YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Lieber Herr Warnez,
Ihre
Frage ist berechtigt. Tatsächlich sollte man den unersättlichen Energiehunger
einer Fahrtenyacht mit der Kombination mehrer Stromerzeuger befriedigen. Denn
keine der derzeitig praktisch erhältlichen Energiequellen ist in der Lage, den
Strombedarf durchschnittlicher (!) Fahrtenyachten, auf denen gelebt wird, ohne
Wenn und Aber abzudecken. Wenn ich von normalen Fahrtenyachten spreche, dann
meine ich nicht die Extreme, das Sieben-Meter-Sparboot ohne Kühlschrank und mit
Petroleumlichter einerseits oder andererseits den 17-Meter-Kreuzer mit
Air-Condition, auf dem der Generator den ganzen Tag brummt. Nein ich spreche von
Blauwasseryachten, auf denen der von Land her einigermaßen (!) gewohnte
Lebenskomfort geboten wird. Einschränkungen sind ohnehin genug
hinzunehmen.
Tatsächlich verfügen sehr viele
Langfahrtyachten über mehrere Energiequellen, also über die Hauptmaschine mit
der Lichtmaschine dran, Solarzellen, Windgenerator, vielleicht auch noch über
einen Schleppgenerator. Warum? Sehr einfach, weil die Solarzellen nicht
ausreichen, den gesamten Energiehaushalt abzudecken. Eigentlich sind sie ja
ideal: Sie lärmen nicht, bedürfen keiner Unterhaltung und Sonne ist in den
meisten Fahrtengebieten, jedenfalls entlang der schönen Passatzonen zur Genüge
vorhanden. Jedoch, die Stromausbeute mit den Paneelen ist für viele
enttäuschend gering, vor allem, wenn man den Anschaffungspreis in Rechnung
stellt. Dass Solarzellen häufig nicht zufriedenstellend Strom liefern, liegt
auch daran, dass auf einer Fahrtenyacht zuwenig Platz, nicht ausreichend Fläche
zur Verfügung steht. Das sehe ich aber - neben dem Preis - als einziges
Problem.
 Und
der Windgenerator? Auch für ihn gilt, dass man energiemässig von der Natur
nichts geschenkt bekommt. Abgesehen vom Anschaffungspreis bezahlt der Segler mit
Lärmbelästigung, mechanischer Belastung und mit einem nicht unbeträchtlichem
Gefahrenpotential. Hinzu kommt, dass das Problem der Strombeschaffung ja vor
allem am Ankerplatz auftaucht, wenn also ansonsten völlig nutzlos die Maschine
eingesetzt werden müsste. Suchen wir nicht windgeschützte, also weitgehend
Windstille Ankerplätze auf? Und dort wäre ein Windgenerator nun wirklich
nutzlos.
Klar, wenn es mal so richtig mit
20 oder 25 Knoten bläst, dann hört man (neben dem sirenenartigen Lärm mancher
Windgenerator) immer wieder die Meldung, dass der flirrende Stromerzeuger
abgeschaltet werden hat müssen, weil die Batterien sonst überkochen würden.
Klingt
gut und überzeugend und passiert sicher gelegentlich. Auch, dass die
Stromproduktion nicht an Nacht oder Tageszeit gekoppelt ist, beeindruckt. Aber,
der Lärm vieler Generatortypen ist nicht nur für die Ankernachbarn
unerträglich, sondern auch Eigner berichten von dieser Belästigung. Hinzu
kommen Probleme bei der Anbringung, die sich im mässigsten Fall in hinnehmbaren
Vibrationen äußern. Man kann einen Windgenerator nicht einfach irgendwo an
Bord anklemmen und von einem sicheren und vor allem störfreien Konstruktion
sprechen.
Was ich aber noch für viel
bedenklicher halte, ist die nicht unbeträchtliche Unfallgefahr mit solchen
Propellern. Nicht nur einmal haben sich Flügelblätter gelöst und sind dann
wie Geschosse durch die Gegend gesaust. Schwere Verletzungen sind die Folge
gewesen - mit lang andauerndem Krankenhausaufenthalt. Man sehe sich also das
betreffende Fabrikat und seine Konstruktion sehr genau auch in dieser Hinsicht
an. Und denke auch an andere Yachten und deren Besatzung. Auf einem Ankerplatz
ist einmal eine französische Yacht in der Nacht in unseren Kat getrieben und
wir waren alle auf dem Vorschiff versammelt um die 10-Meter-Sloop von unserem
Bug abzuhalten. Was wir nicht gesehen haben, war der laufende Windgenerator
neben dem, keine 10 Zentimeter entfernt, wir versucht haben die Yacht
wegzudrücken. Das hätte leicht eine Hand kosten können.
Trotzdem
- ich hab lange dazu geneigt, mir einen Windgenerator (mit dem hübschen Namen
KISS = "keap it simple stupid" - einem vielfach gelobten deutschen
Produkt aus Westindien) einzubauen. Warum ich davon wieder abgekommen bin, ist
die Tatsache, dass auf meinem Katamaran eine Riesenfläche zur Verfügung steht,
sodass ich rund 600 Watt Solarpaneelen unterbringen konnte. Was den
Windgenerator nicht gerade überflüssig macht, aber doch recht selten nach
einer zusätzlichen Stromquelle verlangen lässt. Für diese Fälle, dachte ich
mir, tuts auch ein kleiner tragbarer Hondajockel, der vom Vorschiff aus immerhin
70 Ampere in die Batterien lädt, wesentlich weniger Lärm als ein Windgenerator
macht, nicht mehr kostet und keine Einbau- oder Stauprobleme bereitet. Und
Benzin ist ja - leider - wegen des Außenborders ohnehin an Bord.
Gruss
Bobby Schenk
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