Ärztin Dr. Kerstin Heller aus Fürth segelte zusammen mit ihrem Mann Bernd und der damaligen 6-jährigen Luca  auf einer Sunbeam 44 auf der Roten-Meer-Route um die Welt - siehe hier

Bei Bobby Schenk's Blauwasserseminar in Hamburg war Kerstin regelmäßig die Referentin für das Fach "Medizin an Bord" und wurde hochgelobt, weil es ihr, wie keinem anderen Fachmann gelungen war, den für Laien so unüberschaubaren, doch kaum zu überblickenden wichtigsten Stoff "mundgerecht" aufzubereiten. Nachfolgender Artikel  entspricht dem Referat aus dem Blauwasserseminar. Wer zur Vorbereitung eines Langtörns mehr in die Tiefe gehen möchte - sprich Mini-Not-Operationen - , dem sei ein Seminar mit kleinem Teilnehmerkreis von Dr.Kerstin Heller ans Herz gelegt -  www.outdoor-medical.de.  Nebenbei - Bernd hat auf Grund seiner Weltumsegelung mit Kleinkind ein reizendes - mehrsprachiges -Kinderbuch geschrieben: Geschichten aus Deinem Kopf. Ebenfalls zu beziehen bei Outdoor-Medical.


Der Skipper ist der Arzt - 

Hitliste der Erkrankungen auf Langfahrt und ihre Behandlung

Wir sind dann mal weg…...aber was ist wenn jemand unterwegs krank wird?

Grundsätzlich bleibt das Seglervölkchen recht gesund auf seiner Reise. Schließlich gibt es auf See keine Viren und Bakterien - es sei denn, man schleppt sie auf dem eigenen Schiff herum. Die eine oder andere Erkrankung kommt vor, wobei viele durch Verletzungen an Bord hervorgerufen werden.

Im Laufe unserer Weltumsegelung habe ich eine Hitliste der Krankheiten erstellt, die unterwegs am häufigsten vorkamen:

Die 12 häufigsten Erkrankungen

1 : Infizierte Wunden/ Insektenstiche     

2:  Sonnenstich

3:  Durchfall/ Erbrechen

4:  Schnittwunden

5:  Handverletzungen ( durch Schoten )

6:  Zahnschmerzen

7:  Seekrankheit

8:  Erkältungskrankheiten

9:  Verletzung durch Quallen / Korallen

10:Ciguatera

11: Malaria

12: Denguefieber

Hierzu ein paar praktische Tipps zur Behandlung:

Infizierte Wunden/ Insektenstiche

Auch im Paradies gibt es leider Moskitos, die einem das  Leben ganz schön schwer machen können! Ein konsequenter Mückenschutz gehört an Bord zu den wichtigsten Maßnahmen. Dazu gehören Moskitonetze an allen Luken und am Niedergang, Hautschutz durch körperbedeckende Kleidung und Insektensprays. Nicht kratzen, denn dadurch können Keime in die offenen Wunden eindringen und zu Infektionen führen. Meist sind es Staphylokokken, die mit einem Antibiotikum und Ruhigstellen des betroffenen Körperteils behandelt werden müssen.

Mückenschutz  hilft darüber hinaus  sich vor  Malaria  und  Dengue-Fieber zu schützen, welche ebenfalls durch Stechmücken übertragen werden.

Ein größerer Vorrat  Autan , oder einem ähnlichen Produkt sollte also an Bord sein.

Sonnenschäden

So sehr wir uns auch nach Sonne und Wärme sehnen, ein Übermaß davon ist nicht gesund. Schäden wie Sonnenbrand, Hautkrebs, Augenentzündungen, Sonnenstich und Kreislaufstörungen können durch vorbeugende Maßnahmen vermieden werden.

Wie kann man vorbeugen?

Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden. Hautbedeckende, leichte , luftige Kleidung tragen.  Die Augen schützen sie am besten mit einer guten Sonnenbrille, Sonnenstich und Kreislaufstörungen werden durch das Tragen einer Kopfbedeckung und ausreichende  Flüssigkeitszufuhr behandelt . Körperliche  Aktivitäten in die kühleren Tageszeiten legen. Möglichst die pralle Sonne meiden.

Durchfall und Erbrechen

Auch hier spielt die Vorbeugung eine große Rolle! Vor allem in warmen Ländern sollten die Hygieneregeln beachtet werden.

Boil it, Cook it, Fry it, Peel it or Forget it !

Hände mit Seife waschen, nur gekochte oder (selbst ) geschälte Speisen essen, kein Leitungswasser trinken, Mineralwasser aus versiegelten Flaschen verwenden, keine Eiswürfel in Getränken, Verzicht auf rohe oder weichgekochte Eierspeisen ( auch Majonnaise ), keine Rohmilchprodukte, Puddings, kein Speiseeis, rohe Fisch-und Fleischspeisen, Salat ( häufig mit Fäkalien gedüngt ).

