Besucher fragen, Bobby Schenk
antwortet
25.1.2016
Sehr
geehrter Herr Ludwig,
In
Ihrer Situation - "gut bei Gesundheit" - ein uneingeschränktes Ja!
Auch
Ihr Alter ist sicher kein Hindernis. Ich habe circa 15 Jahre auf dem Wasser
zugebracht, davon die meiste Zeit auf Ankerplätzen rund um den Globus, und die
Segelfreunde auf den anderen Schiffen und Yachten waren im Schnitt auch schon in
einem etwas gesetzteren Alter, 60 Jahre waren jedenfalls nichts Ungewöhnliches. Die
Ankerplätze füllen sich im Gegenteil in den letzten Jahren immer mehr mit Rentnern und
Pensionäre, die die Pensions- oder Renten-Grenze längst überschritten haben.
Um
die Ausbildung und das "richtige" Schiff geht es
So
wären also nur zwei Punkte zu klären, nämlich die Frage nach der richtigen
Ausbildung fürs weltweite Fahrtensegeln und die Auswahl des
"richtigen" Schiffes.
Sie
sind zwar erst 60 Jahre alt, aber es wäre schade, wenn Sie in die Ausbildung
mehr Aufwand investieren wollten als nötig. Würden Sie, wie von Ihnen angefragt, einen
Segelschein für eine Jolle machen, so würden Sie sinnlos ein oder
zwei Jahre "verlieren", ohne auch nur das Geringste für Ihr Ziel
gewonnen zu haben. "Dickschiffsegeln", also das Segeln mit einer
hochseetüchtigen Yacht hat nämlich mit dem Jollensegeln nicht viel gemein. Das
ist so unterschiedlich wie Tischtennis und Rasentennis. Sicher die Segelstellung
und die Windkraft nutzen mit der richtigen Segelstellung ähneln sich schon, aber das ist ein Bruchteil des notwendigen Könnens und Wissens auf der
Fahrtenyacht. Und lernen können Sie das genauso auf einer hochseetüchtigen
Yacht. Nichts gegen das Jollensegeln, aber in Ihrem Fall geht es ja darum, keine
unnötige Zeit zu verlieren.
So
erlernt man das Handwerk
Fahrtensegeln
ist ein Handwerk, deshalb spricht man ja auch von der Seemann-"Schaft"
und das lernen Sie - wie ein Lehrling in einem Handwerk - am besten in der
Praxis auf dem Wasser. Und zwar nur auf einer Hochseeyacht. Da gibt es nun verschiedene Wege.
Sie
können zum Beispiel auf einer Charteryacht als Einzelbucher mitsegeln, am Geeignetsten
wäre sicher ein Überführungstörn. Nicht nur, weil da
besonders viele Seemeilen zurückgelegt werden, sondern weil erfahrungsgemäß
bei diesen ermüdenden Törns gerne alle Mannschaftsmitglieder in die
Schiffsführung eingespannt werden.
Zielführend
wäre auch ein Skippertraining unter der Anleitung eines
erfahrenen Skippers,
der auch begabt genug ist, sein Können an die Lehrgangsteilnehmer
zu vermitteln Dort lernen Sie das Schwierigste beim Segeln, nämlich das
Manövrieren mit schweren Yachten. Sie sollten aber darauf achten, dass Yachten
verwendet werden, die auch mindestens so groß (und so schwerfällig) sind, wie
die die Sie später selbst verwenden wollen. Skippertrainings gibt es jetzt sogar
fürs Katamaransegeln.
Hilfreich
ist sicher auch ein normaler Charterurlaub mit anderen Seglern, wobei darauf zu
achten ist, dass der Skipper auch bereit ist, sein Wissen weiterzugeben. Das ist
bei berufsmäßigen Skippern nicht selbstverständlich, denn für die gilt es in
erster Linie,
so einen Törn möglichst störungsfrei über die Runden zu bringen.
Wo
Sie wahrscheinlich die beste Ausbildung bekommen würden, wäre bei einer
anerkannten Ausbildungsstätte, zum Beispiel beim DHH (Deutscher
Hochseesportverband Hansa e.V.), der mehrere Segelschulen betreibt. An erster
Stelle steht hier wohl die Hanseatische Yachtschule Glücksburg, die ich gerne
als die Gralshüterin der Seemannschaft bezeichne. Wer dort auf einer
Hochseeyacht die entsprechende Ausbildung erfolgreich absolviert hat, kann sich
getrost auf alle Weltmeere wagen.
Helfen
lassen bei der Schiffswahl
Bei
der Suche nach dem "richtigen" Schiff spielen so viele individuelle
Elemente eine Rolle, dass hier wenig Allgemeingültiges gesagt werden kann. Die von
Ihnen genannten Summen deuten aber darauf hin, dass Sie bereits jetzt durchaus
realistische Vorstellungen haben. Ich an Ihrer Stelle würde mich mit Hilfe
eines Insiders (das kann ein begeisterter Segler, am besten ein Schiffseigners
sein) auf die Suche machen, hier sollten Sie auch ruhig ein paar Euros
investieren, beim Preis für eine Yacht fällt das nicht ins Gewicht. Die Frage, ob Einrumpfboot oder Katamaran
ist in diesem Stadium sekundär. Für "Ihr" Revier ist allerdings wohl ein
Katamaran mit seinem großen
Wohnraum, dem geringen Tiefgang und dem luftigen Salon maßgeschneidert, weil auch seine negativen Eigenschaften (Kentergefahr) kaum
zum Tragen kommen dürften.
Nachdem
Sie sich einigermaßen auf ein bestimmtes Revier, die Bahamas festgelegt haben,
drängt es sich allerdings auf, nicht nur einen Chartertörn quasi "zur
Probe" dort in dieser schönen Gegend zu absolvieren, sondern sich auch
an Ort und Stelle nach einem geeigneten Schiff umzusehen. Wenn Sie auf
einen seriösen Eigner treffen, sparen Sie sich sehr viel Zeit (und Geld) die
ansonsten bei der Suche nach dem "richtigen Schiff" verlorengeht und sie
können an Ort und Stelle gleich mit dem Leben auf dem Wasser anfangen.
Achten
Sie aber darauf, dass Sie ein dort erworbenes Schiff nie nach Deutschland bringen
können, wenn es nicht nach CE-zertifiziert ist. Die Prozedur, nachträglich
noch so ein CE-Zeichen für die Yacht zu bekommen ist theoretisch möglich, in
der Praxis jedoch sind die Schwierigkeiten, auch die Kosten kaum überwindbar.
Für
Leute mit soviel Sehnsucht, aufs Wasser zu gehen, wäre auch die Teilnahme an
meinem Blauwasserseminar zu empfehlen (noch Plätze frei - (siehe hier!)), wo Sie
ausschließlich von hochklassigen Fahrtensegler-Experten zwei Tage lang praktisches Wissen,
"wie es draußen wirklich ist" vermittelt bekommen. Nach meinen
Beobachtungen lassen sich zahlreiche Träumer oft von falschen Vorstellungen
leiten.
Mit
freundlichen Grüßen
Bobby Schenk
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