YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo,
ein gutes Thema haben sie da
gewählt. Auch heute im GPS-Zeitalter hat die Positionsfindung mit Hilfe von
Gestirnen noch immer einen romantischen Reiz.
Nun
zu den Fragen: Vorab, ein Hinweis - wahrscheinlich ein Schreibfehler
Ihrerseits: Die HO 249 Tafeln, Band 2 und 3 (die offizielle Bezeichnung ist
jetzt PUB.NO249) beschränken sich nicht auf 0° bis 29° Länge, sondern auf
Declinationen von 0° bis 29°. Die Declination, das wissen Sie natürlich, ist
die Breite eines Gestirns. Und tatsächlich kann man mit diesen immerwährenden
Tafeln (Band 2 und 3) nur Gestirne rechnen, die keine höhere Breite als 29°
haben. In der Praxis ist das nicht weiter schlimm, denn die meisten
Navigationsgestirne haben ohnehin keine größere Breite, wie zum Beispiel
Sonne, Mond, Venus und Jupiter.
In der Praxis ist das kein
Nachteil, dass man also mit diesen Tafeln (im Gegensatz zu den ausführlicheren
Marine-Tafeln PUB.NO.229) nicht einmal den Nordstern, der ja bekanntlich eine
Declination von fast 90° hat, nicht ausrechnen kann.
Aber Fixsterne rechnet der
Praktiker ja ohnehin nicht mit den beiden genannten Bänden, sondern
ausschließlich mit dem dritten Band der PUB.NO249. In diesem Band "SELECTED
STARS" sind zahlreiche Fixsterne vorausberechnet. Darunter wäre
beispielsweise die Vega und der Dubhe, also auch Gestirne, die eine viel höhere
Breite als 29° haben.
Wie kommen Sie zum Interzept?
Ausschließlich, indem Sie den Winkel ausrechnen, den Sie gemessen haben würden,
wenn Sie im gegißten Ort gewesen wären! Das Interzept ist dann nichts anderes
als der Unterschied zwischen dem vorausberechneten Winkel und dem gemessenen
Winkel, selbstverständlich nach Beschickung mit der Gb (Fraktion etc). Da Sie
zwar das Azimut, also die Richtung zum Gestirn kennen, aber nicht das Interzept,
habe ich den Verdacht, dass Sie das Azimut durch Peilung mit einem Kompass
ermittelt haben. Dies ist keine gute Methode, denn selbst ein Kompass auf einem
Stativ würde nicht genau genug messen, auch nicht an Land.
Es besteht auch gar keine
Notwendigkeit, das Azimut zu messen, denn bei der Berechnung des Interzepts
(also auch der vorausberechneten Höhe) fällt das Azimut fast automatisch ab.
Die
Berechnung der Höhe geht nur über eine zunächst kompliziert aussehende
Formel, die aber heute mit einem billigen technisch-wissenschaftlichen Rechner
für jedermann zu lösen ist. Leichter tun Sie sich allerdings, wenn Sie die
Formel in einen programmierbaren Rechner eintippen. Dann sparen Sie sich eine
Menge Tastendrücke und Tippfehler.
Damit Sie auch sicher sein
können, die Formel richtig eingetippt zu haben, hier ein paar Werte zur Probe:
Eine
Positionsbreite
von 40°N, ein Greenwichwinkel von 30°, eine Positionslänge
von lO°W und eine Declination von 23°N ergeben beispielsweise einen Höhenwinkel
von 66,03° und ein Azimut von 230,8°.
Aber Achtung: Die Formel
funktioniert nur mit Dezimalgraden. Eine Position beispielsweise von 58°30'N muss also als
"58,5" eingetippt werden. Viel Vergnügen beim Tippen!
Viele Grüße
Bobby Schenk
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