Es
ist wohl der Alptraum aller Segler. Auf offener See eine Leckage im Schiff. Aber
man ist ja auf diesen Fall gut vorbereitet, oder? An Bord sind Leckpropfen, die
man nur in die Leckage hineinquetschen muß - und schon ist man gerettet. Oder
man dichtet das Loch mit einer Matratze ab. Alles ganz einfach. Nein, der
vorliegende Fall zeigt, dass Leckagen in der unterschiedlichsten Form auftreten
können. Hier war es ein treibender Gegenstand, der in Rudernähe eingeschlagen
hat. Eine Achillessehne bei jeder Yacht. Ein Fall ist bekannt, wo eine Bavaria
mitten im Atlantik genau dort getroffen wurde. Nach tagelangem Kampf gegen das
eindringende Wasser, mußte das Schiff schließlich aufgegeben werden, während
sich die mehrköpfige Besatzung der Yacht auf einen Frachter retten konnte. Man
sagt gerne, dass ein Kat "unsinkbar" ist. Das mag sein, aber ein
(merkantiler)Totalschaden läge meist vor, wenn ein Rumpf vollläuft. Dieser Gefahr sah sich
Ernst Ruegsegger (Foto) gegenüber. Dass man Kunststoffyachten auch unter Wasser
reparieren kann, ist auch ein Argument für Kunststoff als Bootsbaustoff bei
Langfahrtyachten, die ja meist abseits von Slipmöglichkeiten umhersegeln. So hat
Ernst Ruegsegger die Havarie gemeistert:
Um 04,30, auf dem Weg von Santa Marta nach Panama habe ich einen starken Schlag an das Boot bekommen ( Privilege49), vermutlich ein Baumstamm. Ich war auf der
Höhe von Cartagena, ca. 50sm von der Küste entfernt, unter Segel, einhand mit 8 Knoten unterwegs nach Panama.
Ich hatte sofort Wasser im Motorraum, der Baum hatte vermutlich das Ruder getroffen und das Ruder hat den Bootsboden durchbrochen, ganz am Ende des Schiffes,

hinter dem Ruder. Der Boden bekam einen U- foermigen Riss,
ungefähr 50cm lang durch den Wasser eingedrungen ist. Viel Wasser! Ich habe sofort ein
Stück von meinem Fenderbrett abgesägt und den Riss damit verkeilt. Das Wasser, das danach noch eindrang konnte ich mit der Bilgepumpe und einer zweiten Tauchpumpe unter Kontrolle halten.
In Cartagena war ein Segler, den ich in Santa Marta kennengelernt hatte und der in Cartagena lebt, sehr hilfreich. Anstelle das Boot in einer Werft
für Grossschiffe aus dem Wasser zu heben, haben zwei Kolumbianer, die für ihre Fiberglasarbeiten bekannt sind, das Boot von aussen, unter Wasser, mit viel Epoxi abgedichtet und danach innen mit sechs Lagen Fiberglas repariert. Die
Unglücksstelle ist jetzt 100% Wasserdicht und ich habe danach die Fahrt fortgesetzt.
Mein gutes Wetterfenster war weg und ich bin 55 Stunden gegen Wind, Welle und Strom gesegelt, besser gesag motort. Aber ich wollte nicht noch einmal einklarieren und habe das Schittwetter in Kauf genommen. Jetzt bin ich in Panama,erleichtert und zufrieden.
Hier werde ich das Boot aus dem Wasser heben um die Aussenhaut zu reparieren und es auf andere
Schäden zu kontrollieren.
Ebenfalls ein Schweizer Segler ist mit seiner Lagoon 44 in der gleichen Saison auf einen schlafenden Wal aufgefahren. Zwei Tage von Panama
entfernt.
Die Kollision hat den Bug aufgerissen, die Schotten hielten, die Pumpen konnten das eindringende Wasser
bewältigen und er konnte aus eigener Kraft Panama erreichen.
Ein italienischer Segler hatte ebenfalls eine Kollision mit einem Gegenstand und
ärgerte sich wegen seiner Beule am Stahlrumpf.
Kollisionen sind eine Gefahr, die ich bisher auf meiner Reise von Hongkong bis Panama nur theoretisch wahrgenommen habe, das ist jetzt anders,
müsste ich mich heute wieder für ein blauwasser Schiff entscheiden, es wäre vermutlich wieder ein Kat, aber aus Aluminium.
Auch die Äusserung von Bobby Schenk, dass er eine leistungsfähige benzingetriebene Pumpe an Bord
hatte - siehe hier!
- , beurteile ich heute mit ganz anderen Augen.
Mit freundlichen Grüssen
Erich Ruegsegger