Kleine Yacht, aber
transatlantiktauglich? Mit
etwas Geduld findet man im Internet jede Menge Berichte von Transatlantiktörns
mit kleinen Yachten oder gar Minibötchen (Beispiel: Tinkerbelle). Diese
Extremtörns, häufig PR-Aktionen, sind aber hier nicht gemeint, wenn von
"Atlantiküberquerung" gesprochen wird. Gesucht wird eine Yacht, die
einen Mindestanspruch an den Lebenskomfort genügt, zu Beginn und Ende des Törns
ausgestattet ist. Könnte das die 7,30 Meter lange BENTE sein? Wobei bei dieser
Frage die Aussage "der Skipper macht das Schiff", hier oft
festgestellt und wiederholt, sicher im Vordergrund steht. Der erfahrene
Hochseesegler Axel, seit Neuem selbst Eigner einer BENTE, nähert sich dieser
Frage. B.S.
Kleine Yacht -
transatlantiktauglich? von
Dr.Axel Platz
Entstanden ist die Bente24 durch das Kennenlernen zweier Persönlichkeiten
in der deutschen Yachtszene. Der Konstrukteur Alexander Vrolijk, Sohn vom rennomierten Designer Rolf Vrolijk
(judel/vrolijk) und der Ostseesegler, Blogger (diggerhamburg.com) und Buchautor Stephan Boden
haben sich auf der Messe in Düsseldorf vor 3 Jahren kennen gelernt. Beide waren auf der Suche
nach einem Kleinkreuzer. Stephan Boden war es leid, mit seiner damaligen Dehler 18 den
Bedingungen der Ostsee nicht Passendes entgegen zu setzen, Alexander Vrolijk suchte ein
„Spaßgerät“. Beide wurden nicht fündig. Es gibt zwar einige Kleinkreuzer am
Markt, aber entweder war der Grundpreis zu hoch oder das Hauptaugenmerk lag beim
Wohnkomfort statt bei den Segeleigenschaften. Ein holzverkleideter Sanitärraum mit Stehhöhe ist nicht das, was die Zwei auf
einem Kleinkreuzer haben wollten. Gebrauchte Schiffe kamen nicht in Frage, weil die Ansprüche
der beiden an das Segelverhalten zu modern ausgelegt waren. Dazu möchte Stephan Boden mit
dem Boot mal auf Langfahrt, sprich über den Atlantik segeln. Das schränkt die Wahl schon extrem
ein.
Kurze Zeit später reifte die Idee, dann „halt selbst ein Boot zu entwerfen und
auf den Markt zu bringen.“ Boden und Vrolijk konnten dabei auf ein großes Umfeld zählen, aus
dem sie Unterstützung bekommen sollten. So beschlossen sie im Frühjahr 2014, einfach mal anzufangen.
Da Stephan Boden viel publiziert, wurde das Projekt von Beginn an öffentlich
gemacht und in Internetforen, Facebook und Blogs heiß diskutiert. Parallel konnte das Team
die Hochschule Hannover gewinnen, aus dem Boot eine Semesterarbeit zu machen. Auf dieser Uni wird viel für
Volkswagen entwickelt und an Bente arbeiteten fortan 18 Produktdesigner unter der Anleitung des
Professors Michael Adlkofer, der selbst bereits um die Welt gesegelt ist (siehe
hier: Who-is-Who im Weltumsegeln).
Der Name entstand, weil der judel/vrolijk-Designer Jan Kuhnert mit in das
Projekt einstieg. Der war auch auf der Suche nach einem 24-25 Fuß Boot, brauchte jedoch eines, dass
seiner Frau Bente auch gefallen sollte. Ein wichtiger Punkt, denn die Frauen sind oft
kaufentscheidend. Nachdem bei jedem Entwicklungsschritt stets die Frage aufkam, „was würde Bente dazu sagen?“ nannte man
das Boot kurzerhand „Bente 24“.
 Nachdem die Uni Hannover mit ihrer Ideenfindung (unter anderem dem
großzügigen Lebensraum unter Deck durch den sogenannten Dodger) fertig war, begann die
Konstruktionsphase, in welcher möglichst viele Ideen und Anforderungen umgesetzt werden sollte. Mit
Unterstützung des Büros judel/vrolijk entstand so das Boot in seiner heutigen Form.
