Wassermacher im
10-Jahres-Test
Eine Entsalzungsanlage , oder wie das Ding
unter den Yachties ganz einheitlich genannt wird: "Watermaker" sind
eine ganz feine Sache. Man spart Tankraum, Gewicht sowieso, weil man Trinkwasser
von unzweifelhafter, bakterienfreier Qualität immer an Bord hat, und
zwar auf Wunsch in unendlicher Menge. So die Theorie. In der Praxis kann es aber
ganz anders aussehen. Diese Entsalzungsanlagen, sind oft nicht so ideal, wie es im Verkaufs-Prospekt klingt. Sie
können teuer in der Anschaffung sein und bedürfen viel Pflege. Womit einige
doch überfordert sind. Umso interessanter, lehrreicher sind die Erfahrungen
über 10 Jahre mit einem bekannten Gerät aus deutscher Hand von Michael und Britta von der VERA, einer älteren Swan, die aber,
trotz ihrer Herkunft, keineswegs
luxuriös ausgestattet ist. Besonders überraschend dürften die Erfahrungen der
beiden Weltumsegler zum leidigen und problematischen Thema
"Pickeln" sein:
10 Jahre ECHOTEC Wassermacher - Ein Erfahrungsbericht von Michael und Britta - SY
Vera
Wegen des geplanten Törns nach Neuseeland und zurück entschieden wir uns im Jahre 2006 zum Erwerb und Einbau eines Wassermachers an Bord unserer damals 30 Jahre alten finnischen GFK Yacht. Natürlich wollten wir alles schön ordentlich, unsichtbar und unter Putz verbauen, der »Schönheit« wegen. Die arg begrenzten Platzverhältnisse an Bord der »Vera«, mit unzähligen kleinen Fächern und engen Bilgen sprachen unbedingt für eine »modulare« Version. Am Markt finden sich auch vormontierten, kompakte »Rack«-Versionen, aber keine war kompakt genug, um sie in irgendein einzelnes Schapp zu zwängen.
Nach ausgiebiger Recherche kauften wir die 12V - 30L/h Version des modularen ECHOTEC Wassermachers, wegen den guten Kritiken auf diversen Blauwasser Blogs - und wegen des Preises. Ein Verwandter des ECHOTEC Gründers bot ein passendes Exemplar neu und mit viel Zubehör auf Ebay an. Der Mindestpreis war fair. Bald darauf waren die Teile an Bord und sie sahen gut aus.
Die Hochdruckpumpe ist schon optisch ein Genuss in Edelstahl und schwarzer Pulverbeschichtung. Der schwere 12V Elektromotor macht ebenfalls einen vertrauenserweckenden Eindruck. Keine »Rocket Science«. Diese äußerst massiven Standardteile werden sich immer irgendwie flicken lassen. Soweit so gut. Nun blieb nur noch der Einbau.
Letztlich brauchten wir um die 14 Tage dafür, zu zweit und so ziemlich »fulltime«. Manchmal war es schwierig oder auch zum ausrasten, aber alles in allem war der Job mit Anstand machbar. Ein gut sortierter Klempnerladen und ein kleiner Yachtausrüster waren fußläufig erreichbar. Das half. Die
Photos zeigen die einzelnen Komponenten nach dem Einbau an Bord der »Vera«.
Schon im Mittelmeer stellte sich heraus, wie sinnvoll die Entscheidung für den Wassermacher war. Wegen der astronomischen Preise verbietet es sich für uns im sommerlichen Mittelmeer eine Marina anzulaufen. Frischwasser gibt es meist aber nur dort. Ein Dilemma, dem wir früher durch rigoroses Wassersparen aus dem Weg gingen. Unsere eher knapp bemessenen 400 Liter mussten dann schon mal für 3-4 Wochen genügen. Später, in den Tropen auf der Barfußroute, waren wir sehr froh, der »Wasserfrage« aus dem Weg gegangen zu sein. Niemals mussten wir uns Sorgen um verschmutztes Trinkwasser machen oder in Gegenden mit knappen Trinkwasser auf die lokalen Ressourcen zugreifen. Die Trinkwassertanks hielten wir meistens gut gefüllt, für den Fall eines Defektes.
