YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Rudolf Huber Lieber Rudolf Huber,
die Frage nach der Schiffsversicherung
beschäftigt verständlicherweise viele. Ist sie doch geeignet, das gesamte
Budget für die Langfahrt über den Haufen zu schmeißen. Wir haben unsere
THALASSA deshalb für Haftpflicht und Vollkasko - mit hoher Selbstbeteiligung -
bei Pantaenius versichert.
Eine preiswerte Haftpflichtversicherung, also
eine Versicherung für den Fall, dass unsere Yacht bei anderen einen Schaden
verursacht, sollte jeder haben. Vor allem schon deshalb, weil einige
Hafenbehörden und Marinaverwaltungen den entsprechenden Nachweis verlangen. Ist
ja auch nichts dagegen zu sagen, wenn man weiß, dass der Skipper nebenan mit
seinen gewagten Anlegemanövern eine solche ebenfalls haben muss.
Jedoch, die kurze Antwort auf die Frage nach
der viel teureren Vollkaskoversicherung ist tatsächlich wesentlich komplexer:
Nahezu jeder von uns wird Kosten und Nutzen
einer Vollkaskoversicherung besonders abwägen. Der Totalverlust einer Yacht ist
das, was wir am meisten fürchten. Denn dann wäre, wenn unversichert, in
zahlreichen Fällen das gesamte Vermögen weg.
Das einzige was dagegen hilft, ist eine
Vollkasko-Versicherung, gegebenenfalls mit hoher Selbstbeteiligung. Je nach
Versicherung sind dafür mindestens(!) zwei Prozent des Neuwertes der Yacht
fällig. In Zahlen bedeutet dies, dass für eine 13-Meter-Yacht im Wert von 250
Tausend Euro 5000 Euro pro Jahr fällig werden. Das Monatsbudget wird daher
allein durch die Schiffsversicherung um mehr als 400 Euro zusätzlich belastet.
Was häufig Träume zerstört.
Hinzu kommt, dass sich die
Versicherungsprämie darüber hinaus noch je nach Fahrtgebiet erhöhen kann,
wenn das Revier nach Meinung der Versicherung besondere Risiken birgt, also
Piraten, korrupte Behörden, zahlreiche Riffe, tropische Orkane oder andere
extreme Wetterbedingungen. Ebenfalls sehen viele Versicherungen es als
Risikoerhöhung an, wenn die Yacht auch gewerblich betrieben wird, also wenn zum
Beispiel zahlende Gäste mitgenommen werden.
Was wir als "Versicherung"
bezeichnen, ist nicht ganz korrekt. Denn bei Firmen wie Pantaenius handelt es
sich nicht um eine Versicherung, sondern um Agenturen, die Versicherungsvertäge
an die eigentlichen Versicherungsgesellschaften vermitteln. Und damit kommen wir
zum eigentlichen Haken an der Geschichte. Fast alle Versicherungsgesellschaften
sehen die Versicherung von Weltreiseyachten als außerordentliches Risiko. Ganz
klar, Ihnen ist die Yacht, die am Schlengel in der Ostsee liegt und pro Jahr an
drei Sonntagnachmittagen bewegt wird, viel lieber, als eine deutsche Yacht, die
in Grenada die Hurricanesaison "überwintert" (zumal nach
amerikanischer Definition es sich hier seit jeher um ein Hurricane-Gebiet
handelt). Es klingt paradox, aber am liebsten sind den
Versicherungsgesellschaften, Versicherungen, wo es mangels Risiko keiner
Versicherung bedürfte.
Ganz eindeutig ist deshalb seit ein paar
Jahren die Tendenz bei Versicherungen zu erkennen, die "Weltumsegler"
abzubauen. Zu häufig ist es nämlich in den letzten Jahren passiert, dass ihre
Agenturen solche oder ähnliche Briefe empfangen mussten: "Leider hatte ich
einen Wassereinbruch unbekannter Ursache und meine ach so geliebte Yacht ist
daraufhin auf 2000 Meter gesunken."
Stichwort "2000 Meter" bringt mich
auf eine nette Episode. Ein Freund von mir beteiligte sich an einer Schatzsuche
(ohne natürlich jemals auf die versprochene Rendite zu kommen). Aber: Zur
Erprobung der teuren Ausrüstung ließ man den Tauchroboter im Mittelmeer mal
auf 2000 Meter abtauchen. Dass er dabei in der Tiefe auf eine relativ gut
erhaltene Motoryacht stieß, war nicht erstaunlich. Aber dass er auch am
Bildschirm erkennen ließ, dass der Motoryacht beide - fein säuberlich
ausgebauten - Maschinen fehlten, wird dem früheren Eigner der Yacht noch
schlaflose Nächte bereiten.
Tatsache ist, dass man für weltweite Reisen
kaum noch eine Schiffskaskoversicherung bekommt. So haben zahlreiche Yachten auf
den Weltmeeren, vor allem die mit englischer Flagge, aber auch deutsche, in den
letzten Jahren ein Kündigungsschreiben bekommen. Die Katastrophe in Grenada hat
die Ausgangssituation auch nicht besser gemacht.
Abhilfe? Schwierig, denn bei allen
Versicherungen ist diese Tendenz zu erkennen (in meinem Fall haben drei
Versicherungsagenturen eine weltweite Versicherung - "machen wir
grundsätzlich nicht mehr" - abgelehnt). Man wird wohl versuchen müssen,
seine Yacht nicht generell "weltweit" zu versichern, sondern jeweils
für ein bestimmtes Revier, also "Karibik", "Polynesien" und
so weiter. Möglicherweise findet man auch akzeptable Bedingungen bei Agenturen
vor Ort, also in Australien für "Australische Gewässer". Wie das?
Schätzen australische Versicherungen die Gefährlichkeit "ihrer"
Gewässer niedriger ein? Nein, es erhöht aber das Risiko für die
Versicherungen, wenn sie einen Unfall auf der anderen Seite des Globus abwickeln
sollen.
Unsere Freunde von der MENEVADO wurden
in den Gewässern vor Singapur vom Blitz getroffen, der unter der
Schiffselektronik gewütet hat - Schaden: Fast 20000 Euro. Gestern bekam
ich von Ihnen folgendes Mail:
"...von unserem Pech mit dem Blitz habt Ihr sicher schon gehört.
Wir haben den Schadensbericht und 25 Einzelrechnungen am Montag eingereicht und am Dienstag , also 24 Std. später, ist
die Überweisung bei Pantaenius rausgegangen. - toll was..."
Wär schön, wenn man über Versicherungen
immer in diesem Sinne berichten könnte!
Mast- und Schotbruch!
Bobby Schenk
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