YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Sehr geehrter Herr Bauer,
dass die großen Segler früherer
Zeiten keine echten Hafenmanöver fuhren, versteht sich von selbst.
Äußerstenfalls gingen sie vor Anker und verholten sich - mit Muskelkraft - mit
Leinenhilfe und Spills zur Pier, wobei sie durchaus gelegentlich das Schiff auch
längseits bugsierten, wobei sie die Schubkraft des (leichten) Windes zu Hilfe
nahmen.
Der normale Lade- und Entladevorgang
wurde jedoch meist vor Anker getätigt. Mit Leichtern, der damaligen Zeit
angepaßt also Ruderboote. Dass das, verglichen mit dem heutigen Einsatz von
superstarken Schleppern ziemlich ineffektiv
war, versteht sich von selbst. Echte Hafenmanöver - ohne Zuhilfenahme des
Ankergeschirrs - waren bei den größeren Rahseglern kaum möglich. Wenn man
sich das Riesenschiff, 109 Meter lang, Khersones (rechts) betrachtet, leuchtet
das ein. Zu dessen Betrieb auf hoher See unter Segel sind 60 Kadetten und 30
Mann. Obwohl ich verblüfft war, als ich anläßlich des Ecker-Cups Zeuge werden
durfte, wie das Vollschiff nur mit Muskelkraft manövriert werden konnte - nur
eben auf hoher See und nicht im Hafen. Im Hafen von Zadar und auch am Zielort
Orhanje/Türkei war dann Schluß mit Manövern der eigenen Mannschaft. Deren
Aufgabe übernahmen mehrere tausend Pferdestärken, in Form von zwei Schleppern,
die aber auch nötig waren, um das Schiff zu drehen und zu bugsieren - siehe
unten.
Sie sehen, viel echte Seemannschaft
war nötig, um damals, ohne Verbrennungsmaschinen, mit großen Rahseglern fertig
zu werden. Wenn Sie mehr über Manöver mit echten segelschiffen wissen wollen,
sollten Sie sicg mal der Lektüre der Lebensgeschichte des späteren Admirals
Horatio Hornblower zu Gemüte führen - acht Bände. Aber es lohnt sich, denn
Hornblower ist zwar ein fiktiver Romanheld, aber die seemännischen Details in
den Zeiten der reinen Segelschiffe sind absolut stimmig.
Mit freundlichen Grüßen
Bobby
Schenk
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