YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


Hehr geehrter Herr Spranger,

Ihr Problem ist leicht zu lösen. Eins vorweg: Die Werftangaben in den Prospekten bezüglich der Tank-Kapazitäten sind nur ungefähre Werte. Meist ist es so, dass der Konstrukteur des Schiffes die Tankkapazitäten anhand seiner Zeichnungen auf dem Papier errechnet. Beim Bau gibt es dann unvermeidliche Verschiebungen gegenüber den Plänen (Zubehör, Wanddicken, Schwallbleche etc), die zu einer mehr oder weniger großen Abweichung gegenüber den Prospektdaten führen. Dies kann auch von Schiff zu Schiff verschieden sein. Nachträglich eingebaute Messinstrumente hängen von ihrer Eichung ab. Tankanzeiger, die von vorneherein den Tankinhalt richtig und genau angeben, gibt es nicht. Merkwürdig ist nur, dass die Abweichungen gegenüber den Prospektangaben meistens zugunsten der Werft ausfallen, dass also die tatsächlichen Tankkapazitäten meist niedriger wie vorhergesagt sind.

 

Genau herauszufinden, welche Kapazität der Wassertank hat, ist kindisch einfach: Wenn Ihnen sauberes Trinkwasser im Hafen der Schlauch liefert, dann entleeren sie einfach Ihren Süßwassertank. Auf die paar Liter, die Ihre Süßwasserpumpe in der Pantry nicht mehr ansaugt, kommt es nicht an. Dann füllen Sie den Tank auf. Wobei Sie nicht unbedingt dem Zähler der Marina vertrauen sollten. Füllen Sie zunächst eine Zehn-Liter-Pütz und stoppen Sie die Zeit, bis der Eimer voll ist. Dann wissen Sie wie lange das Wasser fließen muß, um 10 Liter zu liefern. Anschließend messen sie den Zeitraum, bis Ihr Wassertank voll ist. Um Schwankungen in der Durchflußgeschwindigkeit des Wassers zu vermeiden, sollten Sie diese Aktion dann durchführen, wenn in der Marina nicht eine wechselnde Anzahl von Personen Wasser tankt, also zum Beispiel nachts.

 

Wesentlich umständlicher ist es, die Kapazität des Dieseltanks zu bestimmen. Eigentlich hätte die Werft die Möglichkeit gehabt, den Tankinhalt genau zu bestimmen, wenn sie beim ersten Mal den Tank randvoll mit Diesel aufgefüllt hätte. Nachdem Sie den Werftangaben mißtrauen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als selbst den Tank zu entleeren und an der Tankstelle voll zu tanken. Auf keinen Fall sollten Sie den Tank "leer" fahren. Nicht, weil Sie dann ohne Treibstoff herumtreiben, sondern, weil Ihr Diesel absterben wird und ohne Entlüften (gelegentlich eine schmuddelige Arbeit) nicht wieder anspringt.

Wenn Sie es genau wissen wollen, sollten Sie den Tank bis auf - sagen wir mal - 10, 20 Liter leerfahren und den Rest per Hand in Dieselkanister umpumpen. Dazu müssen Sie den Tankboden an der tiefsten Stelle mit einem Schlauch oder mit der Pumpe erreichen. Das geht entweder über die Tankgeberöffnung (nachdem Sie diesen vorher abgeschraubt haben) oder über das - hoffentlich vorhandene Mannloch - siehe Fotos. Hilfreich ist hier eine kleine, mobile und preiswerte 12-Volt-Pumpe (selbstansaugend und dieselfest - siehe Hauptkatalog von AWN/2011 Seite 298 und unten), mit der sie dann Ihre Dieselkanister (empfiehlt sich ohnehin, solche an Bord zu haben) füllen. So eine Pumpe hat sich übrigens bei mir an Bord als vielseitig einsetzbar erwiesen, wenn es ums Betanken aus Kanister oder Reinigen des Dieseltanks ging.

Der Rest ist einfach: Abgepumpten Diesel nach Mengenfeststellung zurückschicken und dann volltanken. So kennen Sie dann zuverlässig die Tankkapazität. Tip: Beim nächsten Tanken berechnen Sie aus der getankten Menge mit Hilfe des Betriebsstundenzählers den Stundenverbrauch und damit die Reichweite. Vorausgesetzt, Sie finden die für Sie günstigste Marschdrehzahl und halten diese regelmäßig ein.

Bobby Schenk

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