Sollten alle Vorsichtsmaßnahmen nicht geholfen haben, hier ein Behandlungsplan:

Ersatz von Flüssigkeit und Mineralien, Schonkost, stopfende Arzneimittel ( Kohle, Pektin ), Darmflora stärken ( Perenterol ). Bei Durchfall mit Fieber handelt es sich um eine bakterielle Infektion! Hier muss ein Antibiotikum zum Einsatz kommen, da sonst die Keime nicht abgetötet werden. Medikamente, welche die Darmtätigkeit hemmen, in diesem Fall bitte nicht anwenden, da die Schadstoffe sonst nicht ausgeschieden werden können.

Durchfall und Erbrechen helfen normalerweise dabei, Keime und Giftstoffe, die mit der Nahrung oder Trinkwasser aufgenommen wurden, schnell wieder los zu werden.

Schnittwunden

Bei kleineren Wunden genügt es diese keimfrei abzudecken und mit einem Pflaster oder Steri-Strips zu versorgen. Schnittwunden, die tief und größer als 1 cm sind, sollten nach Möglichkeit genäht werden. Eine starke Blutung muss durch einen Druckverband zum Stillstand gebracht werden. Der Druck muss dabei so dosiert sein, dass die Blutung zwar gestoppt wird, der Blutfluss in der betroffenen Region aber nicht völlig zum Erliegen kommt. Achtung: auch bei kleineren Verletzungen an Tetanusschutz denken!  Die praktischen Übungen hierzu erhalten sie in den Kursen von: www.outdoor-medical.de

Handverletzungen ( durch Schoten )

Meist handelt es sich um eine große Schürfwunde, die ähnlich einer Verbrühung behandelt werden kann. Die Wunde sollte steril abgedeckt werden. Bewährt hat sich Mercurocrom: eine rote Lösung, die sowohl desinfizierend als auch wasserabweisend wirkt . Bei Bedarf kann ein Schmerzmittel z.B. Ibuprofen eingenommen werden.

Zahnschmerzen

Ursachen dafür sind : Karies, Zahnfleischentzündung, Entzündung des Zahnmarks und der Wurzel, Weisheitszähne, vorherige Zahnbehandlungen, lockere Füllungen, Inlays, Kronen.

Ein Loch im Zahn kann mit Cavit ( Inhalt des Reisesets „ Denta-Nurse“ )gefüllt werden, oder eine herausgefallene Füllung, Krone, Inlay nach vorheriger Säuberung wieder eingeklebt werden. Wichtig!! Die zu verbindenden Teile müssen sehr trocken sein, sonst hat Cavit keine Chance. Hausmittel bei Schmerzen sind Nelkenöl, Knoblauch, Spülen mit Kamille, Salbei oder Thymian. Treten zu dem Zahnschmerz Fieber, Schwellung sowie allgemeines Krankheitsgefühl hinzu, handelt es sich um eine ausgedehnte Infektion und muss mit einem Antibiotikum und Schmerzmittel behandelt werden. In jedem Fall bei nächster Gelegenheit einen Zahnarzt aufsuchen. Alkohol, Koffein und Nikotin verschlimmern die Symptome noch.

Seekrankheit

Bei diesem Kapitel möchte ich auf den ausführlichen Artikel von Carla Schenk und Torsten Siebenborn verweisen. - Was hilft gegen Seekrankheit?.

Erkältungskrankheiten

Bei Ausflügen an Land, längeren Aufenthalten in Marinas, Ankerplätzen in Flughafennähe, Besuchen im klimatisierten Supermarkt , haben auch in den Tropen die Erkältungsviren eine Chance! Bei leichten Symptomen wie Husten, Schnupfen, Heiserheit, Halsschmerzen, lindert man die Beschwerden mit viel Flüssigkeit, Ruhe, Lutschtabletten, Hustensaft und abschwellenden Medikamenten für die Nase. Bei gleichzeitig auftretendem Fieber, stark geschwollenen Lymphknoten und schwerem Krankheitsgefühl muss von einem bakteriellen Infekt ausgegangen werden und ein Antibiotikum verabreicht werden, um Spätfolgen zu verhindern. Das wären z.B. Herzmuskelentzündung, Lungenentzündung, Gelenksentzündung.

Verletzung durch Quallen und Korallen

Quallen kommen in allen Weltmeeren und sogar im Süßwasser vor. Die meisten Quallenarten  sind für den Menschen nicht lebensgefährlich. Als tödlich gilt nur das Gift der Würfelqualle ( box-jelly-fish ) in der Umgebung Australiens. Quallen sind Nesseltiere. Das Gift in den Nesselzellen löst sich bei der Berührung ihrer Tentakel und führt zu Verätzungen an der Haut. Symptome sind: Hautrötung und Schwellung der betroffenen Stellen, Schmerzen, eventuell Blasenbildung, in wenigen Fällen Kreislaufkollaps.

