YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Sehr geehrter Herr Flückiger,
als Antriebsart für einen
Tauchkompressor kommt praktisch ausschließlich ein Benzinmotor in Frage.
Ein Tauchkompressor, wie er Ihnen
vorschwebt, wird dem Antrieb eine Leistung von rund 5 Pferdestärken
abverlangen. Das ist zuviel, um den Kompressor direkt über die Hauptmaschine in
Gang zu setzen, weil die mechanische Zusatzbelastung Ihres Schiffsdiesels schon
recht nennenswert ist. Außerdem sehen es die Hersteller unserer Yachtdiesel
nicht gern, wenn man - außer der (einen) Lichtmaschine - noch weitere Aggregate
an die Maschine hängt. In einigen Fällen hat dies sogar den Verlust der
Garantie zur Folge.
Ein elektrische Antrieb scheidet
auf Yachten unserer Größe aus, denn der (Wechsel-)Strombedarf liegt zwischen
zwei und vier Kilowatt. Wenn man bedenkt, dass ein Generator auch mit dem um ein
Vielfaches höheren Anlaufstrom fertig werden muss, erübrigen sich hierzu
weitere Erörterungen.
Auf nahezu allen Yachten, die ich
kenne, findet sich als Tauchkompressor nur ein Bauer-Kompressor. Weltweit
genießen unter Blauwasserseglern diese Kompressoren offensichtlich einen so guten Ruf, dass
sich die Münchener Firma quasi ein Fastmonopol erarbeitet hat. Bauer liefert
den Kompressor in Ihrer Junior-Linie fix und fertig mit Benzinmotor montiert.
In der Bordpraxis spielt sich auf
dem Ankerplatz das fast immer so ab, dass Kompressor plus Antriebsmotor aufs
Achter- oder Vorschiff gewuchtet werden - immerhin wiegt so eine
Kompressoreinheit einen Zentner - und dass er dort dann in Gang gesetzt wird.
Zum Riesenärger der anderen Ankerlieger!
Denn diese leistungsfähigen
Kompressoren und der Ladevorgang entwickeln einen solchen Lärm, der die stromerzeugenden Jockel, die ebenfalls des öfteren auf dem Vorschiff rumstehen, zu Flüsterern degradiert.
Wobei ich mich frage, ob viele Taucher aus meinem Bekanntenkreis deshalb
schlecht hören, weil sie durchs Tauchen oder durch die ambulanten Kompressoren
hörgeschädigt wurden.
Zur Frage der Kapazität: Die
meisten der in Frage kommenden Kompressoren können Ihre Flaschen durchaus mit
200 Bar aufladen. Wie lange dies dauert, hängt von der Flaschengröße einerseits und andererseits von der Leistungsfähigkeit des Kompressors ab. In der Praxis werden Sie somit die
anderen Ankerlieger wohl eine halbe Stunde pro Flasche schikanieren müssen,
damit Ihr Bedarf gedeckt sein wird.
Ein Tipp: Glück haben Sie, wenn
sich auf dem Ankerplatz mehrer tauchbegeisterte Yachtsleute befinden, vielleicht
sogar ausschließlich. Dann können Sie den Unmut der anderen Ankerlieger
dadurch mildern, indem sie denen anbieten, ihre Flaschen gleich mit
aufzufüllen. Wenn diese nämlich keinen Kompressor an Bord haben, kann man in
der Regel davon ausgehen, dass deren Flaschen leer sind, weil Füllstationen vor
allem in Blauwassergebieten meist ein paar hundert Seemeilen entfernt sind.
Ich wünsche
Ihnen zauberhafte Minuten unter Wasser!
Bobby Schenk
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