Der recht hohe Stromverbrauch (um die 20A bei 12V) des ECHOTEC Gerätes ist naturgemäß problematisch. Unsere Lösung hierfür sind reichlich Solarpaneele auf dem Bimini Dach über dem Cockpit (4x90Watt). Diese bringen an einem schönen Tag gegen Mittag um die 15A bei 12V. Das ist dann die beste Zeit zum »Wasser machen«, ohne die Batterien zu strapazieren. Sollte mal der Motor laufen, dann ist es natürlich ebenfalls sinnvoll, den Wassermacher einzuschalten, und evtl. dazu den Inverter und die Waschmaschine, aber das ist eine andere Geschichte…
Die Bedienung des ECHOTEC Wassermachers erfolgt weitgehend manuell. Pumpe einschalten und das Druckregelventil im Uhrzeigersinn drehen, bis genug Druck an der Membran anliegt. Wenn das der Fall ist, zeigt eine kleine Durchflusslibelle so um die 30 Liter an, oder heutzutage, nach 10 Jahren auch etwas weniger, da die Membran inzwischen alt ist. In den ersten Minuten lassen wir das so erzeugte Wasser in das Waschbecken in der Pantry ablaufen, solange bis es frisch schmeckt. Sobald das so ist, schalten wir mit dem am Bedienpaneel eingebauten Dreiwege Hahn auf einen der Wassertanks um. Das klappte bisher immer, ohne Probleme.
In den folgenden Jahren traten einige, meist unbedeutende, Defekte auf:
- Das Manometer im Bedienungspaneel und das Manometer an der Filtereinheit gaben beide bald den Geist auf. Die Ölfüllungen verfärbten sich und die Zeiger froren ein. Beides nicht weiter problematisch, wenn man die Durchflussmenge nicht überschreitet und die Filter regelmäßig wartet.
- Ein 90 Grad gewinkeltes Hochdruckfitting aus Edelstahl am oberen Teil des Membrangehäuses entwickelte Lochfraß und tropfte im Betrieb. Das haben wir erstmal provisorisch mit Tape und einer Plastikflasche »behoben«. Merkwürdigerweise schloss sich das Loch später wieder, vermutlich durch Verkalkung. Letztlich ist das Teil bis heute montiert, und absolut dicht.
- Der einzige Defekt der zur Funktionsuntüchtigkeit des gesamten Wassermachers führte stellet sich so dar:
Plötzlich produzierte das Gerät nur noch Salzwasser. Glücklicherweise hielten wir uns seinerzeit in Malaysia auf. Mit Bobby Schenk‘s Hilfe war der Kontakt zu ECHOTEC in Trinidad sofort per e-mail hergestellt. Diagnose durch ECHOTEC: Eine der beiden Endkappen des Membrangehäuses hätte möglicherweise einen Haarriss. Wenig später waren die Ersatzteile per Luftfracht unterwegs. Gekostet hat uns das nichts und schnell ging es auch (eine Woche). Perfekter kann weltweiter Service nicht sein. Der Austausch beider Endkappen war vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen. Die ausgebauten, vermeintlich defekten Teile sahen allerdings makellos aus. Es könnte also auch sein, das lediglich ein defekter O-Ring für den Ausfall verantwortlich war.
Einige weitere Beobachtungen zum Thema Wassermacher:
- Heute könnten wir auch mit einer kompakten »Rack« Version leben, einfach gegen das Schott in der Segellast (ehemalige Gästekabine) geschraubt… Aber soweit waren wir 2006 noch nicht…
- Für zwei Personen ist ein durchschnittlicher Frischwasserverbrauch pro Tag von 20-40 Litern realistisch und recht komfortabel. Darin enthalten sind je eine (kurze) Frischwasserdusche, 2-4 Liter Tee, der Abwasch (ein Waschbecken voll), und ein bis zwei Waschmaschinen pro Woche. Der ECHOTEC 30 Liter Wassermacher sollte für zwei Personen also etwas über eine Stunde pro Tag laufen. Der Stromverbrauch hierfür beträgt um die 25Ah bei 12V.
