Keine Frage, die Gulet auf diesem Foto ist wunderschön. Ein sehr prominenter deutscher Segler, Olympia-Goldmedaillen-Gewinner, hat sie sich bauen lassen und mit ihr sein Traumschiff gefunden. Allerdings - mein Traumschiff ist die Gulet nicht.
Jeder hat halt eine andere Vorstellung von seinem Traumschiff. Und mit den Jahren ändert sich diese Vorstellung.
So sah meine Wunschyacht vor vielen Jahren, kurz nachdem ich von einer Weltumsegelung mit meiner Frau Carla zurückgekommen war, auch ganz anders aus als heute.
Kein Wunder, waren wir doch noch recht jung, hatten nur ein sehr kleines Budget und träumten lediglich mit der Erfahrung einer vierjährigen Weltumsegelung. Die deutsche Blauwasserseglerin Beate Kammler, noch vielen geläufig als Autorin des damaligen Bestsellers „Komm, wir segeln um die Welt!“, brachte es auf den Punkt. Sie erzählte, dass unter den Yachties am Ankerplatz regelmäßig über das Thema „NBII“ gesprochen wurde. NBII zwei bedeutet nichts anderes als neues Boot Nummer 2.
Tatsächlich wird man auf Blauwasserfahrt unentwegt mit dieser Thematik konfrontiert, weil ja alle Langfahrtsegler täglich unterwegs neue Erkenntnisse zur Eignung einer Yacht zum Langfahrtsegeln gewinnen. Und unweigerlich kommt dann bei jedem der Gedanke hoch, wie das nächste Schiff aussehen sollte.
Was man auf so einer Reise um die Welt unter Segel an Erfahrungen sammeln kann, davon macht sich die Landratte, die vielleicht mal in einem dieser unsäglichen Foren ein paar Beiträge gelesen hat, keinen Begriff. Denn man ist ja nur umgeben von Langfahrtseglern, die, das bringt das Segeln zwangsläufig mit sich, mit offenen Augen und Ohren unterwegs sind. Ich wage zu behaupten, dass es keinen Verkäufer in der Bootsbranche und keinen Segellehrer gibt, der auch nur annähernd über das allgemeine Wissen verfügt, das sich der fahrende Segler um das Blauwassersegeln erworben hat.
Also, auf der Grundlage dieses Erfahrungsschatzes aus Beobachtungen, aus Gesprächen mit 1000 anderen Blauwassersegeln, die zumindest einen Ozean erfolgreich hinter sich gebracht haben, und aus vielen Jahren eigener Erfahrungen kristallisiert sich das nachfolgende Bild von meinem Traumschiff heraus.
Jedermann, der Segler sowieso, ist anders. Und so sind auch die Träume individuell ganz verschieden. Der Leser sehe es mir nach, aber ich möchte die nachfolgende Ausführungen nicht zum xten Mal durchdiskutieren, schon gar nicht im Internet. Denn sie beruhen auf meinen ganz persönlichen Erfahrung nach dieser langen Segelzeit. Ich möchte sie niemandem aufoktroyieren, vielleicht aber sind sie für den einen oder anderen ein Anstoß zum Nachdenken. Das würde mich freuen.
So, wie nachfolgend beschrieben, könnte ich morgen mein Schiff bestellen. Nicht vergessen: Der Traum richtet sich nach den finanziellen Möglichkeiten und dem Alter des Träumers.
Bei der Wahl des Traumschiffs muss beim Blauwassersegeln immer im Vordergrund stehen, dass die Yacht im wesentlichen das „swimming home“ für die Crew ist, und erst danach ein Sportgerät - wenn man es ganz positiv sehen will. Dies wurde hier schon häufiger dargelegt, und jeder kann nachrechnen, dass er bei einer drei- bis vierjährigen Weltumseglung vielleicht 200-300 Tage auf See zubringt. Ansonsten lebt(!) die Crew auf der Yacht.
