YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo, Ihr drei,
bei einem Wellengenerator handelt es
sich um einen Stromerzeuger, der - unterwegs(!) durch die Fahrt durchs Wasser
angetrieben wird. Im einfachsten Fall ist dies ein Alternator, also eine
Lichtmaschine neben die Propellerwelle eingebaut, der dann von der mitlaufenden
Welle mittels Keilriemen angetrieben wird. Und so Strom erzeugt.
Das klingt einleuchtend, sehr
zweckmäßig und - das möcht ich nicht verschweigen - die wenigen Eigner,
die so ein Ding im Maschinenraum hatten, waren meistens von dieser Lösung des
Stromproblems sehr angetan. Im Durchschnitt sprachen sie von 3 bis 5 Ampere
schon bei drei bis vier Knoten Fahrt und in der Größenordnung von 10 bis 15
Ampere bei 6 Knoten Fahrt. Also eine ideale Lösung?
Ich bin von dieser Lösung nicht
sehr angetan und schon deshalb hab ich auch kein solches Ding an Bord. Meine
Gründe:
Das eigentlich immer vorhandenen
Energieproblem auf einer Segelyacht stellt sich ganz besonders am Ankerplatz,
also dann, wenn die Yacht keine Fahrt durchs Wasser macht. Und das ist zum
Beispiel bei einer "normalen" Weltumsegelung an zwei Drittel oder drei
Viertel aller Tage, die man unterwegs ist, der Fall.
Der Hauptgrund gegen einen
Wellengenerator aber ist die Tatsache, dass die Welle selbstverständlich bei
Fahrt durchs Wasser unter Segel mitlaufen muss, um Strom zu erzeugen. Damit
werden das Getriebe und die Wellenanlage auch dann beansprucht, wenn die
Hauptmaschine nicht läuft. Ja und? Doch, das stellt schon ein Problem dar, denn
die beiden genannten Bestandteile unserer Motorenanlage gehören zu den
empfindlicheren Teilen des Gesamtantriebs. Auch ist es nicht jedermanns Sache während des Segelns
rund um die Uhr die ratternde Welle anhören zu müssen. Dass diese Art der Stromerzeugung - man
kriegt von der Natur rein gar nichts geschenkt - mit Fahrtverlust bezahlt werden
muss, ist angewandte Physik, doch fällt dieser Punkt bei den Berichten
zufriedener Eigner wenig ins Gewicht. Andererseits, wenn ich bedenke, was für
Faltpropeller Geld ausgegeben wird, und zwar nur wegen der Widerstandsminderung
der Schraube im Wasser, eben wegen des Fahrtverlustes, dann ist dies wohl ein
Argument gegen den Wellengenerator.
Für viele Eigner moderner
Serienyachten stellt sich die Frage nach einem solchen Ding erst gar nicht, weil
sie mittels Saildrive angetrieben werden, an dem ein Wellengenerator nicht
angebracht werden kann.
Aber es gibt noch andere
Alternativen, wenn man den Fahrtstrom zu Lasten der Geschwindigkeit ausnutzen
möchte. Die würde ich bevorzugen, weil der schwierige Eingriff in die
Wellenanlage dabei entbehrlich ist. Der Eigner der VitVite aus
Wilhelmshaven hatte bei seiner Weltumsegelung einen Stromerzeuger in Betrieb,
der - ähnlich einem Außenborder - am Heck des Katamarans befestigt war und
ähnlich dem Prinzip des Wellengenerators Strom erzeugt hat. Der Propeller des
Gerätes wurde durch den Fahrtstrom des Katamarans angetrieben und erzeugte dann
mittels einer eingebauten "Lichtmaschine" Strom. Die Ausbeute war nach
den Angaben des Eigners sehr beeindruckend.
Allerdings: Ich würde bei einem
Einrumpfschiff bei dieser Lösung schon Bedenken haben, die übrigens dazu
führen, dass auf einem Mono kaum jemand einen Außenborder auf dem Meer
benutzt. Durch das unvermeidliche Stampfen der Yacht, käme die Schraube des
Außenborders immer wieder aus dem Wasser. Was zwar beim Stromerzeuger nicht zu
dem nervigen Aufheulen eines Motors führen würde, aber sicher die Lebensdauer
des Apparates erheblich verkürzen würde.
 Eine
noch einfachere Lösung stellt ein nachgeschleppter Propeller dar, der mittels
einer Leine oder Welle einen Alternator zur Stromerzeugung antreibt. Ältere
Segler kennen sicher noch das Walker-Log, das nach dem gleichen Prinzip
funktioniert hat: Ein im Wasser nachgezogener kleiner Propeller gibt seine
Drehzahl mittels Leine an eine Uhr weiter, die diese dann als Knoten anzeigt.
Dass so ein winziger Propeller nicht zu einer effektiven Stromerzeugung taugt,
leuchtet ein. So müssen Schleppgeneratoren doch ganz beachtliche Schrauben
(sieh Foto rechts) nutzen, um erheblichen Strom zu erzeugen.
Auch der Eigner des
Schleppgenerators auf dem Bild zeigte sich sehr zufrieden; er meinte, dass in
der Praxis lediglich das Einholen des Propellers anfänglich Schwierigkeiten
gemacht hatte. Denn ohne Wuling an der Leine hatte er ihn - naturgemäß - nie
einholen können.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby
Schenk
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