YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


1.6.2013

Sehr geehrter Herr Spranger,

seltsam, dass diese doch so wichtige Frage noch nie (hier) gestellt wurde. Und dass sie wichtig ist, merkt man spätestens, wenn man mit Verschleissschäden am Getriebe, am Simmering oder an der Wellenanlage zu tun hat - an der Stopfbuchse sowieso.

Eine herkömmliche Wellenanlage mit Getriebe, Welle, Lager, Stopfbuche und Schraube ist prinzipiell nichts anderes als ein Saildrive. Nur, dass bei letzerem Z-Antrieb alles kompakter und eng an den Motor gebaut wurde. Grundsätzlich ist also meine Antwort gleichgültig mit welchem System Sie Ihrer Yacht unter Maschine Fahrt verleihen.

So wie die Maschine, also der Dieselmotor irgendwann einmal Verschleissschäden zeigt, so kann auch dem Getriebe irgendwann einmal innere Schäden zugefügt werden, und zwar vom "Zahn der Zeit" (also vor allem von langen Standzeiten), aber auch von den gedienten Fahrtstunden. Ich denke mal, dass Motor und Getriebe in ähnlichem Maße beansprucht werden. Und das geschieht fast in gleichem Maße, ob die Welle und damit das Getriebe, vom Motor oder, unter Segel, von der Fahrt durchs Wasser angetrieben wird. Mit anderen Worten: Eine mitlaufende Welle beansprucht das Getriebe ähnlich wie bei Fahrt unter Motor.

Das ist auch der Grund, warum ich von sogenannten Wellengeratoren (die mitlaufende Welle treibt eine Lichtmaschine zum Laden der Batterien an) nicht begeistert bin, ja, warum sich diese "patenten" Erfindungen nicht durchgesetzt haben, in Serienyachten schon gar nicht, von Amel-Yachten mal abgesehen.

Also, Sie schonen Ihre Wellenanlage plus Getriebe, wenn Sie unter Segel die Welle festsetzen. Wie Sie die mitlaufende Welle zum Stillstand bringen, hängt vom Schiffstyp und der gesamten Maschinenanlage ab. Ich hab Yachten gesehen, wo der Eigner, ein geschickter Bastler, so eine Art Handbremse an die Welle angebracht hat, womit er bei jeder Schiffsgeschwindigkeit die Welle sanft anhalten und festsetzen konnte. Der Nachteil: Schnell mal in Not die Maschine starten und motoren geht nicht.

Am einfachsten, und das ist ja "Ihre" Methode ist es, wenn man bei stillstehendem Motor den Rückwärtsgang einlegt. Aber, es tut sicher Ihrem Getriebe nicht gut, wenn Sie das bei zügiger Fahrt durchs Wasser machen. Daher klagt das Getriebe auch mit dem "unschönen Geräusch", von dem Sie sprechen. Nein, eleganter und viel schonender ist es, wenn Sie nach dem Stoppen der Maschine kurz in den Wind schießen und somit für einen Moment alle Fahrt aus der Yacht nehmen und dann den Rückwärtsgang einlegen. Bei manchen Yachten werden Sie Schwierigkeiten haben, in Fahrt den Rückwärtsgang herauszunehmen, um schonend auf Motorfahrt zu gehen. Dann empfiehlt es sich ebenfalls, zum Motorstart kurzfristig in den Wind zu gehen und, nach Auskuppeln des Gangs, mit der Restfahrt im Schiff wieder abzufallen.

Sie schreiben nicht, was für einen Propeller Sie fahren. Ich nehme mal an, es ist - wie heute üblich - ein dreiflügeliger. Vor vielen Jahren, als man die Maschine ausschließlich in der Flaute oder bei Hafenmanövern benutzt hat, war eine zweiflügelige Schraube auf den meisten Yachten üblich. Sollten Sie so einen haben, dann setzen Sie mit Hilfe einer Marke auf der Welle diesen senkrecht. Dann ist der Fahrtverlust unter Segel gleich Null. Aber auch bei einem dreiflügeligem Propeller verlieren Sie nicht einmal einen halben Knoten. Bei einem Fahrtenschiff sollte dies keine Rolle spielen.

Gute Fahrt!
Bobby Schenk

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