Schiffsgröße
Ganz im Vordergrund bei der Wahl einer Yacht stehen selbstverständlich, wenn wir ehrlich sind, die finanziellen Möglichkeiten. Die Versuchung ist groß, sich bei der Auswahl einer Fahrtenyacht ausschließlich danach zu richten. Dann würde man unweigerlich bei einem Second-Hand-Schiff landen. Die Zeiten sind aber vorbei, wo manche Schiffe sich deshalb besonders gut verkaufen ließen, weil sie als „besser als neu" angesehen wurden. Wenn ich also nur deshalb, weil die gebrauchte Yacht ein Schnäppchen ist, darauf verzichte, mir ein neues Schiff zu leisten und ich mir das durchaus leisten könnte, dann ist es unsinnig, sich für die preiswerte Lösung zu entscheiden. Will andererseits sagen: Ein gebrauchtes Schiff ist immer noch besser, als aus finanziellen Gründen Einschränkungen bei der Auswahl der erträumten Yacht hinzunehmen, also eine kleinere neue Yacht zu kaufen.
Wenn man es sich leisten kann, wird man sich deshalb ein neues Schiff zulegen. Und hierbei steht selbstverständlich an erster Stelle der Überlegungen, wie groß dieses Schiff sein muss oder sein darf. Für eine Zweier-Mannschaft, das ist wohl die Regel, lässt sich sagen, dass ein Schiff umso bequemer ist, je länger es ist. Nach oben hin wird die Größe nicht nur durch den Kaufpreis begrenzt, sondern in erster Linie durch den Aufwand für die Unterhaltung der Yacht. Das Geld allein ist aber nicht die einzige Größe, nach der sich die Blauwasseryacht zu richten hat. Generell gilt, und das ist vor allem für ältere Segler von Bedeutung, dass ein Schiff auf See umso leichter beherrschbar ist, je größer es ist.
Aus diesem Grunde ist für mich die obere Grenze für meine Blauwasseryacht ungefähr bei 15 m. Darüber hinaus lässt sich eine moderne Langfahrtyacht nicht mehr so ohne weiteres unterhalten. D.h., eine Crew wird benötigt. Und damit gibt man die große Freiheit auf, die man mit so viel Aufwand gesucht hat. Mein Traumschiff ist um die vierzehn Meter lang.
Baustoff
Die Antwort ist leicht. Anders als früher, wird man sich um dieses Thema nicht mehr streiten. Denn Ferrozement hat sich längst von selbst erledigt, Stahl spielt keine große Rolle mehr, und Sperrholz war noch nie sehr verbreitet. Eine Yacht aus massivem Holz ist heute von der Pflege her viel zu aufwändig und auch nicht wirklich tropentauglich, wenn nicht ein enormer, deshalb unbezahlbarer Aufwand betrieben wird. Bleibt also nur Aluminium oder Kunststoff. Da mir Aluminium zu teuer und im Unterhalt zu kompliziert ist, fällt die Entscheidung für Kunststoff (GfK) leicht.
Ein Rumpf oder zwei?
Da für mich beim Blauwassersegeln der Wohnkomfort an erster Stelle steht, kommt nur ein Katamaran in Frage. Aber anmerken möchte ich, dass dies auch mit der Schiffsgröße von 14 m zusammen hängt. Könnte ich mir nur ein 10 m Schiff leisten, dann würde ich sicher keinen Katamaran wählen.

Den Katamaran bestelle ich bei einer renommierten Schiffswerft, die langjährige Erfahrung mit dem Bau von Katamaranen hat. Einen Katamaran nämlich zu entwerfen und herzustellen, ist nicht zu vergleichen mit dem Bau einer Einrumpfyacht. Somit kommen praktisch nur französische Werften oder Katamaran-Werften in Südafrika oder in Australien in Betracht.
Katamarane sind auf den internationalen Ankerplätzen nicht mehr zu übersehen. Ein klarer Trend zum Katamaran! Das kann man auf diesem Foto aus den Bahamas/USA- aufgenommen von Uli Ballhausen vor ein paar Tagen, per Abzählen klar erkennen.

Es muss sich um einen Fahrten-Katamaran handeln. Schiffstypen, die wegen ihrer Geschwindigkeit hoch gelobt werden, sind für mich bei einem Fahrten-Katamaran Nonsense. Denn ich gebe viel Geld aus, um ein komfortables „Swimming Home“ zu haben. Es wäre deshalb unsinnig, 100.000 € dafür auszugeben, dass ich weniger Gepäck und sonstige Ausrüstungsgegenstände aus Gewichtsgründen mitnehmen kann.
