YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Peter,
also, ich fass zusammen: Du willst
eine effektives Vorwindsegel, das möglichst von der Wind-Selbststeuerung
gefahren wird, während Du gelegentlich alleine an Bord bist. Es soll sich auch
für eine Atlantiküberquerung eignen!
Die sogenannten Passatsegel (Zwillingsvorsegel)
wurden einst erfunden, um auf Vorwindstrecken von der Last des Rudergehens
befreit zu werden. Man führte damals die Achterholer von zwei ausgebaumten
Vorsegeln - platt vorm Laken - mit Untersetzung auf die Pinne. Es war dies die
Zeit, wo man noch keine effektive Windsteuerung kannte. Als dann die guten
Selbststeuerungen aufkamen, stellte man fest, dass es unnötig geworden war, mit
Hilfe der Segel zu steuern.
Die Passatsegel jedoch behaupteten
sich jedoch für Kurse vor dem Wind, da sie nicht - wie etwa der herkömmliche
Spinnaker - per Hand bedient werden mussten.
Das war ein großer Vorteil
gegenüber den konventionellen Segeln, denn vor dem Wind, wir kennen das ja,
steht die Genua nicht, wenn sie vom Groß abgedeckt ist. Auf dem Ozean kommt
wegen der Dünung und der dadurch erzeugten Rollbewegungen der Yacht
"Schmetterlingsegeln" (Groß und Genua nach entgegengesetzter Seite)
nicht in Betracht, zumal der Einsatzbereich beim Schmetterlingssegeln wegen der
Abwinde aus dem Groß in die Genua doch recht gering ist. Wenn wir aber nur
unter Groß oder nur unter Genua fahren, dann büßen wir soviel Geschwindigkeit
ein, dass es keinen Spaß mehr macht.
Die Lösung waren, wie gesagt, die
Passatsegel, vor allem, wenn zwischen beiden ein Spalt besteht, wenn sie also
nicht am gleichen Stag gefahren werden.
Jedoch, Passatsegel, haben vor
allem für den Einhandsegler deutliche Nachteile. Zum einen benötigt man zwei
Bäume, wobei wir wissen, dass Bäume, wenn sie außer Kontrolle geraten,
lebensgefährliche Instrumente sind ("widowmaker"). Will man den oben
erwähnten Spalt einhalten, dann müssen die Segel entweder fliegend gefahren
werden oder an zeitweise auf dem Vordeck ausgebrachten Stagen. Beides erschwert
die Arbeit auf dem Vorschiff und macht vor allem für den Einhandsegler die
Sache recht kompliziert.
Vor allem auch deshalb, weil die
Passatsegel nicht zu kleinflächig sein sollten, müssen sie doch mit dem meist
relativ schwachen scheinbaren (achterlichen!) Wind zurecht kommen.
Der
Parasailor kommt, und das betrachte ich in diesem Fall als den entscheidenden
Vorteil, mit einem Spinnaker-Baum zurecht. Sein Wirkungsbereich dürfte
mindestens dem der Passatsegel entsprechen, gelegentliches Schiften
berücksichtigt. Auf Grund seiner Düse und des Vorflügels steht er - im
Vergleich zu einem einfachen Spinnaker - ausgesprochen stabil, sodass ihm die
konstruktionsbedingten unvermeidlichen Kursschwankungen von Selbststeueranlagen
nichts anhaben können.
Ich kann hier nur aus eigener
Erfahrung berichten: Über den Atlantik sind wir lange Strecken unter
Selbststeueranlagen mit dem Parasailor gesegelt, in der karibischen See gar
über eine Woche lang, Tag und Nacht bei achterlichen Winden bis 30 Knoten,
wobei wir nur zu zweit an Bord waren. Hierbei wurden die Schoten nicht
angerührt.
Auch das Setzen und Bergen des
Parasailors ist auf Grund der fehlenden Zusatzstagen und des zweiten Baumes
erheblich einfacher, als das Hantieren mit zwei Bäumen und zwei Passatsegel auf
dem rollenden Vorschiff. Das zum Parasailor mitgelieferte Bergegeschirr lässt
bei entsprechender Umsicht von einem Mann bedienen, währen die Windpilot-Anlage
die Yacht bei den im Passat zu erwartenden Windstärken (15 bis 25 Knoten) vor
dem Wind auf Kurs hält.
Also, in Ihrem Fall würde ich
mich für einen Parasailor entschließen, zumal sich die Kosten bei einem
Vergleich der Systeme die Waage halten dürften, wenn man bedenkt, dass die
Ausgaben für ein zweites Segel und das Geschirr für einen zweiten Baum
entfallen.
mfg
Bobby Schenk
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