YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
da sollten Sie abwägen!
Bevor Karla und ich zu einer Weltumsegelung
aufgebrochen sind, haben wir uns beide einer Operation unterzogen und den
Blinddarm entfernen lassen. Vorsichtshalber.
Das aber ist schon lange her, nämlich fast vierzig
Jahre. Damals hatten wir an Bord unserer THALASSA keinen Sender und die
Antibiotika waren noch nicht so wirkungsvoll wie heute. So war eine
vorsorgliche Operation eher angeraten. Und deshalb hat sie uns ein
Bekannter von uns, von Beruf Chirurg auch empfohlen.
Den hatten wir übrigens auch danach gefragt, ob
man an Bord eines Segelschiffes auch eine Blinddarm-Operation im äußersten
Notfall als Laie auch selbst durchführen könnte, so wie man es gelegentlich in
Abenteurerromanen oder Filmen geschildert bekommt? Seine desillusionierende Antwort:
"Das käme einer Notschlachtung gleich!"
Heute würde ich mich vor einer Lang- oder
Blauwasserfahrt einer solchen vorsorglichen Operation auf keinen Fall mehr
unterziehen. Denn selbstverständlich birgt jede Operation (mit der notwendigen
Vollnarkose) ein mehr oder weniger großes Risiko. Im allgemeinen sind ja alle
Hochseeyachten mit Kommunikationsmittel ausgerüstet, mit denen es möglich ist,
jederzeit, also im Falle einer akuten Blinddarmentzündung, mit der Außenwelt
in Verbindung zu treten. Dazu taugen zum Beispiel: Kurzwellensender,
Iridium-Telefon oder auch eine Epirb. Und dann, wenn es um ein Menschenleben
geht, ist es in ein Krankenhaus nicht mehr weit. Hinzu kommt, dass es mit
dem Einsatz heutiger Antibiotika immer möglich sein müsste, die
lebensbedrohliche Situation einer Blinddarmentzündung so weit hinauszuschieben,
bis auf normalen Weg ärztliche Hilfe erreicht werden kann.
Wenn sich bei Ihnen bis jetzt der Blinddarm
nicht bemerkbar gemacht hat, also kein erhöhtes Risiko vorhanden ist, sollte
eine Chancenabwägung immer zu dem Ergebnis führen: Keine
"vorsorgliche" Operation.
Dies ist übrigens auch die Meinung der Ärztin und
Weltumseglerin Dr.
Kerstin Heller, die auf ihrem Referat während des
letzten Blauwasserseminars - siehe hier
- darauf hingewiesen hat, dass eine Blinddarmoperation
dazu noch das Risiko birgt, später unter Operationsfolgen zu leiden, zum Beispiel Darmverwachsungen oder ähnliche Komplikationen.
Gute Fahrt
Bobby Schenk
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