Rigg
Bei einem Katamaran ergibt sich fast von allein die Sloop als Takelung. Die Segel sind vom Designer und der Werft vorgegeben. Auf spezielle Sturmsegel würde ich verzichten, da ich noch nie solche benötigt habe. Um die Segel zu bedienen, sind effektive Reffvorrichtungen notwendig, also für den Baum und für die Genua. Selbstverständlichkeiten ohnehin heutzutage!
Vor allem im Hinblick auf das höhere Lebensalter der Crew sollten, alle Winschen elektrisch oder hydraulisch zu bedienen sein.
Alle Luken an Deck müssen nach vorne zu öffnen sein, damit am Ankerplatz Durchzug herrscht.
Tanks
Auf einem 14 m Katamaran sind ohne weiteres Tanks für Diesel und für Süßwasser unterzubringen. Beide sollten ein Fassungsvermögen von etwa 600 l oder so haben. Wichtig ist heute auch ein Schmutzwassertank, denn selbst in den weit entfernt liegenden Marinas wird zunehmend darauf geachtet! Eine Nachrüstung wäre schwierig.
Maschine
Bei der Frage nach den Maschinen bin ich konservativ, deshalb wird meine Traum-Yacht zwei Dieselmotoren, am besten von der Firma Yanmar haben. Man komme ich mir ja nicht mit der Idee eines elektrischen Antriebs!
Selbststeuerung
Es müssen mindestens zwei voneinander unabhängige elektrische Selbststeueranlagen an Bord sein.
Elektrizität
Keine Frage: 12 V. Zwei getrennte Batteriesysteme, die Starter - Batterie und die Bord-Batterie. Die Bord-Batterien müss (t )en um die 800 Ampere betragen. Es werden Lithium–Batterien vom Typ LiFePO verwendet. Bei denen ist die Brandgefahr am geringsten. Ein Generator wird nicht an Bord sein.
Auf einen scheusslichen Geräteträger mit Windgenerator etc. verzichte ich. Das Bimini-Dach dagegen muss mit Solarzellen bedeckt sein.
Pantry
Gekocht und gebacken wird strom-notwendig mit Gas. Es sind zwei Kühlschränke für jeweils 12 V vorgesehen. Einer dieser Kühlschränke wird als „nahezu“-Tiefkühltruhe benutzt, das heißt, sie wird immer auf niedrigste Temperatur gefahren, die durchgehende Tiefkühltemperatur von 18 Grad Minus wird er nicht erreichen können, schon weil er dahingehend gar nicht konzipiert ist. So verlängert man mindestens die durchschnittliche Haltbarkeitszeit vieler Lebensmittel. Das ist ein Kompromiss, um richtige, aber stromfressende und störungsanfällige Tiefkühler zu vermeiden.
Wasserversorgung
Neben mindestens zwei Süßwasser-Duschen im Schiffsinneren muss achtern an der Badeleiter eine weitere Süßwasserdusche vorhanden sein.
Die in jedem Fall unverzichtbare Entsalzungsanlage „Watermaker" soll mit 12 V betrieben werden.
Navigation
Radar, AIS und GPS sind ein Muss. Ebenso Papier- Seekarten. Wenn dann noch Notebook, Kurzwellenempfänger und Iridium an Bord sind, ist das Thema Navigation schon fast erledigt. Ein Sextant und der dafür vorgesehen feste Platz ist für Notfälle (Satellitenstörung) mit an Bord.
Ankergeschirr
Einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände: Mindestens drei dem Bootsgewicht angeglichene Anker plus 50% Aufschlag für die beiden Rümpfe mit erhöhtem Windfang sind ebenfalls ein Muss.
100 Meter 12mm-Ankerkette – feuerverzinkt, kein Niro!
Mehrere schwimmende Ankertrossen sind im Notfall auch als Schleppleine verwendbar.
Auf ein hydraulisches oder elektrisches Ankerspill für 12 Volt mit 2000 Watt könnte ich nie verzichten.
Beiboot, das Auto des Blauwasserseglers

Wenn man Dutzende von Gummibooten in dem aggressivem UV-Licht in den Tropen schon „sterben“ sah, kommt nur ein Feststoff-Dingy in Betracht. Das „große“ Banana-Boot hat uns auf allen Blauwasserfahrten treu gedient, deshalb ist es allererste Wahl. Ein leichter Einzylinder-Zweitakter-Außenborder mit fünf PS reicht! Damit kommt es gut ins Gleiten und ist auch hunderte Meter weit über abgestorbene und trockengefallene Korallen leicht zu zerren.
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