YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Uwe Kroll,
ich geb ja zu, dass es
faszinierend wäre, von Ankerbuchten aus einsame Inseln zu überfliegen, das
Fahrtensegeln sozusagen auch aus der dritten Dimension zu erleben. Oder schnell
mal zur Marina auf der anderen Seite der Insel zu hüpfen, um nachzusehen, ob
unsere Freunde schon angekommen sind.
Technisch kein Problem! Und
preislich durchaus erschwinglich, wenn man bedenkt, wieviel Geld wir für
sonstiges Zubehör unserer Fahrtenyachten auszugeben bereit sind. Die Angebote
für ein Ultra-Light-Flugzeug mit Schlauchboot darunter als Schwimmer auf dem
Markt gibt es und sind jedenfalls bezahlbar.
Über eines muss man sich
allerdings von vorneherein klar sein, ein Ersatz für ein Beiboot kann so ein
Ding niemals sein. Denn das Fliegen von so einem Objekt mit ohrenbetäubendem
Nähmaschinengeräusch ist nicht so unproblematisch, selbst wenn man es könnte.
Benötigt wird nämlich immer weitgehend glattes Wasser zum Starten und Landen,
sodass schwellige Ankerplätze - wie viele in der Südsee sind, ausscheiden.
Außerdem ist bekannt, dass das Manövrieren von Wasserflugzeugen jeglicher Art
auf dem Wasser wegen der miserablen Steuereigenschaften äußerst problematisch
ist. Deshalb werden solche Wasserflugzeuge auch meist "am Boden"
beschädigt und nicht im normalen Flugbetrieb.
Wenn solche Umstände Ihnen nicht
schon nach kurzer Zeit die Lust an diesem sperrigen Ballast auf ihrer
Fahrtenyacht verdorben haben, dann werden Ihnen garantiert die Behörden schnell
das Fliegen abgewöhnen. Wobei ich davon ausgehe, dass Sie immerhin technisch in
der Lage sind, ein Ultralight zu fliegen, möglicherweise auch einen
entsprechenden (deutschen) Erlaubnisschein besitzen.
Behörden auf einer Südseeinsel?
Klar doch, die gibt es überall. Häufig sind es keine Prachtbauten, in denen
sie untergebracht sind. Oft ist es nur der Chief des Dorfes, der nebenbei deren
Aufgaben wahrnimmt und verpflichtet ist, derartige Vorgänge wie ein
umhersurrendes ausländisches Flugobjekt, nach der Hauptstadt per Radio oder
Satellitenhandy zu melden. Und wo es Behörden gibt, sind die entsprechenden
Vorschriften schon da.
Und noch ein Umstand wird Ihnen
den Spaß schnell vermiesen: Flugzeuge, gar noch diese Krachmacher sind überall
auf der Welt extrem unbeliebt. Wenn der erste Spaß bei Zuschauern an so einem
Flieger gestillt ist, dann werden Sie schnell zum Ärgernis bei den "local
people".
Immerhin hat ja zumindest in
Deutschland nunmehr das höchste Gericht verboten, umhervagabundierende bemannte
Flugzeuge abzuschießen. Ganz so drastisch geht es in anderen Ländern wohl
nicht zu, aber trotzdem wird es Ihnen kaum gelingen, legal in die Luft zu
kommen. Sie werden für so einen Flieger und für den Piloten eine Zulassung
benötigen, und zwar für das betreffende Land. Eine deutsche Zulassung und ein
deutscher Schein hilft Ihnen dabei wenig, weil diese vor Ort nur dann
Gültigkeit hätten, wenn Sie mit einem "deutschen Flugzeug"
(deutsches gültiges Kennzeichen!) auf dem Luftweg einreisen würden, und zwar
auf einem internationalen Flugplatz mit Polizei, Zoll und so fort.
Fliegen Sie beispielsweise auf
einer "Südseeinsel", dann wird in Kürze der Gendarm auftauchen, Sie
nach Ihrer lokalen(!) Zulassung fragen und Ihnen dann verbindlich verbieten,
hier rumzufliegen. Wenn Sie Glück haben. Haben Sie Pech, dann wird er Ihnen den
Vogel beschlagnahmen. Sie können dann auch versuchen, die entsprechenden
Fluggenehmigungen für sich und für das Ultra-Light zu bekommen. Das läuft mit
mehreren Anfragen nach der Hauptstadt und dauert vielleicht ein Jahr. Dann
brauchen Sie noch fast immer eine Genehmigung - meistens wäre dies eine
Ausnahmegenehmigung - um genau von dieser Bucht aus starten und landen zu
dürfen.
Kurzum: Ich kann mit nicht
vorstellen, dass Sie in Fijii, Samoa, Neuseeland oder Australien legal in die
Luft kommen.
Und illegal? Siehe oben! Nix ist
es mit der "Freiheit über den Wolken"!
Mein Rat: Verzichten Sie auf
dieses Spielzeug und leisten sich für weniger Geld gelegentlich einen Rundflug
mit einer vor Ort zugelassenen Privatmaschine oder einem Hubschrauber. Das ist
sorgenfreier und - letztlich - auch viel billiger!
Hals- und Beinbruch
Bobby Schenk
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