YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Martin Hoelling
Hallo Herr Höelling,
Sie haben - fast - recht! Um die
Schiffsposition zu ermitteln, brauchen Sie zwei Standlinien. Bei einer
Abstandsbestimmung, und das sind genaugenommen die Laufzeitmessungen, wie
sie beim GPS vorgenommen werden, sind die "Standlinien" Kreise - falls
wir nur die Erdoberfläche betrachten, allgemein und präziser ausgedrückt
Standlinien-"Kugeln". Denn
auf jedem Punkt eines solchen Kreises ist der Abstand zum Peilobjekt (Satellit)
gleich. Wenn Sie aber zwei Kreise schneiden lassen, so ergibt dies immer zwei
Schnittpunkte - von dem Sonderfall, dass sich die Kreise eben mal berühren,
abgesehen. Dass hier - theoretisch - dann zwei Schiffsorte ermittelt werden,
spielt in der Praxis kaum eine Rolle, weil die beiden Orte in der Praxis derart
weit auseinanderliegen, dass immer der "falsche" Ort rechnerisch
eliminiert werden kann.
So läuft es in der terrestrischen Navigation,
wo sich ja sowohl Schiff als auch Peilobjekt auf der Erdoberfläche befinden.
Bei den Satellitenpeilungen, die der GPS-Empfänger
vornimmt, ist es etwas anderes, weil sich die Satelliten ja im Raum befinden,
weil also ein dreidimensionaler Standort ermittelt wird - bei Schiffen mit der
"Höhe" Null, bei Flugzeugen deren Flughöhe.
Da haben wir es mit drei Kugeln zu tun, deren
Schnittpunkte zwei Positionen "im Raum" ergeben. Man benötigt also für
einen GPS-Standort drei Peilobjekte, also drei Satelliten.
Man kommt auch mit zwei Satelliten
zurecht, wenn man auf einem Schiff sitzt, die Höhe also bei der Berechnung mit
Null vorgibt, was der GPS-Empfänger automatisch macht.. Das sind dann die
Ortsbestimmungen, die der Empfänger mit "2D-Position" angibt im
Gegensatz zur "normalen" 3D-Position wie auf dem Bild unten. Hier
werden dann zusätzlich die vorhandenen ("sichtbaren") und die
verwendeten Satelliten angezeigt.

Aber jetzt kommt es: Die Abstandsbestimmung vom
Schiff zu dem jeweiligen Satelliten wird dadurch vorgenommen, dass die Laufzeit
des Radiosignals vom Satelliten zum Schiff ermittelt und daraus der Abstand zum
Satelliten (dessen Position immer bekannt ist) berechnet wird (Laufzeitmessung).
Zur Messung benötigt man aber die hochgenaue Zeit und die kriegen wir, Sie
ahnen es, von einem weiteren Satelliten als Referenz. Ohne die atomgenaue Zeit könnten
die Abstände nicht so exakt gemessen werden, nämlich auf wenige Meter genau.
Sie benötigen also für einen
zweidimensionalen Ort zwei Satelliten, die mit Hilfe der Atomzeit von
einem dritten(!) künstlichen Himmelskörper eingemessen werden. Und analog
dazu: Für den - normalen - GPS-Ort, der dreidimensional ist, der dem Flugzeug
also auch noch die Höhe angibt, insgesamt vier Satelliten. Mindestens!
Das heutige GPS-System stellt aber meistens
mehr Satelliten bereit, sodass der GPS-Empfänger unter viel mehr Satelliten
auswählen kann. denn - wie bei der terrestrischen Navigation - gibt es ungünstige
Peilobjekt-Positionen, also ungünstige (schleifende) Schnitte. In diesem Fall
suchen sich die GPS-Geräte automatisch diejenigen Satelliten aus, die
zueinander im günstigen Winkel stehen.
In der Praxis spielen aber diese Erwägungen
kaum noch eine Rolle, weil die Abdeckung durch Satelliten an allen Punkten der
Erde und zu jeder Zeit so gut ist, dass dem GPS-Gerät immer mehr Satelliten als
genug zur Verfügung stehen. Sie können aber Situationen mit nicht
ausreichender Satellitenzahl selbst erleben, wenn Sie den GPS einschalten und während
der Suchzeit nach den Satelliten das Display des Instruments beobachten. Zunächst
wird es Ihnen anzeigen, dass nicht ausreichend Satelliten zur Verfügung stehen,
also höchstens zwei Satelliten am Firmament angepeilt sind. Dann wird das Gerät
Ihnen vielleicht anzeigen, dass es ein "BAD FIX" hat, also schon drei
Satelliten gefunden hat, dass aber deren Winkel zueinander oder über dem
Horizont ungünstig ist. Schließlich wird die Anzeige zur
"2D-POSITION" und schließlich zur "3D-Position" wechseln,
was bedeutet, dass der GPS-Empfänger nunmehr mit mindestens vier Satelliten
arbeitet.
Immer ein genaues Fix wünscht Ihnen!
Bobby Schenk
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