Erste Hilfe nach einem Kontakt mit Quallen:

  • Verlassen sie sofort das Wasser

  • Versuchen sie die noch anhaftenden Tentakel mit dem Wasser abzuspülen, in dem sie sich gerade aufgehalten haben. Verwenden sie auf keinen Fall Süßwasser! Das verstärkt die giftige Wirkung.

  • Spülen sie die betroffenen Stellen mit Essigwasser oder bestreuen sie sie mit Sand, Salz oder Zucker. Falls kein Essig zur Hand ist, hilft auch der Saft der Papaya oder Backpulver als Paste angerührt.  Niemals Wasser oder Alkohol!

  • Schmerzmittel verabreichen

  • Anschließend Kortison- oder Antihistaminsalbe

  • Bei Schockzuständen sofort Cortison verabreichen z.B. als Zäpfchen ( Rectodelt 100mg)

 Korallen sondern bei Berührung ebenfalls ein Nesselgift ab, das in tropischen Gewässern zu starken Schmerzen, schlecht heilenden Wunden, Lähmungen, Muskelkrämpfen, hohem Fieber, Schock , Kreislaufkollaps, Atemnot und Herzrhythmusstörungen führen kann. Die Behandlung erfolgt wie bei Quallen beschrieben.

Ciguatera

Ist die häufigste Form der Vergiftung durch Verzehr von Meerestieren. Sie kommt vorwiegend in tropischen und subtropischen Gewässern mit Korallenriffen vor. Auslöser ist das sog. Ciguatoxin, ein Gift, das von einzelligen Meeresbewohnern gebildet wird. Diese lagern sich an Tangalgen ab und werden dort von Fischen abgeweidet, die im Korallenriff leben und reichern sich in diesen an. Von dort gelangt das Ciguatoxin weiter bis in großen Raubfische und letztlich in den Menschen. Der Mensch erkrankt wenige Minuten bis einige Stunden nach dem Verzehr von Fischen in denen das Gift angereichert ist. Cigatoxin ist hitzestabil und wird daher durch Kochen und Braten nicht zerstört. Die Krankheitssymptome reichen von Übelkeit mit Durchfall und Erbrechen, bis hin zu neurologischen Symptomen wie Kribbeln und Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen, Koordinationsprobleme, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen. Typisch ist auch die Umkehr von Kalt- und Warmempfinden. Es existiert keine Therapie oder Impfung. Auf den Verzehr von Rifffischen sollte verzichtet werden.

Malaria

Einfache und einheitliche Empfehlungen zur Malariavorbeugung sind, durch die sich ständig verändernde Malariasituation in den Tropen und Subtropen, sowie der wachsenden Anzahl von Erregerresistenzen zunehmend schwieriger geworden.

Es gibt 2 Formen der Malariavorbeugung:

  • Schutz vor dem Überträger ( d.h. Schutz vor Mückenstichen )

  • Schutz vor dem Erreger        ( d.h. Einnahme von Malariamedikamenten )

Die Entscheidung über das richtige Malariamedikament muss individuell für den Reisenden getroffen werden. Dabei spielt das konkrete Reiseziel, sowie die Reisezeit und –dauer, als auch der Reisestil eine wesentliche Rolle. Eine Impfung steht in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung.

Verhalten im Erkrankungsfall:

Typische Malariasymptome sind Fieber, Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, u.v.m.

Die Inkubationszeit beträgt 7 Tage, die Diagnose erfolgt durch Nachweis der Malariaerreger im Blut.

Jedes unklare Fieber in den Tropen, auch lange Zeit nach der Rückkehr, ist so lange malariaverdächtig, bis das Gegenteil bewiesen ist.

Malarianotfallmedikamente sind: Lariam, Malarone, Resochin ( leider nur noch wenig wirksam), Riamet, Doxycyclin ( eher Prophylaxe) .

Dengue-Fieber

Wird durch Viren verursacht und ist eine kurzdauernde, sich selbstheilende, fieberhafte Erkrankung mit starken Muskel- und Gelenkschmerzen, wie bei einem grippalen Infekt. Die Gesamtzahl der jährlichen Erkrankungen wird auf 30-60 Millionen geschätzt. Das Dengue- Fieber wird durch Stechmücken übertragen, die sowohl am Tag, als auch in der Nacht aktiv sind. Die Krankheit  tritt v.a. in den tropischen und gemäßigten Zonen Afrikas, Asiens, Australiens, Ozeaniens und Nord-und Südamerika auf.  Schutz: Mückenabwehr (hautbedeckende Kleidung, Mückennetze, mückenabweisende Lotionen, Sprays, Räucherspiralen )! Eine Impfung für Reisende existiert leider noch nicht. Therapie: symptomatisch, Schmerz-und Fiebermittel.

Dies war ein  kleiner Vorgeschmack auf ihre Reisevorbereitungen.  

 

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