Die Weltumsegelung der Kiwitt (14) - Schluss! Endlich Südsee SanBlas, Südseeinseln in der Karibik Die Tage in den San Blas Inseln verstreichen schnell und es ist schon wieder ein paar Tage her, dass wir in Porvenir angekommen sind. Dieser kleine Inselflughafen besteht im Wesentlichen aus einer buckligen Betonpiste, die sich quer über das Inselchen erstreckt. Außerdem gibt es noch ein kleines Flughafengebäude unter Palmen und, das war für uns das Entscheidende, man kann dort einklarieren.
Kokosnüsse satt
Heikes Abreise - die Nerven In dieser abgeschiedenen Idylle ist die stürmische Anreise schon fast wieder vergessen. Doch Heike gesteht mir, dass sie während des Sturms Angst um ihr Leben hatte und eigentlich von Panama aus nach Hause fliegen wollte. Mir war bewusst, dass ihr die Überfahrt zugesetzt hat, aber dass es so schlimm war, wusste ich nicht. Angesichts Heikes erschreckenden Geständnis frage ich mich, wie ich die Situation eigentlich erlebt habe. So wirklich darüber nachgedacht habe ich noch nicht und während der Überfahrt hatte ich andere Dinge im Kopf. Nach einigem Überlegen komme ich zu dem Schluss, dass ich keine Angst hatte, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Eine der brenzlichen Situationen für mich war, als die Kiwitt auf dem Wellenkamm querschlagen wollte. Aber ich muss zugeben, dass ich schon sehr angespannt war. Man achtet ständig darauf, ob alles so ist, wie es sein sollte. Sind die Bewegungen richtig? Ist da ein komisches Geräusch? Werden wir zu schnell oder können wir den Kurs noch halten? Bei einem Sturm erlebt man alles viel intensiver als unter normalen Bedingungen . Allerdings hatte ich es auch ein bisschen leichter als Heike, denn ich war die meiste Zeit mit Steuern beschäftigt. Heike hat, als es richtig unangenehm war, viel Zeit unter Deck verbracht. Da fällt es umso schwerer, sich abzulenken. Glücklicherweise hat sie, angesichts der Menschen und der tollen Landschaft hier, den Gedanken die Reise abzubrechen, wieder verworfen. Sie ist auch einfach zu neugierig darauf, was wir noch alles auf der Reise erleben werden. Salzwasserbad des Außenborders Das Wasser ist blau wie in einem Swimmingpool und der Anker liegt in zwei bis drei Metern Tiefe in feinem weißen Sand. Wir sind am schönsten Ankerplatz der bisherigen Reise: Um uns herum liegen nur drei andere Schiffe, ein paar Palmeninseln sind in der Nähe und es gibt tolle Riffe zum Schnorcheln. Wir wollen gerade zu einer Inselerkundung aufbrechen, als der Außenbordmotor beschließt ein Vollbad zu nehmen. Der Schreck ist riesig. Ohne den Außenborder sind wir ziemlich aufgeschmissen, da man unser Schlauchboot kaum gegen den Wind rudern kann. Ich springe ins Wasser, dort liegt er seelenruhig im weißen Sand. Mit einem Seil hieven wir ihn wieder an Bord. Jetzt ist guter Rat teuer. Wie rettet man einen ins Meer gefallenen Außenborder? In einem Buch habe ich dazu mal ein paar Zeilen gelesen, aber das hilft mir im Moment wenig. Mit viel Süßwasser spüle ich das gute Stück und blase anschließend mit der Dingi-Luftpumpe das Wasser aus allen Ritzen. Zum Schluss sprühe ich alles mit Kriechöl ein, das das letzte Wasser verdrängen soll. Heike schaut mir betrübt zu, sie hat wenig Hoffnung, dass der Motor noch einmal einen gesunden Laut von sich gibt. Außerdem überlegt sie gerade, dass ein neuer Motor unsere Reisekasse weit über die Maßen strapazieren würde. Verdammt. Das Dingi und der Außenborder sind unsere Haustür, unser Tor zur Welt. Ohne die beiden kommen wir nicht an Land. Für Häfen reicht das Budget nicht aus und Schwimmen ist keine echte Alternative. Ich beruhige Heike erst einmal und erkläre ihr, dass wir auch für kleines Geld ein ruderbares Beiboot selber bauen könnten, für mich aber Hopfen und Malz noch nicht verloren sei. Nachdem ich mich auch um Vergaser und Zündkerzen gekümmert habe, setze ich den Motor wieder zusammen. Kräftig ziehe ich mehrfach an der Reißleine und plötzlich beginnt er etwas schwerfällig zu tuckern. Wir sind überglücklich und wir können aufbrechen. Haie auf dem Riff - ganz was Neues! Am Nachmittag machen wir eine Schnorcheltour, doch nach einer Viertelstunde sitzt Heike wieder im Dingi. Der Grund für das frühe Ende ihres Tauchvergnügens ist ihre erste Begegnung mit einem Hai. Als ich mich dem Dingi nähere, sehe ich ihn auch. Er schaut grimmig drein und zieht gemächlich seine Bahnen, ist aber nur armlang. Ich verrate ihr nicht, dass ich vor zehn Minuten ein gut zwei Meter langes Exemplar beobachtet habe, sondern schnorchele noch eine Weile neben dem Dingi her und genieße das farbenprächtige Riff. Heike zieht hingegen ein entspanntes Sonnenbad vor. Ja, es geht uns wirklich gut, aber alles hat nun mal ein Ende und getrieben von den Jahreszeiten, die unseren Segelrhythmus bestimmen, müssen wir dieses kleine Paradies nach anderthalb Wochen schon wieder verlassen. Über Nacht segeln wir nach Colón und der Verkehr der großen Schiffe, die zum Panamakanal wollen, nimmt stark zu. Leider reißt uns auf dem kurzen Stück das altersschwache Großsegel in der Mitte durch. Ein neuer Punkt auf unserer Liste, die wir in Panama abarbeiten müssen. Bürokratie in Panama
Kaputter Außenborder hält Sebastian auf Trab.
Irgendwann klappt es endlich mit der Zahlung bei der Bank und jetzt geht das Warten auf einen Schleusungstermin los. Um diese Zeit zu überbrücken und um besser vorbereitet zu sein, fahren wir auf einem anderen Schiff als Leinenhelfer mit. Um den Kanal zu befahren, müssen nämlich neben dem Steuermann und dem Lotsen noch vier Personen an Bord sein, die die Leinen bedienen. Für die Julia mit über zwölf Metern, mit der wir unsere erste Kanaldurchfahrt machen, ist das kein Problem, aber auf der acht Meter kleinen Kiwitt wird es da ganz schön eng werden. Von Panama aus führte unser Weg weiter in die Südsee. Wir haben die Polynesische Inselwelt genossen und in Neuseeland halt gemacht. Über Südostasien traten wir schließlich den langen Rückweg nach Europa an... Diese Serie hat offensichtlich soviel Aufmerksamkeit gefunden, dass Johannes Erdmann von der YACHT Sebastian und seinen Lehrer Bernhard besuchte und mit der Kiwitt auf einem Rheinarm gesegelt ist. Sein Bericht über das "segelnde Klassenzimmer" wird in YACHT 19/2014 erscheinen. Im Januar 2015 bringt der Äquator-Verlag das Buch von Sebastian Pieters heraus unter dem Titel „Auf acht Metern um die Welt - Großes Fernweh und kleines Budget“.
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