YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Sehr geehrter Herr Dr.Kern,
gute Frage!
Aber wie Sie schon vermutet haben,
gibts einen oder mehrere Haken, an denen Sie eben die Hammock, die Hängematte
nicht aufhängen können.
Vorbild und Gedankenanstoß waren ja
wohl Bilder aus der Bounty oder eines alten Rahseglers, wo tatsächlich die
Kadetten die wenigen Stunden Schlaf, die ihnen verblieben waren, in einer
wiegenden Hängematte zugebracht hatten. Dass dies in einer Yacht nicht geht,
hängt tatsächlich in erster Linie mit der geringen Größe der Yacht im
Verhältnis zu den Rahseglern, wo Hängematten früher durchaus üblich waren,
zusammen.
Aber zunächst zum Platzbedarf. Sie
erwähnten ja schon den Am-Wind-Kurs: Wenn eine Yacht Lage schiebt, dann wird
die Hängematte bis an die 30 Grad aus der Senkrechten ausschwenken. Und da die
Drehachse ja an den Aufhängepunkten der Matte ist, Ihr Körper aber deutlich
darunter liegt, werden Sie allein schon dadurch eine Menge Raum
beanspruchen. Macht nichts, wenn Ihre Matte in der Schiffsmitte befestigt ist.
Aber das ist praxisfern, erfahrungsgemäß werden sich ja mindestens zwei
Personen den Raum teilen. Wenn dann versucht wird, dass die Leematte mit dem
Kameraden nicht ständig gegen die Bordwand poltert, werden Sie feststellen,
dass auf einer 40-Fuß-Yacht mit so 3,50 Metern Breite kaum zwei Matten parallel
untergebracht werden können, wenn diese, was ja wünschenswert ist, nach jeder
Seite genügend Platz zum Schwingen haben und auf beiden Bugen benutzt werden
sollen. Festeingebaute Kojen dagegen benötigen vielleicht nur 80 Zentimeter
Platz auf jeder Seite.
Das dürfte aber nur ein Grund sein,
der gegen die Hängemattenlösung spricht. Die auf einem kleinen Schiff viel
heftigeren Schiffsbewegungen sind das weitere Problem. Während auf einem
großen Schiff, auf einem Rahsegler das "stampfen" mehr oder weniger
nur als Heben und Senken wahrnehmbar ist, geht es auf einem 12-Meter Schiff doch
ziemlich heftig zu. Aus dem sachten Schaukeln wird dann schnell ein heftiges
Umherschleudern in alle drei Dimensionen, dass kaum einen Schlaf zuläßt,
jedenfalls nicht in der Ozeandünung. Die daraus resultierend Unbequemlichkeit
dürfte die Vorliebe für Hängematten statt fester Kojen unterdrückt haben.
Ein
Argument für die Hängematte wurde häufig vorgebracht: Der Schutz gegen die
Seekrankheit, weil die Matte kardanisch die Schiffsbewegungen ja ausgleicht.
Aber auch hier gilt das - eingeschränkt - wieder nur unter der
Schiffslängsachse, nicht bei Bewegungen um die Querachse. Legendär ist das
kardanisch aufgehängte Bett für Kaiser Wilhelm II auf der Meteor , aber auch
die schwingende Koje für Sir Francis Chichester bei seiner Rekordfahrt um die
Welt auf der 15-Meter-Yacht Gipsy Moth. Begeisterte Erfolgsberichte über die
Eignung dieser Koje fehlen allerdings. Wahrscheinlicher Grund: Siehe oben.
So eignet sich die Hängematte vor
allem für ein Mittagsschläfchen auf dem Vorschiff - wie es gerade Wolfgang
Hausner auf seinem Katamaran TABOO hält - am Ankerplatz.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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