YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Eva Hauer und Rüdiger Tamm
Guten Tag, Eva Hauer und Rüdiger Tamm
,
nein, Entwarnung! Die Hallberg-Rassy 43 ist
nicht das falsche Schiff, sondern eine Yacht, die des öfteren schon ihre gute
Eignung als Langfahrtyacht bewiesen hat. Jedenfalls haben sich Eigner dieser
Schiffe sehr positiv geäußert.
Es gibt kein perfektes Schiff. Jedes
Fahrtenschiff ist eine Summe von zahlreichen Kompromissen. Und wenn eine Yacht,
die auf Weltreise geht, von hundert möglichen Eignungs-Punkten achtzig
erreicht, dann ist das schon ein Grund zur Zufriedenheit.
In der Praxis ist es doch so, dass die
Planung einer Fahrtenyacht, die längere Zeit auch das Zuhause sein soll, von
einer großen Anzahl von Faktoren bestimmt wird. Oft ist es gerade die eine
Yacht, die man sich eben leisten kann. Und mit der arrangiert man sich.
Trotzdem - ich kann mich nicht für ein
Teakdeck heutzutage begeistern und in meinem(!) Fall wäre ein Teakdeck schon 20
Strafpunkte wert. Man kann es den Werften aber nicht verübeln, dass sie ihre
Schiffe mit einem solchen Deck ausstatten, denn eine Schiffswerft will in erste
Linie verkaufen und fast alle Schiffsinteressenten kaufen nun mal mit dem Auge.
Mein Hauptargument gegen ein Teakdeck ist,
dass es einfach zu viele Nachteile bei einer Langfahrtyacht mit sich bringt.
Fast alle solche Weltreisen führen in tropische Gebiete und dort treten die
Nachteile einer solchen Beplankung am deutlichsten zu Tage. Nehmen Sie ein
Thermometer und messen in der prallen Sonne die Temperatur des Holzdecks und
daneben die einer hellen Plastikstelle. Sie werden Unterschiede bis zu 10 Grad
feststellen, und das ist genau das Kriterium, ob ich noch barfuss übers Deck
laufen kann oder nicht.
Wer nun der Meinung ist, er würde ohnehin
nicht ohne Schuhe auf einem Schiff rumlaufen, der hat sich noch nicht längere
Zeit in den Tropen aufgehalten. Vor allem aber übersieht er, dass es nicht nur
die Temperatur auf dem Deck ist, die das Leben ungemütlich macht, sondern dass
auch das Schiffsinnere unangenehm aufgeheizt wird. Was in den Tropen besonders
nachteilig ist, wenn man bedenkt, was für technischer Aufwand getrieben wird,
um dort die Yacht kühl zu halten - vom Sonnensegel angefangen bis zum Windsack
über den zahlreichen Luken, die vor allem eine Aufgabe haben, einen kühlenden
Windzug ins Schiffsinnere zu lenken.
Hinzu
kommt, dass ein Teakdeck durchaus nicht so unproblematisch ist, wie sich viele
das vorstellen. Nur ein Beispiel: Bei einer eleganten holländischen
Kunststoffyacht, die immerhin ihre drei Millionen Mark gekostet hat, wurde durch
das aggressive UV-Licht in den Tropen in Verbindung mit der Hitzeentwicklung die
Fugendichtung angelöst, und zwar nicht auf ein paar Flecken begrenzt, sondern
übers ganze riesige (wunderschöne) Teakdeck hinweg.
Das
wieder in Ordnung zu bringen, wird - man kann es sich vorstellen - viele hundert
Arbeitsstunden verschlingen. Erst einmal muss die alte Fugenmasse
entfernt werden, bevor eine neue, geeignetere und UV-feste eingebracht werden
kann. Bei so viel Ärger braucht man sich nicht zu wundern, dass einige Eigner
sich entschließen, sich vom Teakdeck, vor allem, wenn es in die Jahre kommt,
wieder zu trennen.
Dies gilt vor allem für Stahlyachten. Denn viele Jahre verbirgt das Teakdeck,
was sich unter den Holzlatten so tut. Bis dann am Rande oder auch neben der
Verfugung rotbraune verräterische Spuren auftauchen. Dieser Ärger und auch die
Hitzeentwicklung auf der schönen Nordia-Yacht (Bild) veranlasste den Besitzer,
sich vom Teakdeck zu trennen. Bei mehreren tausend Schrauben war dies aber keine
kurzweilige und auch keine billige Angelegenheit. Aber, der Eigner ist zufrieden
und gut sieht es doch auch aus - ohne Teakdeck!
Ob ein Teakdeck neben dem Geldbeutel
(erheblich!) auch den Regenwald tangiert, vermag ich nicht zu sagen. Zu viele
scheinheilige Diskussionsbeiträge vernebeln den Blick auf echte Fakten. Ich
könnte es mir aber schon gut vorstellen, dass ein Teakdeck jedenfalls kein
Beitrag zum Umweltschutz ist.
Von der ganz erheblichen Belastung fürs
Bord-Budget mal ganz abgesehen. Man blättere in Schiffsprospekten, wo ein
Teakdeck als Zubehör ausgewiesen ist. Man wird feststellen, dass man damit fast
schon die sonstigen Kosten für eine Weltumsegelung ausgibt.
Dass ein Teakdeck heute auch technisch ein
Absurdum ist, ergibt sich aus seinem beträchtlichen Gewicht. Das betrifft nicht
nur das reine Holzgewicht. Denn man könnte dann auch am Kielgewicht sparen,
weil keine so erhebliche aufrichtende Komponente mehr benötigt wird.
Noch
was stört mich an einem Teakdeck, aber das ist eine sehr subjektive
Betrachtungsweise. Geht man durch einen Yachthafen, dann sehen ältere Yachten
mit diesem typisch grauem Teakdeck auch meist richtig alt (um nicht zu sagen
"vergammelt"), ja altmodisch aus, während Kunststoffyachten aus
diesen Jahrgängen sich viel indifferenter geben, was in diesem Zusammenhang ein
Vorteil ist.
All das Gesagte gilt allerdings in einem Fall
nicht. Dann nämlich, wenn es sich um eine Holzyacht oder um eine Yacht mit
einem Holzdeck handelt. In diesem Fall ist ein Teakdeck nicht nur die schönste
Lösung, sondern auch die Zweckmäßigste. Hier hat es über hundert Jahre sein
Daseinsberechtigung bewiesen.
Alles Gute für die Zukunft auf dem Wasser!
Bobby Schenk
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