Parallel rief das Team über die sozialen Medien die Industrie dazu auf, bei der Fertigstellung zu
helfen. Nach und nach kamen so Seldèn, Torqeedo, Doyle Segel und viele andere mit dazu,
testeten und stellten Hardware. Auch die Werft, Yacht Service in Stettin (baut u.a. für X-Yachts,
Eagle und DaVinci), wurde über den damals schon hohen Bekanntheitsgrad gefunden. Innerhalb
von nur 30 Tagen entstand ein Prototyp. Es dauerte natürlich nicht lange, bis sich die gesamte Fachjournaille auf den so vieldiskutierten
und innovativen Kleinkreuzer stürzte. Und auch ich erfuhr zum ersten Mal von dem Boot aus einem Test des
Prototypen. Zu einer Zeit, in der meine Frau Edda und ich nach 26 Jahren Hochseesegeln, Regatten und
Familientörns beschlossen hatten, die Welt mal von Land aus zu erkunden. Der Kat, eine Privilege 495, war
verkauft, Reisen unternommen, die Pensionierung stand bevor und ich war auf der Suche nach
neuen Interessen, neuen Toys für alternde Männer.
Da las ich doch glatt von einem neuen Segler, flott, heute würde man "geil"
sagen, klein, schnell und doch geräumig. Modernes Rumpfdesign, steiler Steven, breites Heck,
Rigg, naja, einfach und auf die Zielgruppe ausgerichtet - leistbar, für junge Segeleinsteiger. Dieser
Käufergruppe entsprach ich zwar nicht wirklich, aber das Potential dieses Kleinkreuzers war
offensichtlich. Mein Gedanke nahm Formen an: back to the roots, halb so groß, für max. 2 Leute oder single
handed, nochmal die alten Destinationen im Mittelmeer besuchen, auf das pure Natur- und
Segelerlebnis beschränkt. Dann ergab sich noch die Verbindung Bente Hamburg und Segelschule Attersee unter Jan
Liehmann mit der Gelegenheit, eine 24BEN auszuprobieren. Das Potential und die Lebhaftigkeit
waren so beeindruckend, daß ich mich zur sofortigen Bestellung entschloß.
Natürlich nicht die einfache Serienversion: Jan ließ sofort ein Binnenrigg bei SELDEN
konstruieren, höherer Mast, langer Baum, dp PX black LINE Foliensegel von DOYLE eloy, dieses
Rigg heißt unter Ostseeseglern "das Ösi Mörderrigg". Performancekiel 1.80m mit 300kg Bleibombe
bei 1200kg Gesamtgewicht, pod e Antrieb von Torqeedo mit Gori Faltpropeller, GARMIN
Instruments und RAYMARIN Autopilot. Da die Inneneinrichtung sehr einfach gehalten ist, haben
wir zur Komfortanhebung eine Innenverkleidung und Bezüge aus Alcantara, Chemietoilette mit
Wasserspülung (noch nie benützt, aber must have für Damen ???) und eine Kochlade mit
Gaskocher für den morgendlichen überlebenswichtigen Kaffee. Die Segeleigenschaften sind beeindruckend, der Wohn- und Schlafkomfort ausreichend,
Spaßfaktor und Zufriedenheit 100%. Derzeitiger Einsatz am Attersee. Geplant ist in der nächsten
Saison das Schifferl nach N Italien zu trailern - 2.70m breit! Daher nur mit Sondergenehmigung
oder gekippt und von dort die dalmatinische Küste entlang bis Dubrovnik zu segeln, ein Revier, indem ich jahrelang zuhause war, allerdings zwischenzeitlich 7 Jahre in der Türkei und zuletzt
wegen Überfüllung in N-Griechenland.
Ob die BENTE24 für Transatlantik geeignet ist beantworte ich mit einem eindeutigen JA, für mich
aus Altersgründen jedoch unwahrscheinlich, das überlasse ich lieber der unternehmenslustigen
Jugend und gehe es etwas gemütlich an, nicht ohne den sportlichen Charakter zu vergessen und
hin und wieder die Sau herauszulassen - alles ist möglich mit meiner HOOKIPA3.
Allerdings würde ich, um eine BENTE24 hochseetauglich zu machen, einige Änderungen und Ergänzungen durchführen.
Standardrigg mit Backstagen, da kein Achterstag vorgesehen ist, Parasail als Vorwindsegel. Das offene Heck schließen, gibt es ab Werft als Option. Zusätzlicher Ballast in der Bleibombe. Windsteueranlage. Stauraum für 3-4 Wochen Verpflegung sollte genügend vorhanden sein. Die Versorgung mit elektrischer Energie muss mit allen Mitteln - Kollektoren, Windgenerator usw. optimiert werden.
Insgesamt sehe ich aber kein Problem, mit einer BENTE24 auch längere Hochseetörns abseits von Versorgungsmöglichkeiten zu bewältigen.
Danke für die fachliche Unterstützung an Stephan Digger Boden/ Hamburg

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