Wie
Schiffskäufer für dumm verkauft werden
von
Bobby
Schenk
Aus
der Süddeutschen Zeitung: ..., obwohl man nur von einer nüchternen und sinnvollen EU-Entscheidung gehört hat? Die Meldung ist klar und verständlich: "Europa schafft die klassische Glühbirne ab. Wegen des zu hohen Stromverbrauchs sollen sie bis 2012 vollständig aus dem Handel verschwinden."
Und was hat
dies mit einem Schiffskauf zu tun?
Ziemlich
viel. Wie immer wieder ausgeführt - und vom Langfahrtsegler wenig realisiert, bis
er unmittelbar mit den Energieproblemen auf seiner Yacht
konfrontiert wird - ist Elektrizität auf Segelyachten schlechthin das
ungelöste technische Problem. Dabei ist Strom auf Schiffen nicht nur
unverhältnismäßig teuer, sondern, im Gegensatz zum Haushalt an Land, gar
nicht erst vorhanden oder höchstens in Minimengen in der Blei-Batterie-Bank.
Freilich,
der Segler, der zum Beispiel auf der Ostsee nur von Marina zu Marina segelt, und
damit von Steckdose zu Steckdose, kriegt von dem Problem kaum etwas mit. Anders
vielleicht schon bei einer Nachtfahrt, zum Beispiel einer Regatta, oder bei
einer Überführungsfahrt ins Mittelmeer. Da stellen die meisten schon in der
zweiten Nacht unter Segel fest, dass der Strom alle ist. Meist merken sie es
erst dann, wenn die Positionslampen nicht mehr strahlen. Der Blick aufs
Voltmeter mit der Nadel im roten Bereich schafft dann - hoffentlich - Klarheit:
Die endliche Elektrizität aus dem Stromtank, nämlich der Batterie, ist
aufgebraucht.
Dies hat,
logisch, zwei Gründe: Wir haben a) nicht genug von dieser unsichtbaren Energie
hergestellt und b) von dem kärglichen Vorrat zu viel verbraucht. Zu Punkt a):
Unsere Dieselmaschine könnte zwar ziemlich unbeschränkt mit ihrer
Lichtmaschine Strom erzeugen, aber unsere Bleibatterien können nicht genug
davon aufnehmen. An Punkt a) lässt sich derzeit nicht viel ändern - auch
ein Grund, warum es noch kein marktreifes Elektroauto gibt.
Bei Punkt b)
sieht es anders aus. Unsere derzeitigen Glühbirnen sind regelrechte
Energieschleudern, was vor allem daran liegt, dass, wie der Name schon besagt,
der investierte Strom ganz überwiegend "verheizt" wird und nur ein
kümmerlicher Rest zum Leuchten verwendet wird. Deshalb die weise Entscheidung
der EU - siehe oben!
Die Brisanz
dieses Themas erkennen vor allem Langfahrtsegler. Denn Fakt ist: Bei
Ozeanüberquerungen unter Segel, kann es sich kaum jemand leisten (von den
Langfahrtprofis mit Wind- oder Schlepp-Generator mal abgesehen), nachtaus,
nachtein, vorschriftsmäßig beleuchtet durch die Wellen zu pflügen, ohne dass
fast täglich der Generator rattert oder die Hauptmaschine dröhnt. Die
Realität sieht doch so aus, und würde von ehrlichen Yachties bestätigt:
Bestenfalls brennt im Masttopp ein weißes Rundumlicht, und erst wenn ein anderes
Licht am Horizont gesichtet wird, zeigen wir die vorschriftsmäßigen
Navigationslichter. Andere leisten sich strommäßig nicht einmal ein
Dauerlicht, sondern versuchen, zur Irritation der Großschifffahrt, mit einem
Blitzlicht (strobelight) auf sich aufmerksam zu machen. Oder, mussten wir auch
schon machen, man spart komplett am Strom, fährt eine Petroleumfunzel von einer
Baustelle oder eben gar nichts, und freut sich, wenn der Morgen graut.
