YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Hallo Herr Hero,
wie groß eine Blauwasseryacht sein
soll, ist eine beliebte Frage. Meine Antwort nach einigen Jahrzehten
Erfahrung auf den verschiedensten Yachten und nach Beobachtung tausender
Blauwassersegler lautet: So groß, wie Sie es sich gerade noch leisten konnen,
jedoch keinesfalls größer als 14 oder 15 Meter.
Früher habens die Engländer auf
die Formel gebracht: "So lang in Fuß wie Sie an Jahren alt sind"
Da ist ein Körnchen Wahrheit
enthalten, denn je länger eine Yacht ist, umso bequemer ist sie zu segeln. Aber
man muß relativieren. Noch vor ein paar Jahrzehnten ist eine Yacht nahezu ohne
Elektronik und Technik ausgekommen - Watermaker waren genauso unbekannt wie
Bugstrahlruder und ähnliches. So war ein Yacht leicht zu unterhalten und die
Wartung beschränkte sich auf ganz gelegentliche Ölwechsel und neue
Unterwasseranstriche. Heut ist es ganz anders. Yachten sind - trotz bester
Vorsätze der Eigner zur Bescheidenheit - aufwendig mit Technik ausgestattet.
Und die bedarf einer regelmäßigen, vor allem aber fachmännischen Wartung. Und
dies an Orten, wo es schlicht und einfach weder Werften oder Fachpersonal gibt.
Die Folge: Sie werden selbst zum Schraubenschlüssel greifen müssen. Und damit
sind sie auf einer 50-Fuß-Yacht voll ausgelastet, sodass garantiert das
Segelvergnügen zu kurz kommt. Die Konsequenz: Mannschaft oder sich selber
dreckige Finger holen. Mit einer Mannschaft an Bord aber geben Sie das auf, was
Sie eigetnlich beim Blauwassersegeln gesucht haben.
Deshalb meine Größenbegrenzung
nach oben auf 14 oder höchsten 15 Meter über alles.
Zum
Ankern: Obwohl die Anzahl der Marinas und Yachthäfen an den
"Blauwasserstrassen" geradezu sprunghaft zunehmen, gibt es noch
tausende von absolut geschützten Ankerplätzen, wo sie Ihre Yacht alleine und
unbewacht zurücklassen können. Das ist nicht so, wie in Europa, speziell am
Mittelmeer, wo man gelegentlich sogar abkassiert wird für das Vergnügen, eine
Bucht mit hunderten eng schwojenden Yachten teilen zu müssen. In zahlreichen
Buchten, vor allem in der Südsee teilen sie den Ankerplatz mit ganz wenigen,
manchmal sogar gar keinen Yachten. Auch die Wetterverhältnisse sind dort
gelegentlich so, dass sie keine Angst haben müssen, Ihre Yacht für ein paar
Tage alleine zurückzulassen. Im übrigen ist die Kameradschaft unter den
Langfahrtseglern meist so, dass Sie immer jemanden finden werden, der auf den
sicheren Ankerplätzen zusätzlich ein Auge auf ihre Yacht wirft. Wir waren
nahezu noch nie auf einem Platz, wo wir die Yacht bei einem Landausflug nicht
für ein paar Tage zurückgelassen hätten. Sicher, es gibt auch andere Plätze,
meist in Westindien oder eben in Europa. In Mindelo (Kapverden) beispielsweise
würde ich meine Yacht nicht eine Sekunde aus den Augen lassen - nicht wegen des
Wetters.
Ihre Bedenken bezüglich des
Einwandes der "groben Fahrlässigkeit" sind, jedenfalls im Moment
unbegründet. Ganz abgesehen davon, dass es schwer sein wird, für solche Reisen
überhaupt eine Versicherung zu bekommen, ist es von Vorneherein nicht grob
Fahrlässigkeit, eine Yacht unbemannt auf einem Ankerplatz für ein paar Tage
zurück zu lassen. Man kann dies mit dem Parken eines Autos vergleichen, wo Sie
ja auch nicht verpflichtet sind, ständig ein Auge drauf zu haben. Es kommt auf
die umstände drauf an. Was anderes wäre es, wenn die Versicherungspolice eine
entsprechende Klausel enthalten würde.

Beste Grüße
Bobby
Schenk
zur
Home-Page
Impressum und Datenschutzerklärung
|