YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Xaver Bucher
Lieber Xaver,
auf meinem Schiff befindet sich
eine Waschmaschine und jeder, vor allem Frauen, rufen beim Betreten des
Steuerbordrumpfes bewundernd aus: "Ui, eine Waschmaschine!"
So
weit so gut. Aber ich frage mich, ob ich auf einem neuen Schiff nochmals eine
Waschmaschine installieren würde. Der Grund - in unserem Fall: Wir treiben uns
vor allem in tropischen Gegenden herum, wo die Waschmaschine kaum auszulasten
ist. Was hat man schon für Wäsche? T-Shirts, Unter- und Bettwäsche. Meist ist
es einfacher, zur lokalen "Laundry" im nächsten Dorf beim Ankerplatz
oder in der Marina zu gehen und den Leuten dort was verdienen lassen. Wenn Sie
nämlich die Unkosten für so eine Waschmaschine an Bord einer Yacht
berücksichtigen, dann kann sie sich kaum bezahlt machen.
Gut, lassen wir mal die Kosten
außer Acht. Dann bleiben immer noch eine Reihe von technischen Problemen, die
Sie mit Ihrer Frage ja schon andeuteten. Allen voran das Stromproblem:
Es ist so einfach: Je
leistungsfähiger so eine Maschine ist, desto mehr frisst sie Strom und desto
eher kommt sie für eine Segelyacht ohne ständigen Landstromanschluss nicht in
Betracht. Ob es eine Waschmaschine für 12 oder 24 Volt gibt, weiß ich
nicht. Mir ist keine bekannt. Und wenn tatsächlich irgend so ein Exot angeboten
würde, dann bin ich sicher, dass es eine abgemagerte Version einer
Waschmaschine ist, nur produziert, um den Markt zu bedienen.
Das Problem bei der
Stromversorgung besteht in der Notwendigkeit des Wasseraufheizens. Würde diese
entfallen (Kaltwäsche!), dann wäre der Betrieb einer Waschmaschine aus der
Batterie sicher problemlos. Um hier ein paar Zahlen zu geben. Zum Heizen
benötigen Sie um die 1500 Watt, zum Pumpen und zum Drehen der Trommel um die
500 Watt - je nach Maschinentyp. Selbstverständlich können sie die so
benötigten 2000 Watt aus der 12 oder 24-Volt-Batterie über den Inverter
lutschen. Die größeren Inverter (Victron zum Beispiel) machen das ohne
weiteres mit. Ja, noch mehr. Die Motoren in der Waschmaschine benötigen - wie
alle Wechselstrommotoren - einen viel höheren Anlaufstrom. Auch den bringt ihr
Inverter gerade noch. Die Frage ist nur, ob ihre Batterien das mitmachen, über
zwei Stunden so mit über 100 Ampere (bei 12 Volt) belastet zu werden.
Wahrscheinlich kommen Sie nicht darum rum, die Maschine dabei mitlaufen zu
lassen.
Wenn
Sie den hohen Anschaffungspreis solcher leistungsstarken Inverter
berücksichtigen (vor allem, wenn er sinusförmigen Strom liefert), dann ist
vielleicht ein "Jockel" eine Alternative, weil Sie dafür nur halb
soviel Geld ausgeben müssen, keine zusätzlichen Einbaukosten anfallen und weil
Sie so "für alle Fälle" noch einen Stromerzeuger an Bord haben
(Powertools, Fernseher, Batterielader etc). Der Honda 20i (Bild) betreibt
beispielsweise meine handelsübliche Waschmaschine - gerade noch. Er verbraucht
in den zwei notwendigen Stunden für eine Wäsche (bis zu 5 Kilogramm) gerade
mal zwei Liter Benzin und wiegt 21 Kilogramm, lässt sich also per Hand in der
Backskiste stauen.
Klar, man kann den Energiebedarf
einer Waschmaschine dadurch reduzieren, indem man das notwendige Heißwasser
anders produziert (Gas?). Doch hiezu sind Eingriffe in die Waschmaschine
notwendig. Oder man wäscht halt nur kalt, eliminiert also den stromaufwändigen
Heizvorgang. Denkt man allerdings hier weiter, ist man von einer Waschmaschine
mit Handbetrieb (gibt es für Yachten) oder von der Handwäsche nicht mehr weit
entfernt.
Von einem zweiten Problem haben
wir noch gar nicht gesprochen: Für einen Waschgang benötigen Sie Süßwasser
in der Größenordnung 50 bis 70 Liter - je nach Größe der Waschmaschine. Auch
das muss ja mitgeführt, gesammelt oder produziert werden.
Und dann gibt es noch ein drittes
Problem beim Betrieb einer Waschmaschine an Bord. Das kennt jeder, der schon mal
in einer Waschküche die Hand vor den Augen nicht mehr gesehen hat vor lauter
Wasserdampf. Auf einem Schiff ist das für das Wohlergehen der Besatzung fatal,
in den Tropen, in denen man ohnehin unter der hohen Luftfeuchtigkeit leidet,
fast unerträglich. Also muss dafür Sorge getragen werden, dass die
Feuchtigkeit nach außen abgeführt werden kann. Oder man benutzt ein
sogenanntes Condensor-Modell, wie es in den USA für Yachten (mit 110 Volt)
angeboten wird. Dann wird zusätzlich eine Extra-Portion Wasser und noch mehr
Strom nötig.
Noch ein Tipp: Wer auf Langfahrt
mit Waschmaschine und Inverter geht, möge darauf achten, ob der Inverter mit 50
und 60 Hertz funktioniert. Viele Typen von Waschmaschinen arbeiten nämlich
nicht mit beiden Werten. Was uns passiert ist. In Tahiti hatte der Landstom 230
Volt, aber mit 60 Herz. Die Waschmaschine schlürfte, die Trommel drehte sich
auch, das Wasser wurde aber nicht mehr abgepumpt, weil die Pumpe nach 50 Hertz
verlangte.
Alles in Allem - in meinem Fall:
Waschmaschine ist verzichtbar!
Mast- und Schotbruch!
Bobby Schenk
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