Laudatio Bobby Schenk zum Gewinn des OCEAN AWARD

gehalten von Carsten Matthias, TO-Vorstand für Digitales am 19.11.22

Schönen guten Abend,

ich weiß das es spät ist, aber der jetzt zu verleihende Ocean Award ist, wie ich finde, einer unserer interessantesten Preise, die wir zu vergeben haben.

National wie international.

Um was geht es hier eigentlich?

Der Ocean Award ist unter anderem ausgelobt

„für besondere seglerische und navigatorische Leistungen, ebenso wie für organisatorische und unterstützende Leistungen, die Segler erbrachthaben“

Der diesjährige Preisträger erfüllt diese Bedingungen in mehrfacher Hinsicht und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Ihr der Preisjury recht geben werdet!

Nun denn:

Ich möchte mit den seglerischen Highlights beginnen:

Von Mai 1969 bis Mai 1974 erfolgte die erste große Reise. Eine Weltumsegelung. Zu einer Zeit, dass muss ich hier glaube ich nicht sagen, solche Reisen noch ein absolutes Abenteuer waren und ohne Netz und doppelten Boden stattgefunden haben.

Die zweite Blauwasserfahrt 1979 bis 1983 ging in die Südsee. Zurück ums Kap Horn nach Deutschland. In der Südsee wurde noch der Pilotenschein für Sportflugzeuge absolviert.

Die dritte Blauwasserfahrt startete ab 1999 zum Berufsausstieg und führte mehr als um die halbe Welt nach Thailand, wo das Schiff 2010 verkauft wurde.

Das sind schon bemerkenswerte Leistungen, von denen die meisten Segler nur träumen können. Aber nicht nur das Blauwasser und Hochseesegeln hatten es dem Preisträger, der nahezu alle seine Reisen zu zweit mit seiner Frau machte, angetan, sondern auch die Navigation selbst.

Es gibt meines Wissens unter den deutschen Seglern keinen, der sich so grundsätzlich und ganzheitlich mit dem Thema Navigation auseinandergesetzt hat.

Und damit meine ich nicht nur, dass die ersten Reisen selbstverständlich noch mit dem Sextanten absolviert wurden, sondern auch die unglaubliche Bandbreite der navigatorischen Leistungen:

So wurde auf einer Atlantiküberquerung 1992 eindrücklich unter Beweis gestellt, dass es möglich ist, auch ohne Kompass, Sextanten oder elektronische Unterstützung sicher nach Barbados zu kommen.

Die Navigationsmittel wurden aus Bordbeständen rekrutiert. Ein Rückfallsystem war nicht an Bord.

Das Ziel wurde mit hoher Genauigkeit erreicht.

Möge man jetzt denken, ok alles old school, oder wie man heute sagen würde „ein alter Astro Nerd“, der ist an moderner Technik nicht interessiert“ kann man hier nur sagen, dass das Gegenteil der Fall ist.

Schon in den 80er Jahren, weit vor der Massenverbreitung des GPS, wurde eine Software für Taschenrechner entwickelt, um die aufwändigen Berechnungen des astronomisch gemessenen Standortes schnell und sicher umzurechnen.

Und selbstverständlich wurden die weiteren Reisen unseres Preisträgers natürlich immer mit der aktuellsten Ausrüstung absolviert, sprich GPS, Radar, AIS und Co hielten Einzug an Bord und über die Erfahrungen wurde umfangreich in Fachartikeln berichtet.

Hatte ich eben eigentlich erwähnt, dass zwischen diesen ganzen Aktivitäten „quasi nebenher“ mit einem einmotorigen Sportflugzeug Flugzeug der Atlantik überquert wurde?

Der Pilot war unser Preisträger, Copilotin seine Frau. Beide flogen in Überlebensanzügen, falls der Sprit nicht reicht oder der Motor ausfällt. Sicher wurde Südamerika erreicht und die Crew landete mit einer noch ausreichenden Reserve an Kraftstoff, um dann segeln zu gehen.

In Patagonien und Feuerland. Im Reich der Stürme.

Dieses Erfahrungswissen und das liebe Gäste, ist für mich einer der wichtigsten Punkte, wurde nicht nur persönlich erlebt, sondern eindrucksvoll und umfangreich weitergegeben:

Das Langfahrtsegler Bücher schreiben ist nichts neues. Manche auch zwei, vielleicht sogar drei. Wenige mehr.