Richtig wohl
ist dabei niemanden, abgesehen davon, dass hier lebenswichtige Vorschriften
missachtet werden. Aber, es ist halt nicht möglich, die Strom fressenden
Navilichter ständig, und nicht nur für eine Nacht, zu fahren. Erst recht dann
nicht, wenn die einschlägigen Vorschriften zur Tragweite mit dem geforderten
geringen Spannungsabfall eingehalten werden. (Der Autor hatte einmal das
einprägsames
Erlebnis, den Zusammenstoß einer Yacht mit einem Fischerboot im Hafen von Palma
di Mallorca mitzuerleben, weil die Navigationslichter der Ketsch auf Grund von
niedriger Spannung schon aus 20 Meter Entfernung kaum mehr sichtbar
waren.)
Das war die
Situation bis vor ungefähr zwei(!!!) Jahren. Damit hat man sich notgedrungen
abgefunden, weil es technisch halt keinen Ausweg gegeben hat. Inzwischen sind Strom sparende
LED-Lampen nicht nur auf dem Markt, sondern auch von den verschiedensten
staatlichen Stellen (in Deutschland: BSH) zugelassen. Diese Lampen haben eine
Reihe von entscheidenden Vorteilen gegenüber der veralterten Glühbirne: Sie
produzieren keine Hitze, sodass ihr Gehäuse nicht belüftet und somit auch der
Seewasserluft preisgegeben werden muß. Die Lebensdauer beträgt ein Vielfaches, eine
Herstellerfirma garantiert für 50.000 Stunden. Vor allem aber verbrauchen die
LEDs nicht nur ein paar Prozent weniger Strom als die Heizlampen, sondern nur noch einen Bruchteil
davon - siehe hier. Was wiederum
den Vorteil hat, dass die langen Strom-Zuleitungen viel schwächer (dünner) und
damit preiswerter ausgelegt sein können.
An diesem
technischen Fortschritt kommt niemand mehr vorbei. Und so werden zum Beispiel
selbst Straßen-Verkehrsampeln auf LEDs umgestellt, erkennbar an den zahlreichen
Punkten in den Grün, Rot- oder Gelblichtern. Erst recht sollten neue Yachten
mit diesen modernen Lampen im Mast, im Bug- oder Heck-Korb ausgestattet sein. Wobei der
Gesichtpunkt der horrenden Energieverschwendung bei Benutzung von Glühlampen
hier nicht mal beachtet werden braucht. Es kommt nur auf die Sicherheit an, die
sich daraus ergibt, dass Segelyachten mehrere Nächte lang vorschriftsmäßig
beleuchtet durch die Nacht rauschen können. Also Problem gelöst, sollte man
meinen.
Ich will
nicht übertreiben! Der Eigner einer Yacht, der nur ganz gelegentlich auf
Nachtfahrt geht, wird sich nicht von den veralteten Lampen trennen müssen.
Dazu ist der finanzielle Aufwand für eine Umrüstung nicht unbeachtlich. Aber
bei einem Neubau sieht es schon anders aus. Die Mehrkosten für LED-Navilichter
beträgt in diesem Fall lediglich ein paar hundert Euro, sollte also bei den
sonstigen Ausrüstungskosten nicht ins Gewicht fallen. Noch dazu kann bei den
Strom-Zuleitungen eingespart werden, denn bei Strömen im Milliampere-Bereich
der LED-Lampen kann man sich mit dünneren Drähten zufrieden geben.
Und so ist es
selbstverständlich, dass neue Yachten ausschließlich mit
LED-Navigationslichtern angeboten werden.
Aber, weit
gefehlt! Auf der vergangenen Hanseboot 2008, auf der BOOT 2008 sowieso, hat sich der Autor von Yacht zu
Yacht begeben, und dabei festgestellt, dass fast alle, ja, fast alle der
ausgestellten Hochseeyachten (löbliche Ausnahme unter anderem: SUNBEAM-Yachten
und sogar das Motorboot(!) PINASSE)
noch mit den veralteten Navilichtern mit Glühbirnen ausgestattet waren.
