YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Ulli,
auch auf die Gefahr, dass ich mich
wiederhole: Der Skipper segelt um die Welt - oder sonstwohin! Nicht das Schiff.
Manchmal hab ich das Gefühl, dass meine Freunde und Mailisten sich ihre
Vorstellungen vom richtigen Schiff - je nachdem, was sie sich gerade leisten
können - nur von mir absegnen lassen wollen.
Hättest Du mich vor 30 Jahren
gefragt, hätte ich den Sinn Deiner Frage gar nicht verstanden. Warum wohl?
Weil
vor drei oder vier Jahrzehnten eine 31-Fuß-Weltumsegelyacht das Normalste auf
den Passatrouten war. Meine Frau und ich sind mit einem 34-Fuß-Schiff (siehe
Foto) fast vier Jahre auf Weltumsegelung gewesen, und auf den Ankerplätzen der
Blauwassersegler konnte man unsere THALASSA meistens zu den größten, zu den
längsten zählen. Neun-Meter-Yachten waren immer noch überdurchschnittlich
lang. Die berühmte WANDERER III, mehrfache Weltumseglerin von Eric Hiscock, war
genau 31 Fuß lang. Und die Neuseeländische BLACKROSE mit Ehepaar und kleinem
Sohn David als Crew maß so um die acht Meter über Alles. Nicht länger war
auch die deutsche ASTRONOTUS mit Otto und Helmut. Und dann war da noch eine
kanadische Shark24, mit der ein Pärchen mit Kleinkind nach Australien gesegelt
ist.
All die Leute haben nicht lange
danach gefragt, ob ihr Schiff lang genug für eine Weltumsegelung ist, sondern
sind halt losgefahren. Und nebenbei: Ohne GPS, ohne Krankenversicherung, ohne
Schiffsversicherung, ohne Außenborder fürs Beiboot, oft ohne Radiogerät, ohne
Sender sowieso, ohne jede Elektronik, manchmal ohne Maschine und meist ohne
Geld.
Man könnte nun sagen, dass sich die
Zeiten geändert haben. Die Zeiten vielleicht, die Menschen leider auch. Aber in
keiner Weise hat sich das Meer geändert, das ist seit vielen zigtausend Jahren
gleich geblieben. Also lassen sich hier durchaus noch die gleichen Maßstäbe
anlegen wie vor vier Jahrzehnten oder noch früher. Etwas ist sogar besser
geworden: Die Qualität der Schiffe. Ich wage beispielsweise zu behaupten, dass
eine heutige Bavaria, genau dieses Beispiel wähle ich absichtlich, von der
Qualität und Sicherheit höherwertig ist, als es damals viele
Weltumsegelyachten waren. Schließlich liegen da einige Jahrzehnte dazwischen,
in denen die Bootsbauer eine Menge dazugelernt haben, vor allem im
Kunststoffbau.
Ich könnte jetzt auch jede Menge
Beispiele aufzählen, wo viel größere Schiffe eine angestrebte Weltumsegelung
abgebrochen haben. Nein, nicht die Schiffe waren es, die versagt haben, sondern
die Skipper!
Aber, Ulli - tröstlich - mit Deiner
zweifelnden Frage stehst Du nicht allein. Als uns auf unserer Fähnrich 34 in
Tahiti Bernard Moitessier besuchte, meinte er mit leichter Bewunderung für
unser Schiff: "Damit kannst Du auch um Kap Hoorn segeln!"
Das glaubte ich ihm nicht,
schließlich war unsere THALASSA dafür zu klein!
Liebe Grüße
Bobby
Schenk
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