Den Rekord hält unser Preisträger: Allein bei Amazon sind heute 16 Bücher von ihm zu erhalten

Und - man muss die Themenbereiche schon clustern, um sie einigermaßen erfassen zu können.

Natürlich spielen hier Reiseberichte eine wesentliche Rolle, aber auch das Steckenpferd des Preisträgers die Navigation, insbesondere die Astronavigation wird eindrücklich und praxisnah beschrieben. Wieviel sind damit schon über den Atlantik gekommen?

Ein weiterer wichtiger Block sind Tipps und Tricks zum Fahrtensegeln. Die praxisnahen Punkte zum Thema Seemannschaft dürften vielen schon in brenzligen Situationen geholfen haben.

Mein persönlicher Favorit, ich las ihn vor über 20 Jahre und gucke immer wieder gern hinein:

80.000 Meilen und Kap Horn

Was mich, und das sage ich hier ganz offen, sehr begeistert und beindruckt hat, ist die ehrliche und offene Schreibart:

Berichte über die See, das blaue Wasser und die Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Bescheiden, aber immer voller Freude und Abenteuerlust. Und Humor.

Und ganz wichtig:

Nie beifallsheischend, reißerisch oder gar angebend.

Quasi das Gegenteil des heutigen Medienalltages, wo aus einem gebrochenen Unterwant schnell eine Quasi - Durchkenterung gemacht wird, weil dies in den sozialen Medien Aufmerksamkeit und Klickraten bringt.

Aber auch damit nicht genug: Als einer der ersten Fahrtensegler wurde von ihm Ende der 90er Jahre eine eigene Webseite in Betrieb genommen.

Und damit, dass muss ich hier als Vorstand für Digitales durchaus mit ein wenig Neid sagen, es wurde nicht eine, sondern die digitale Blauwasserbibliothek im deutschsprachigen Raum geschaffen:

Hier finden nicht nur Reisebeschreibungen ihren Platz, sondern es gibt unzählige Techniktipps, ein „who ist who der Weltumsegler“ bis hin zu Kochen an Bord, Tipps für die Bordapotheke, Psychologie und Hinweise zum Tauchen.

Diese Seite wird, wie soll es auch anders sein, immer noch mit Liebe und Akribie gepflegt und wöchentlich aktualisiert, so dass weit über 1000 verschieden Beiträge aufrufbar sind.

Ein absolutes Nachschlagewerk.

Das Nachschlagewerk für alle, die auf das blaue Waser wollen.

Alles betrieben von einer Person.

Unserem Preisträger.

Das diese gesamten Punkte für Furore gesorgt haben, zeigt auch die Liste der Auszeichnungen. Hier nur die wichtigsten.

1974: Trans-Ocean-Medaille für Weltumsegelung

1974: Goldmedaille der Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes für seine Weltumsegelung

1993: Bestes Segelbuch des Jahres für Transatlantik in die Sonne

1995: Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste um die Sicherheit auf dem Wasser

1998: Ehrencommodore des Yacht Club Austria für Verdienste um den größten österreichischen Segelverein

2004: Aufnahme in die Liste der 100 größten Segler aller Zeiten durch die Zeitschrift Yacht

2011: Ehrenpreis des Österreichischen Hochseeyachtsport-Verband für die Lebensleistung

Das nur zu den wichtigsten.

Liebe Gäste, ich möchte nicht zum Schluss kommen, ohne einen wichtigen Punkt zu erwähnen.

Für mich persönlich der Beeindruckendste.
Die erwähnten Leistungen hören sich nach einem Fulltimejob im nautischen Sektor an.

Mitnichten ist dies der Fall.

Unser Preisträger ging einem normalen, bürgerlichen Job nach und arbeitete als Jurist, Richter und Staatsanwalt im bayrischen Raum.

Und wer jetzt denkt, „na prima, Beamter eben, die machen einfach ein Sabbatical“, irrt. Nein, der Job wurde jedes Mal gekündigt, von einem doppelten Boden kann man hier wirklich nicht sprechen.

Diese Vereinigung von beruflicher sowie nautischer und Karriere als Schriftsteller sucht meines Wissens ihresgleichen.

Ich bin mir sicher, dass jede hier im Saal weiß über wen ich sprechen durfte.

Und ich bin mir genauso sicher, dass wir jetzt Bobby Schenk den Ocean Award Preisträger 2022 mit einem Riesenapplaus auf der Bühne begrüßen werden.



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