YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
10.10.2010
Hallo Peter,
Ihre Frage ist durchaus berechtigt und ich freu
mich, dass ich hierzu aus eigener zehnjährigen Erfahrung was beisteuern kann.
Was inzwischen Allgemeingut unter erfahrenen
Blauwasserseglern sein dürfte: Die Sicherheit beim Katamaran steigt mit der
Schiffsgröße. Katamarane können - unleugbar - kentern, aber auf hoher See
nicht wieder aufgerichtet werden. Sie sind damit verloren. Die Kentergefahr
resultiert im allgemeinen aus dem Zusammenspiel von Welle und Wind, das heißt,
je höher und steiler die Welle im Verhältnis zur Schiffslänge ist, umso
größer ist die Kentergefahr. Also: Größere, und damit längere Katamarane
sind sicherer! Das haben Sie schon auf meinem Blauwasserseminar gehört.
Trotz der Kentergefahr ist es eine gute
Entscheidung, sich beim Langfahrt-Segeln und -Leben für einen Katamaran zu
entscheiden. Was ich vor 10 Jahren getan und nicht bereut habe. Nun gilt es,
einen vernünftigen Kompromiss zwischen den persönlichen Möglichkeiten
(Finanzen) und dem
Postulat nach möglichst langer Größe zu finden. Und da liegen Sie mit Ihrer
Einschätzung vollkommen richtig.
Mein Katamaran THALASSA mit seinen 14,30 Metern,
also 46,5 Fuß war für mich größenmäßig grenzwertig. Nicht beim Segeln, da spielt die Schiffsgröße
draußen, wo man unendlich Zeit für
Manöver hat, keine Rolle. Auch nicht im Hafen, denn sie müssen sich bei diesen
Schiffsgrößen ohnehin auf ihre Maschinen mehr als auf ihre Muskelkraft
verlassen. Das Problem liegt im Unterhalt eines so großen Schiffes, und zwar im
technischen Unterhalt. Denn es macht einem Schiff nichts aus, wenn das
Unterwasserschiff etwas "bemoost", oder die Außenhaut vom Regen angegrünt ist. Es ist jedoch nicht in Ordnung, wenn es an der Technik mangelt.
Angefangen von den Maschinen bis zur Elektrik bis zu den Fallen, Winschen und
Segeln, bis zum
Watermaker, bis zu den Batterien, bis zur Kühlanlage und so fort. Denn es ist
halt fast ein Naturgesetz: Je größer das Schiff, desto mehr Technik ist an
Bord - trotz aller guter Vorsätze, die die Schiffskäufer von der Bestellung
haben.
Also, unter Berücksichtigung meiner persönlichen
jahrzehntlangen Erfahrung mit meiner Privilege465 (46,5 Fuß) und der
angestrebten Sicherheit, halte ich heute einen Katamaran für Ihre Zwecke
zwischen 40 und 43 Fuß für das Optimum.
Dringend kann ich
Ihnen nur raten, einen Katamaran aus einer Werft
zu erwerben, die seit vielen Jahren Erfahrung im Kat-Bau hat, sowohl nach der
Stückzahl aus auch den Jahren ihrer Existenz auf dem Markt. Es kommen
also in Europa in erster Linie Katamarane aus Frankreich in Frage, wobei sich
auch ein Blick nach Übersee (Australien, Neuseeland) lohnt. Privilege,
Fountaine Pajot, Nautitech sind die Namen, für die Sie sich vor allem interessieren
sollten, so wie zum Beispiel die Cinderella (siehe Foto und hier). Aber, um nicht
den Eindruck der Einseitigkeit zu erwecken, sei auch auf die Warrham-Katamarane
verwiesen, die ebenfalls mit kleiner Mannshcaft bewundernswerte Reisen
absolviert haben. Wer diesbezüglich seinen Horizont erweitern möchte, kann auf
meinem nächsten Blauwasserseminar zur Hanseboot (Programm
des Blauwasserseminars) mit der Crew der RISHO MARU sprechen, die mit Kind und einem
40-Fuß Warrham Kat vier Jahre lang die Welt
umsegelt haben.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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