YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Christian Bielmeier ,
wie
gerne würde ich Sie motivieren mit ihrem vierbeinigen Riesenbaby auf Große
Fahrt zu gehen. Aber ich zögere, weil ich allzu häufig Beispiele erlebt habe,
wo das geliebte Hunderl zum (lästigen) Hindernis geworden ist.
Es geht aus Ihrem Schreiben nicht
hervor, welche Gegenden Sie anfahren wollen. Doch gibt es zahlreiche Länder mit
strengen Quarantänebestimmungen, die für den Langfahrtsegler meist so
beschaffen sind, dass sie in der Praxis nicht eingehalten werden können. Die
Konsequenz: Das betreffende Land kann gar nicht - oder illegal nur - angelaufen
werden. Vor dem letzteren kann nicht genug gewarnt werden. Kann man ein
Viecherl wie auf dem Bild noch irgendwie geheimhalten, so ist die Existenz eines
Riesentiers, wie sie es offensichtlich beschreiben (70 Kilogramm!) kaum zu
verbergen. Damit ist jeder Landbesuch für den Auslauf ein eigenes Abenteuer.
Ein Freund von uns, ein Franzose
mit einem für das 7-Meter-Schiff riesigen (Schäfer-)Hund, hielt sich
verbotenerweise - den Hund hatte er einfach verschwiegen - in Tahiti auf. Eines
Tages ließ sich dieser von den vierbeinigen Südseeschönheiten bezirzen und
büxte aus. Unser Freund setzte alles in Bewegung, um seinen geliebten
vierbeinigen Begleiter wieder zu finden. Das bekam die ortsansässige Zeitung
spitz. Am nächsten Tag prangte das Bild vom Schäferhund "Whiskey"
auf der Titelseite (mit rührseligem Bericht) und nachmittags war der Besuch der
Behörden nur noch eine Formsache. (Letztlich ging die Sache glimpflich aus,
denn der Hund tauchte nach ein paar Tagen wieder und die französischen Beamten
hatten ein Herz für "Whiskey").
In Australien hätte das nicht
passieren dürfen. Da kam ein Segler mit Katze in die Marina. Die Behörden
ordneten an, dass das Schiff so vermurt werden musste, dass es keinen Kontakt
zum Steg hatte und dass jede Woche ein Tierarzt das Tier untersuchen müsse. Auf
Seglers Rechnung! Dem die Kosten bald über den Kopf wuchsen, was gleichzeitig
das Ende der Katze war. Noch bündiger scheint es in Tonga zuzugehen. Da steht
in den Immigration-Formalitäten kurz und bündig: "Papageien und Hunde
werden erschossen!"
Die Lehre: Mit einem Tier an Bord
wird die Welt ziemlich klein. Deshalb kann von daher nur dann zu einem Tier an
Bord geraten werden, wenn von vorneherein das Fahrtgebiet feststeht und dort
Tiere an Bord von Yachten (und damit an Land!) ohne weiteres geduldet werden.
Über
die psychischen Probleme für das liebe Tier kann ich mangels eigener
Erfahrungen nichts sagen. Eine gute Ansprechstelle aber ist das Seglerpaar Ulli
und Lazi, die mit ihrem Bordhund Till (nunmehr 11 Jahre alt und immer noch
rüstig) seit vielen Jahren ausgedehnte Langfahrten, auch Atlantiküberquerungen
machen. Von Till gibt es eine Geschichte, die wohl in das von Ihnen
angeschnittene Thema "Waffen an Bord" einzureihen ist: Auf den
Capverden riet man den Seglern, zum Schutz vor Diebstählen sich einen Wachmann
zu nehmen. Als Skipper Lazi auf Till verwies, da spöttelten die Ratgeber über
den netten Hund. Den Abend verbrachten die Ulli und Lazy an Land und am
nächsten Tag wurde ihr Hund Till hochgelobt. Ein ungebetener Gast habe versucht
an Bord zu kommen, es sei aber beim Versuch geblieben, weil ihm Till kurzerhand
(im wörtlichen Sinne) einen Finger abgebissen habe.
Also: Ulli und Lazi können über
die anderen Probleme mehr erzählen. Ulli hat sogar das Buch "Kapitän
Till" geschrieben, das sicher einige Antworten zu Ihren Problem mit dem
Hund gibt. Das Buch ist über Ulli zu beziehen und sie geht sicher auch gerne
auf spezielle Fragen ein. Anschrift: wlegenstein@a1.net
Fair Winds!
Bobby Schenk
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