenden Vorschiff aus die Geschehnisse auf der THALASSA II so zu filmen, dass der Zuschauer vom Bordbetrieb etwas mitbekam. Daraus einen einstündigen Film zu zaubern, war die Leistung von Jürgen A. Schulz.

Die Stimme des Sprechers mag den Älteren vertraut vorkommen. Wohl aus Sympathie stellte sich der leider früh verstorbene, großartige Nachrichtensprecher der ARD Werner Veigel zur Verfügung. Mit ihm, dem Profi, bei der Vertonung zusammen zu arbeiten, war den ganzen Tag über ein großes Vergnügen. Ein solches wünsche ich Ihnen nunmehr beim Anschauen unseres Kaphorn-Films.

Die damals mögliche Qualität kann man natürlich mit den heutigen hochauflösenden Videos vom Handy oder von einer Filmkamera nicht vergleichen. Unser VHS-Video war das erste oder zweite Segel-Video überhaupt, das auf dem Markt erschien. 240 Euro kostete es und wurde ein paar tausend Mal verkauft.

Sie bekommen es zu Weihnachten geschenkt.

Ein Blick auf meine Ehrentafel "Who-is Who im Weltumsegeln", auf der sich inzwischen mehr als 100 Weltumsegler versammelt haben, zeigt: Nicht eine einzige Crew hat das Kap von Westen in den brüllenden Vierzigern kommend umrundet.

Nach meinem Wissen ist dieser ungewöhnliche Törn von einem Fahrtenschiff mit einem Paar als alleiniger Crew nie wiederholt worden.

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