YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Jürgen Pauleweit
Sehr geehrter Herr Pauleweit,
es freut mich, wenn heute noch jemand so
mutig ist, ein eigenes Schiff zu bauen, was ja fast eine Lebensaufgabe ist. Nur
wenige hätten Ihre Ausdauer. Andererseits können Sie nach Lust, Laune, Geld,
Sachkenntnis und handwerkliches Geschick Ihre Ideen verwirklichen. Ein großer
Vorteil!
Zu Ihrer Frage: Ich mache kein Hehl daraus,
dass ich ein großer Verfechter von Petroleumkocher an Bord war. Der Vorteil war
die große Sicherheit. Mit Petroleum kann eigentlich nichts passieren, außer
man dreht gleich durch, wenn der Kocher statt einer brausenden bläulichen
Flamme eine gelblodernde zeigt, was passiert, wenn man den Brenner nicht
genügend vorgeheizt hat. Aber das ist kein gefährliches Feuer, sondern lässt
sich leicht mit einem Liter Wasser löschen - oder man wartet einfach, bis sie
von selbst wieder verlöscht, nachdem der Regler am Brenner wieder zugedreht
wurde.
Wenn man also beachtet, dass immer der
Brenner soweit aufgeheizt ist, dass das Petroleum gasend verbrennt, kann mit
Petroleum nichts schief gehen. Ich bin mit Petroleum viele Jahre lang
hochzufrieden über die Ozeane gesegelt.
Aber, das war einmal. Und zwar zu Zeiten, als
Millionen von Menschen in den ärmeren Ländern mit Petroleum nicht nur kochten,
sondern auch kühlten oder Licht erzeugten. Heute ist dort das Petroleum von
Gasöfen und Gaskühlschränken abgelöst und für Licht sorgt meistens ein
kleiner Generator. Dass Petroleum keine Massenverbreitung mehr hat, wird
wahrscheinlich auch das AUS für den Yachtbetrieb haben. Denn die Produktion der
früher so populären Petroleumöfen (Primus), vor allem aber der Brenner, ist
praktisch eingestellt worden. Schlimmer noch: Es gibt kaum mehr geeignetes
Petroleum, und wenn, dann zu aberwitzigen Preisen. Früher kostete der Liter
weniger als Diesel, heute zum Teil das Zehnfache - wenn man es überhaupt
bekommt.
Trotzdem: Ich würde immer noch einen
Petroleumofen haben, wenn
a) eine Handvoll Brenner zur Verfügung steht
und
b) ich an Bord einen separaten Tank für
Petroleum habe.
Dann kann ich mir einmal auf Vorrat den
Brennstoff, vielleicht direkt bei einer der großen Mineralölgesellschaften
besorgen (falls die "Lampenpetroleum", oder wie sie es auch immer
nennen, noch herstellen). Es ist ein weiterer Vorzug von Petroleum, dass es
sparsam im Verbrauch ist. Um einen Anhaltspunkt zu geben: Mit hundert Liter kommt
man schon fast um die halbe Welt. Allerdings: Der Tank sollte aber unbedingt
lichtundurchlässig sein, denn Petroleum erzeugt sonst Oxidationsprodukte, die
der sauberen Verbrennung hinderlich sind.
Wie Sie bemerkt haben, es gibt heute zu viele
Abers beim Petroleum.
Spiritus ist nicht sehr praktikabel für den
Dauergebrauch. Wegen des geringen Heizwerts eignet es sich nicht sehr gut zum
Kochen. Selbstverständlich kann man damit Teekochen, aber bereits bei dieser
bescheidenen Anwendung bezahlt man mit längeren Kochzeiten und einer größeren
Aufheizung der Kajüte. Nicht schlimm in unseren Breiten, aber qualvoll in den
Tropen. Auf einem Urlaubstörn arrangiert man sich wohl mit diesen
Unbequemlichkeiten, nicht aber im Dauerbetrieb. Dazu kommt, dass der Betrieb mit
Spiritus in manchen Ländern derart ins Geld geht, dass man gleich
hochprozentigen Schnaps verwenden könnte.
Über Diesel als Kochbrennstoff lässt sich
nicht viel Negatives sagen, außer, dass der Heizwert ebenfalls nicht besonders
hoch ist. Aber: Ich hab noch nie eine Yacht getroffen, die mit Diesel gekocht
hätte. Scheint also nicht die Ideallösung zu sein, obwohl natürlich Diesel
ohnehin auf jeder Yacht im Überfluß zur Verfügung steht.
Bleibt Gas mit seinen vielen Vorteilen:
Leichte Bedienbarkeit, verfügbar überall auf der Welt und hoher Heizwert. Der
einzige Nachteil: Es ist als Gas-Luft-Gemisch hochexplosiv, was es schon häufig
auf Yachten bewiesen hat - mit tödlichen Folgen. Speziell auf Schiffen liegt
die Gefahr darin, dass in der Pantry ausströmendes Gas nicht wie bei einem
Wohnwagen sich im Freien irgendwo verflüchtigen kann, sondern sich in der Bilge
sammelt, bis die vernichtende Konzentration erreicht wird und ein kleiner Funke
zündet.
Darauf
gilt es also bei der Installation zu achten. Nicht zu sagen: Die Leitung ist
absolut dicht, sondern sich zu fragen: Kann Gas ausströmen, wenn die Leitung
undicht wird? Unabhängig von verschiedenen technischen Vorsichtmaßnahmen
(Notabschaltung, Magnetventilen etc) sind deshalb viele Langfahrtsegler dazu
übergegangen, das Gas nach jedem Kochvorgang an der Flasche(!) abzudrehen,
wobei davon ausgegangen wird, dass an der Flasche ausströmendes Gas - schwerer
als Luft - auch ins Freie abströmen kann. Auf zahlreichen amerikanischen
Yachten findet man deshalb die Gasflaschen außen an der Reling montiert.
Hat man genügend Platz, dann können auch
zwei Flaschen vorgehalten werden. Damit hat man Vorräte für ein halbes Jahr
oder so. Engpässe in der Versorgung sollten dann nicht auftreten. Zwar leiden
wir immer noch unter den verschiedenen, untereinander nicht kompatiblen,
Armaturen, doch ist dieser Umstand kein echter Nachteil. In vielen Ländern
verstehen sich die Füllstationen inzwischen darauf, die Flaschen der Yachties -
verbotenerweise - mit Zwischenstücken oder Schlauchverbindungen zu füllen. Ich
kenn aus letzter Zeit keinen Fall, wo eine Yacht deshalb auf eine kalte Kühe
angewiesen war.
Bleibt
noch der lästige Umstand, dass Gasflaschen, die ja beim "Füllen"
oftmals ausgetauscht werden, jedenfalls nicht aus nichtrostendem Material
gefertigt sind. Aber auch hier tut sich was. Aus Schweden kommen Gasflaschen aus
Kunststoff und in Australien werden immer häufiger Flaschen aus Nirosta
verwendet. Aber bei diesen Edelflaschen gibt eben keinen Umtausch, sondern nur
ein vielleicht umständliches Nachfüllen. Vielleicht sollte man deshalb ruhig
auf die handelsüblichen Flaschen zurückgreifen und manchen Roststreifen in
Kauf nehmen. Passieren kann eigentlich nichts. Solange das Gas im Falle einer
leckenden Flasche ungehindert ins Freie abfließen kann.
Mast- und Schotbruch!
Bobby Schenk
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