Da gab ich in
einem Buch so locker geschrieben:
Leider, ich sage bewusst "leider", hat der Petroleumofen ausgedient. Nicht, weil er zu schlecht gewesen wäre, sondern weil seine Ersatzteile und ein ordentliches Petroleum weltweit kaum noch zu erhalten sind."
Daraufhin bekam
ich unlängst ein energisches Contra - per Email:
Hallo Herr Schenk
Wir müssen Ihnen leider widersprechen! Seit 12 Jahre kochen (und heizen in kälteren Breitengraden) wir mit einem Taylors Petroleumkocher mit Backofen. Wir haben einen 70 Liter Tank , den wir nur ca. alle 2 Jahre auffüllen müssen und ich koche und backe täglich, auch hier in der
Marina..Wir schätzen es sehr, nicht mit Gasflaschen rumrennen zu müssen nur um gesagt zu bekommen, dass man die hier leider nicht auffüllen kann weil sie zu rostig, aus Aluminum, nicht getestet
sind oder der Anschluss nicht passt und man eine neue kaufen muss etc.
Herzliche Grüsse auch an Karla -
Bill und Marlyse von gegenüber
Wenn alles so
unkompliziert aufzuklären ist, wärs schön. Einen Steg weiter traf ich dann
den Südafrikaner Bill mit seiner Schweizer Partnerin Marlyse auf deren
wunderschönen, selbst ausgebauten Stahlyacht JENAIN und konnte Bill überreden, sein Wissen und seine Erfahrung mit einem Petroleumofen
weiterzugeben. Überraschendes findet man in diesen Zeilen, die mein Urteil über den früher
von mir ohnehin geschätzten Petroleumkocher revidieren lassen:
Kochen
- ganz klar ein Fall für Petroleum
von Bill
Robinson
Überlegt
man sich, mit welchem Brennstoff auf einem Langfahrtyacht heizen oder kochen
soll, stehen in der in der Bordpraxis drei Möglichkeiten zur Wahl: Gas, Diesel
oder Petroleum.
Die
meisten Yachten haben “Gas” an Bord,
wobei es sich entweder um Propan oder Butan handelt, oder ein Gemisch aus beiden. Obwohl
es sehr verbreitet ist, hat es doch eine Reihe von Nachteilen. “Gas” ist vom
Potential her sehr gefährlich, weil
es schwerer als Luft ist. Leckt die Gasanlage, verbleibt es im Schiff und wenn es
sich dann entzündet, ein kleiner Funken genügt, explodiert das Gas-Luftgemisch.
Daraus resultierten viele Unfälle, auch tödliche. Wir haben selbst
ein paar mitbekommen.
Gas ist auch vergleichsweise teuer und obwohl es
praktisch überall erhältlich ist, gibt es für die entsprechenden Anlagen und
Behälter keine Standards. Viele Länder füllen nur „ihre“ Flaschen,
fabriziert nach lokalen Spezifikationen. Gasflaschen haben überall in der Welt
andere Anschlüsse, sind hergestellt aus Stahl, Nirosta, Aluminium und
neuerdings aus Plastik. Es kommt gar nicht so selten vor, dass eine Yacht drei
oder vier verschiedene Flaschen an Bord hat. Natürlich ist es technisch möglich,
Gas in der Flasche zu kaufen und dann in eine andere Flasche umzufüllen. Dies
birgt eine große Gefahr in sich und ist auch in vielen Ländern illegal.
Häufig
wird die Aufenthaltsdauer einer Yacht an einem schönen Platz durch den Gasvorrat
begrenzt, wie zum Beispiel in Chagos.
Diesel
ist ein guter Brennstoff für kaltes Klima, aber in den Tropen ist es nicht
praktisch, weil es unter Deck soviel
Hitze produziert. Ich kenne auch keinen kardanisch aufgehängten Dieselofen.
Alle die Dieselkocher, die ich gesehen habe, waren im Schiff fest montiert; das
schränkt die Kocherei bei Lage natürlich ein.
Mit
Petroleum haben
wir die letzten 12 Jahre gekocht. Es
ist sicher, weil es “nur” brennt, es wird also nie explodieren. Petroleum
ist billig, weil es in vielen Ländern subventioniert oder niedrig besteuert
wird.
Petroleum
ist sehr effektiv und sparsam. Wir haben einen 70-Liter-Tank an Bord unserer JENAIN, das reicht für zwei Jahre. Deshalb füllen wir den Tank
dort, wo wir billige, bequeme Versorgungsquellen finden. So haben wir 2005 in
Argentinien aufgetankt, wo Petroleum nur halb so teuer wie Diesel war. Außerdem
haben wir es an der Marinetankstelle bekommen. Als nächstes haben wir unseren
Tank 2008 in Tanzania aufgefüllt, wo es wiederum billig und leicht zu bekommen
war. Als wir während einer früheren Reise auf der Fanzösischen Insel Mayotte Brennstoff für unseren Ofen
brauchten, bekamen wir von der Fremdenlegion 50 Liter Jet A1, das ist der Treibstfoff für
Jet-Flieger. Die füllen es sonst tonnenweise in ihre Flugzeuge und nahmen gar
keine Bezahlung an. Damit hat der Ofen wunderbar funktioniert, außerdem kann
Jet A1 nicht explodieren.
Petroleumöfen
funktionieren auch mit Diesel von guter Qualität, aber nicht ganz so gut wie
Petroleum.
Klar,
Petroleum hat auch Nachteile: Hauptsächlich den, dass man vorheizen muss. Normalerweise mit Alkohol, also Spiritus. In Madagaskar
kauften wir eine größere Menge vom lokalen Rum - für 2 Cent den Liter.
Das ist 96%iger Alkohol. Der eignet sich sehr gut zum Vorheizen (und natürlich,
zur Not, bei entsprechender Verdünnung zum Trinken).
Einige
Leute klagen über den Geruch beim Gebrauch von Petroleumkocher, aber dies ist
nur ein Zeichen, dass nicht ordentlich vorgeheizt worden war.
Ersatzteile
für die Brenner gibt es immer noch, wir beziehen unsere Ersatzteile bei Bedarf
von einer deutschen Firma (http://www.hytta.de/). Eine Schweizer Firma, Bertschi, produziert
einen hervorragenden, obgleich teuren Guss-Brenner.
Unser
Ofen kommt von Taylor in
England. Die sind praktisch unzerstörbar, hergestellt aus Messing und Nirosta. Als die
Deckplatte (Gusseisen und Emaille) nach 12 Jahren ausgeglüht war, hab ich mir zu einem Drittel der
Orginalkosten eine 6-mm-Niroplatte (316er) in einer Werkstatt mit dem Laser
zuschneiden lassen. So ist die Platte leicht zu reinigen, schaut gut
aus und hält ein Leben lang.
Wir
haben auch eine Heizung von Taylor an Bord. Die funktioniert sehr gut mit
Petroleum, aber auch mit Diesel.
Neben
Taylor gibt es noch eine Reihe von Firmen, die Petroleum-Öfen herstellen, wie
zum Beispiel Optimus oder Force 10. Man könnte
sich also auch überlegen, jeden Gas-Ofen zu einem Petroleumofen umzubauen. Man braucht hierzu nur die Brenner auszutauschen
und diese an einen kleinen Tank anschließen. Der Tank müsste unter Druck
gesetzt werden, das könnte man mit
jeder Fahrradpumpe bewerkstelligen.
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