YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
10.07.2010
Hallo Herr Dr.Steffen,
vorab: Die juristischen und seemannschaftlichen
Anforderungen dürften in etwa gleich sein. Denn Fahrlässigkeit (die ja bei
einem eventuellen Unglück die entscheidende Rolle spielt) definiert sich über
die dem Betreffenden mögliche Sorgfaltspflicht. Und nach dem es sich bei Ihnen
und Ihren Mitseglern um offensichtlich nicht unerfahrene Segler handelt, haben
Sie sich an die seemannschaftlichen Regeln und Erfahrungen zu halten.
Was Sie bei Ihrer Schilderung nicht erwähnt haben,
war, ob Sie unter Maschine oder Segel unterwegs waren. So kann ich Ihnen nur
sagen, was ich persönlich hier als richtig ansehe.
In jedem Fall würde ich die Maschine benutzen,
wegen der besseren Manövrierfähgkeit. Oder als Kompromiss, die Maschine
jedenfalls mitlaufen lassen. Unter Maschine sind sie in der Lage, beim
"Manöver des letzten Augenblicks", das Ihnen unter Umständen zur
Zusammenstoßvermeidung (gesetzlich) abverlangt wird, Kursänderungen in jede
beliebige Richtung durchzuführen, unter Segel jedoch nicht.
Dass Sie sich an den äußersten Rand des
Fahrwassers zurückziehen, ist wohl selbstverständlich. Auch dürfen Sie sich
auf keinen Fall darauf verlassen, auf Grund Ihres Radarreflektors gesehen zu
werden. Solche Reflektoren werden im allgemeinen in ihrer Wirksamkeit erheblich
überschätzt und dienen - wie in Ihrem Falle - der Selbstberuhigung. Ihre
Sichtbarkeit hängt zum Beispiel davon ab, inwieweit ein eventueller
Kollsiionsgegner die Seegangsenttrübung oder die Verstärkung an dessen Radar
eingestellt hat.
Das Wichtigste: Sie müssen einen Mann aufs
Vorschiff abstellen1 Der nicht nur die erforderlichen und vorgeschriebenen
Schallsignale abgibt, sondern in den Nebel auf Schrauben-oder
Maschinengeräusche hineinhört. Vorschiff vor allem deshalb, weil sein
Hörvermögen dort durch die eigene Maschine, die dort im Nebel nicht mehr
hörbar ist, nicht beeinträchtigt wird.
Trotz allem bleibt eine Nebelfahrt - in
Nachbarschaft mit der Großschifffahrt - eine Zitterpartie - wie ich aus
zahlreichen solchen eigenen Erlebnissen im Englischen Kanal trotz
leistungsfähigem Radar weiß.
Dass Sie das möglichst selten miterleben müssen,
wünscht Ihnen
Bobby Schenk
zur
Home-Page
Impressum und Datenschutzerklärung
|