YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Herr Biber,
Sie träumen also von einer
"längeren Reise mit einer Yacht"!
Gerade eben komme ich von einem
Blauwasserseminar auf der Hanseboot zurück, wo ich 150 Träumern wie Sie
offensichtlich einer sind gegenüber gesessen bin. Deshalb kenne ich mich mit
dieser "Krankheit" - Sie selbst sprechen von einem Bazillus und von
Symptomen - ganz gut aus. Vorweg: Eines kann ich Ihnen versichern: Diese
Krankheit ist unheilbar, Sie müssen also lernen, damit zu leben, damit
umzugehen. Wenn Sie das erreichen, dann bedeutet es nicht nur keine
Einschränkung der Lebensfreude (wie man sich so bei anderen chronischen
Krankheiten ausdrückt), sondern eine enorme Steigerung der Lebensintensität.
Aber: Langstreckensegeln - sagen
wie besser: Blauwassersegeln - ist eine Art zu leben, die nicht nur darin
besteht, die Segel richtig zu trimmen. Andererseits ist Segeln ein Bestandteil
dieser Lebensart und so ist es unumgänglich, sich auch(!) damit zu
beschäftigen.
Jollensegeln hat mit dem Segeln einer
Fahrtenyacht recht wenig zu tun. Natürlich werden auch in der Jolle die Segel
dafür genutzt, um - am besten möglichst schnell und ohne zu kentern - von A
nach B zu segeln, oder aber sich vom Wind in irgendeine Richtung schieben zu
lassen, ganz einfach aus Freude am Spiel mit der Natur.
Der große Unterschied zwischen dem Jollensegeln
und dem Blauwassersegeln besteht darin, dass in der Jolle das Segeln die
Hauptrolle spielt, während beim Blauwassersegeln das Bezwingen eines Meeres,
eines Ozeans, das Suchen nach einem schöneren Platz zum Leben im Vordergrund
steht. Und, das ist wohl der Hauptunterschied, dass man im allgemeinen es
beim Blauwassersegeln mit schweren unkenterbaren hochseetüchtigen Booten zu tun
hat, während im Normalfall eine Jolle schon mal kentern darf, ohne dass es sich
dabei gleich um ein Unglück handelt.
Ich behaupte mal: Wenn man einen blutigen
Anfänger auf hoher See das Ruder einer Yacht übergibt und ihm nur erklärt,
wie er auf jeden Fall eine Patenthals vermeidet, wird er nach einigem
Ausprobieren nach ein paar Stunden schon so viele Erfahrungen gesammelt haben,
dass er weiß, auf welchem Kurs zum Wind die Yacht zu laufen beginnt, welchen
Kurs er nicht segeln kann, und wann er besonders aufpassen muss, um eine
Patenthalse zu vermeiden. Er wird die Yacht segeln können. Was er bestimmt
nicht kann, ist, die Yacht anlegen, ohne schwere Schäden zu verursachen.
Würde man bei der Jolle ebenfalls mit einem
Unbedarften einen solchen Test veranstalten, wird er wohl bei entsprechendem
Wind ein paar Mal umschmeißen, während er die Jolle schon irgendwie am Steg
zum Halten bringt, ohne sie gleich kaputt zu machen.
Auf was ich hinaus will: Jollensegeln und
Blauwassersegeln haben nicht sehr viel gemein. Deshalb ist es meines Erachtens
für Sie nicht notwendig, mit dem Jollensegeln (und damit mit einem
Segelgrundkurs) zu beginnen. Was nicht heißt, dass ich Ihnen davon abrate, denn
Jollensegeln hat einen ungeheuer hohen Spaßfaktor. Sie sollten besser Ihre
wertvolle Zeit (und Ihr Geld) in eine etwas spezifischere Vorbereitung
investieren.
Am besten segeln Sie auf Hochseeyachten mit. Dazu
brauchen Sie heute keinen betuchten Freund, der sie auf seine Yacht einlädt,
sondern Sie können als Einzelbucher bei einigen Charterfirmen jederzeit
entsprechenden Anschluss finden. Wenn Sie an einem solchen Chartertörn einmal
teilgenommen haben, bekommen Sie garantiert den besten Einblick ins
Hochseesegeln, und damit auch ins Blauwassersegeln. Nicht nur deswegen, weil Sie
dann lernen, wie man zweckmäßig eine Hochseeyacht segelt (und nicht nur
notdürftig wie der oben erwähnte blutige Anfänger), sondern weil Sie
unmittelbaren Kontakt zu Gleichgesinnten finden, der unumgänglich ist, wenn man
von einer Zukunft auf dem Wasser träumt.
Was Sie allerdings weder bei einem Chartertörn
noch auf einem Segelgrundkurs lernen, ist, wie Sie eine Hochseeyacht ohne
Schäden anlegen. Und das ist beim Blauwassersegeln geradezu Voraussetzung, um
auf große Fahrt zu gehen. Hierzu sollten Sie einen Skipperlehrgang, also so
eine Art Intensivlehrgang besuchen, wie er von einigen Charterfirmen oder auch -
selten - von Vereinen angeboten wird. Meine These, siehe oben, dass eigentlich
jedermann eine Hochseeyacht segeln kann, wird übrigens durch die Tatsache
bestätigt, dass in einem solchen Skipperlehrgang ausschließlich das Anlegen
und das Ablegen geübt und das eigentliche Segeln nahezu ignoriert wird.
Hals und Beinbruch für Ihre Zukunft auf dem
Wasser
wünscht Bobby Schenk
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