Immerhin werden ja die meisten Schiffe zu Preisen angeboten, für die man den neuesten Ferrari kaufen
könnte. Aber auch Yachten mit klangvollen Namen, die mit mehr als einer Million Euro
zu Buche schlagen und angeblich für die weltweite Fahrt gedacht sind, haben im
Mast und am Bugkorb diese heißen Birnen, deren dicker Zuleitung (wenn sie wegen
des Spannungsabfalls vorschriftsmäßig dimensioniert ist), immer dann
korrodiert ist, wenn man gerade zur Nachtfahrt ablegen möchte .
Solche
Yachten sind bestenfalls Daysailer. Nachts birgen sie nach dem derzeitigen Stand der Technik ein Sicherheitsrisiko -
siehe oben!
Was dazu
führt, dass der zukünftige Eigner notgedrungen später für viel Geld
umrüsten wird, oder spätestens beim Wiederverkauf vom Gutachter oder
Kaufinteressenten auf dieses Manko preisdrückend hingewiesen wird.
Warum ist
das so? Warum werden in diese neuen Yachten, die ja nicht alle von der Halde
kommen, die technisch hoffnungslos veralteten Navilampen eingebaut? Zwei Jahre
nach der strengen BSH-Zulassung? Während in der EU ein generelles Verbot von
Glühbirnen im Haushalt, wo Strom ohne Ende zur Verfügung steht, nicht grundlos
diskutiert wird!
Aus
Yacht-Herstellerkreisen(!) ein paar Gründe: Die neuen Lampen seinen noch nicht
ausgereift; der Bugkorb müsste umkonstruiert werden; die Lagerbestände
müssten aufgebraucht werden.
Alles klar?
Es scheint kein großes Interesse daran zu bestehen, dem Kunden ein sicheres
Produkt zu liefern, das dem letzten Stand der Technik entspricht. Jeder
Kaufinteressent sollte sich fragen: Wenn eine Werft in diesem, scheinbar
nebensächlichen Punkt, so lässig ist, wie ist es dann mit anderen Komponenten
des Bootes bestellt?
Mit
Sicherheit werden Neuyachten in nächster Zeit mit den veralteten
Navigationslampen verschwinden. Bin gespannt, wie die Hersteller es dann
begründen werden, warum sie am Bugkorb, am Heck und im Mast keine Heizung mehr
einbauen.
Dabei wurde
hier der Gedanke der Umweltbelastung noch gar nicht ins Kalkül gezogen: Wenn
man den energievernichtenden Weg der Stromherstellung auf Yachten
berücksichtigt. Ein paar Dutzend Diesel-PS arbeiten unter Gestank, schädlichen
Emissionen, Lärm und Verbrauch von fossilen Vorräten, um ein paar
Amperstunden Strom zu produzieren, die dann im wörtlichen Sinne verheizt
werden. Aber das nur nebenbei!
Um Gottes
willen nein! Ich möchte nicht den Gesetzgeber auf den Plan rufen. Aber man fragt
sich schon, warum dieser ansonsten sich um Yachten kümmert mit dem ziemlich
sinnlosen CE-Zeichen oder gar der Überwachungs(Logbuch)-Pflicht (Fahrtenbuch
für Autofahrer?)! Oder, warum das in vielen Ländern praktizierte
Tageslicht-Gebot für Autofahrer gekippt wurde?
Alles nicht
so wichtig? Würde man es sich gefallen lassen, wenn der neue Mercedes, Audi,
Porsche mit veralteten Glühbirnen angeboten würde? Nein, auf keinen Fall!
Obwohl ja im Auto während der Fahrt - im Gegensatz zu einem Segelschiff - Strom
per Lichtmaschine auf dem laufenden Motor praktisch unendlich zur Verfügung
steht.
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