YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Christian,
nein, ich hab keine Erfahrungen
mit Elektromotoren an Beibooten. Schlicht deshalb, weil es die in der Praxis des
Langfahrtsegelns nicht gibt.
Dass Du überhaupt eine solche
Frage stellst, zeigt doch, wie erfolgreich die Medien in der Kunst der
Irreführung ihrer Leserschaft sind. Da wird den Leuten auch in den sogenannten
Fachzeitschriften einsuggeriert, ein Elektromotor für das kleine Beibötchen
sei eine Alternative zu den "stinkenden, reparaturanfälligen
Außenbordern". Und natürlich schwingt das Umweltbewusstsein mit, wenn man
sich Gedanken in diese Richtung macht. Kein Schadstoffausstoss...
Dabei lässt sich leicht
nachrechnen, dass die Rechnung nicht aufgeht, nicht aufgehen kann. Du hast die
Schwachpunkte solcher Überlegungen ja selbst schon bemerkt: "Batterie, die
wieder irgendwie geladen werden muss...."
Einen 2-PS-Außenborder hast Du
schon und denkst über ein Banana-Boot nach. Dann sind zwei Pferdestärken wohl
die richtige - letztlich die einzig mögliche - Motorisierung für das
(kleinere) Banana-Boot. Die zwei PS brauchst Du auch, wenn Du auf unruhigen
Ankerplätzen - die sind nicht selten - gegen den Wind vorankommen willst.
Wenn Du diesen Motor durch einen
Elektroantrieb ersetzen willst, dann müsste es ein E-Motor in der
Leistungsklasse von 1500 Watt sein. So ein starker E-Motor als Bootsantrieb ist
gar nicht so leicht zu finden. Die meisten für Beiboote angebotenen
Motoren sind in der Leistungsklasse um die 500 Watt, also nicht mal einer
Pferdestärke angesiedelt. Also wirst Du Dich schon in der Leistung erheblich
beschränken müssen und damit würdest Du Dich über Dein leises Motörchen
höchstens bei spiegelglattem Wasser freuen können.
Aber jetzt kommt der große Haken
bei der Sache. So ein Motor mit 600 Watt zieht runde 50 Ampere aus Deiner
Batterie, die ja auch im Beiboot untergebracht werden müsste. Wenn Du also eine
105-AH-Batterie in Deinem Beiboot mitschleppen würdest, kannst Du damit gerade
mal 2 Stunden rumskippern, ehe Dein Stromspeicher wieder an die Steckdose muss -
die Du auf Deinem 9-Meter-Boot gar nicht hast. In der Theorie! In der Praxis
kriegst Du bei diesem hohen Entladestrom garantiert kaum 60 Minuten raus, auch,
wenn die Batterie neu ist. Und das Gewicht der Batterie? Runde 25 Kilogramm.
Wohlgemerkt, das ist die Rechnung
für einen Motor, der gerade mal halb so stark ist, wie Dein jetziger.
Vom größten Problem aber war
noch gar nicht die Rede: Die 100 Ampere - um bei geraden Zahlen zu bleiben -
müssen ja wieder in Deinen Stromtank, Deiner Beiboot-Batterie, eingefüllt
werden. Dabei bist Du doch froh, wenn Du für Dein "Hauptschiff"
soviel Strom erzeugen kannst - mittels Hauptmaschine (circa drei Stunden
Ladezeit bei Deinem Schiff), mittels Solarzellen (circa 20 Stunden Sonnenschein
bei Deinem Platz auf dem Schiff) oder mittels Windgenerator circa 20 Stunden bei
5 Windstärken (gegen die Du mit Deinem Motörchen garantiert nicht ankommen
würdest).
Bis jetzt haben wir mit einem
Motor rumgerechnet, der von der Leistung in der Praxis gar nicht geeignet ist.
Zum Beispiel wäre es schön, wenn Du mit Deinem Beiboot ins Gleiten kommen
könntest. Denn die Entfernungen zum Landesteg werden auf den heutigen
Ankerplätzen immer größer, weil sie ungleich dichter belegt sind und im
allgemeinen die Fahrtenyachten immer weiter nach draußen abgedrängt werden.
Für
das größere Banana-Boot bräuchtest Du da schon einen 5-PS-Motor, um mit über
10 Knoten in Gleitfahrt zum Bäcker flitzen zu können - siehe Foto. E-Motoren
in dieser Größe werden für Beiboote gar nicht angeboten, würden ohnehin
keinen Sinn machen, denn die mitzuschleppende Batterie würde das Gesamtgewicht
des Bootes so erhöhen, dass es nicht mehr ins Gleiten kommt - mit nur einer
Person gerechnet.
Nein, die Idee von einen
Elektroantrieb fürs Beiboot auf Eurer Weltumsegelung kannst Du aufgeben.
Fahrtensegelei ist ein ständiger
Kompromiss und so ist der Außenborder mit all seinen Tücken (die sich bei
sorgfältiger Pflege in Grenzen halten) und dem explosiven Benzin unvermeidlich.
Aber es gäbe da schon eine
Ideallösung für Dein Problem, die keinerlei Nachteile hat, jahrtausendlang mit
Erfolg praktiziert wurde und nie die Umwelt im geringsten belastet hat. Und
außerdem höchst gesund ist: Rudern.
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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