- Nach eineinhalb Jahren Betrieb blieben wir ein halbes Jahr in Whangarei in Neuseeland in der idyllischen »Town Basin Marina« liegen. Wie empfohlen haben wir den Wassermacher dort mit Chemikalien eingewintert (»gepickelt«). Das war ein großer Fehler. Nach der Wiederinbetriebnahme auf dem Weg nach Fiji war das erzeugte Wasser deutlich zu salzig. Die Produktionsmenge hatte ebenfalls gelitten. Mehr als 25 Liter waren kaum noch drin. Wahrscheinlich hatten die Chemikalien die Membrane beschädigt. Trinkwasser konnten wir danach nur noch durch zweimaliges Entsalzen erzeugen. Mühsam.
- Nach drei Jahren, im Jahre 2009 stellten wir unser überholungsbedürftiges Boot auf einen staubigen Parkplatz in der Türkei an Land. Den Wassermacher spülten wir gut mit seinem selbst erzeugtem Frischwasser, und ließen ihn dann einfach stehen… Natürlich hatten wir die Absicht, unsere ohnehin malade Membrane später zu ersetzen. Zu unserem großen Erstaunen war das dann aber unnötig. Nach zwei Jahren »Winterschlaf« (ohne Chemikalien) und häufig mal über 40 Grad im Schatten, unter Deck auch deutlich mehr, lief das Gerät völlig problemlos. Die Wasserqualität hatte sich gegenüber der Zeit nach Neuseeland keineswegs verschlechtert. Seitdem haben wir den Wassermacher in jedem Jahr nach der Sommersaison im Mittelmeer einfach rückgespült und dann bis zu 10 Monate lang einfach stehen lassen. Nie gab es danach Probleme mit der Wiederinbetriebnahme, auch nicht in diesem Jahr (2016). Der befreundete Kapitän einer im Hafen von Marmaris liegenden Supersegelyacht bestätigte unsere Beobachtung und gab an, mit dem (vergleichsweise monströsen) Wassermacher in seiner Obhut ebenso zu verfahren, und das dies gängige Praxis in der Branche sei…
Bei nächster Gelegenheit wollen wir eine neue Membran einbauen und das Bedienpaneel überarbeiten, da wir in diesem Sommer endlich wieder auf Langfahrt gehen. Bis dahin verwenden wir das nicht ganz perfekte Süßwasser eben nur zum Duschen, waschen und kochen, nicht direkt zum Trinken. Sollte es einen Trinkwasserengpass geben, bietet zweimaliges entsalzen einen Ausweg. Zu einer evtl. Keimbelastung wegen fehlender Desinfektion können wir nichts sagen. Das selbst erzeugte Wasser aus dem 10 Jahre alten ECHOTEC riecht und schmeckt jedenfalls fehlerfrei. Abgekocht ist es nach unserer, subjektiven, Meinung ohne Bedenken trinkbar, trotz eines leicht erhöhten Salzgehaltes.
- Die weltweit bekannten und bewunderten Blauwasserhelden von der »La Vagabonde« haben kürzlich einen Beitrag über den Einbau Ihres ECHOTEC Wassermachers hier ins Netz gestellt:
Zusammenfassung: Wir können den ECHOTEC Wassermacher absolut empfehlen. Der Laie ahnt zumindest zu jeder Zeit, was gerade vor sich geht. Alle Bauteile sind von hoher Qualität und vergleichsweise einfach zu warten. Die Dokumentation ist gut. Defekte sind meist offensichtlich und erklären sich von selbst. Eine elektronische Steuerung zur Erhöhung des Komforts oder zum überprüfen der Wasserqualität ist aus unserer Sicht unnötig. So manche unschöne Wassermacher Geschichte auf den Ankerplätzen der Barfußroute drehte sich nämlich um Ausfälle in der Elektronik, die im Prinzip funktionierende Geräte nutzlos machten.
Genauere Informationen finden sich hier:
Wassermacher

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