Besucher fragen, Bobby Schenk
antwortet
26.03.16
Hallo
Herr Zigler,
die
Beantwortung dieser Frage hängt doch sehr von den persönlichen Umständen ab:
Sorgfältiger Skipper? Handwerkliche Fähigkeiten? Zustand der Yacht?
Finanzieller Hintergrund? Sicherheitsbedürfnis? Und so fort...
Trotzdem,
ich bring mal ein paar Gesichtspunkte ein, die wie abzusehen, immer mit "es
kommt drauf an" beginnen sollten.
Sie
haben leider nicht mitgeteilt, welchen Beruf Sie erlernt haben. Sind Sie
vielleicht Handwerker und haben Sie gelernt mit den Händen, also körperlich zu
arbeiten, können Sie sicher eine Menge Kosten sparen. Denn nur die
allerwenigsten Yachten, erst recht nicht, wenn sie wie die Ihre 30 Jahre alt
sind, kommen ohne Reparaturen oder aufwendige Unterhaltsarbeiten durch. Sind Sie
sportlich und können mit einem Tauchgerät umgehen, dann bleiben Ihnen einige
extrem teure Werftaufenthalte erspart. Dazu kommt, dass Sie nicht an allen Plätzen,
die sie besuchen, eine Möglichkeit finden, Ihre Yacht rauszuholen. Und wenn
dann schon mal ein Slip oder ein Travellift vorhanden ist, wird es heute richtig
teuer. Selbstverständlich hat man an solchen Plätzen längst erkannt, dass
viele Langfahrtsegler zwar keine Millionäre sind, aber doch in die Tasche
greifen können (müssen), wenn am Unterwasserschiff unbedingt was zu arbeiten
ist, und sei es nur ein neuer Farbanstrich.
Was
hat Ihre Frage mit dem Sicherheitsbedürfnis zu tun? Ich weiß ja nicht, wieviel
Ihnen(!) Ihre Yacht wert ist, aber eine der Hauptfragen, die erheblich Ihre
Finanzen beeinflussen, ist, ob Sie für das Schiff eine Vollkasko-Versicherung
(nicht die relativ preiswerte Haftpflichtversicherung, die immer gebucht werden sollte)
abschließen. Denn mit drei bis fünf Prozent vom Schiffswert als jährliche
Prämie müssen Sie schon rechnen - wenn Sie überhaupt eine Versicherung für
Ihr Schiff finden. Früher waren solche Versicherungen recht preiswert, der
Anstieg der Prämienhöhe ist so manchem "treibenden Container, der
dieYacht des Einhandseglers versenkte" zu verdanken. Nebenbei: Ich hab noch
nie in meinem Leben einen treibenden Container gesichtet. Ich kann die Frage
nach der Vollkasko-Versicherung nur so beantworten: Wenn ich keine böse
Absichten habe, dann lass ich eine Yacht unter hunderttausend Euro unversichert.
Die
Höhe des Unterhalts für Ihr Schiff hängt aber auch davon ab, wie penibel Sie
sind. Möchten Sie wegen jedem Schönheitsfehler in die Werft, um ihn zu
beseitigen, haben Sie im Vergleich zu dem Skipper, der alles mal gerade sein
lässt, die schlechteren Karten, was die Ausgaben für das Schiff betrifft.
Es gibt Weltumsegelyachten, die am Ende der Reise alles andere als gepflegt,
obwohl sie natürlich noch voll seetüchtig sind. Aber - wer's mag....
Jetzt
werden Sie sagen, dass man mit diesen Hinweisen wenig Konkretes anfangen kann.
Sie haben recht, deshalb möchte ich Sie am Ende doch noch mit einer Zahl
bedienen, die ich ausgerechnet von einem Schiffsverkäufer gehört habe: Mit 10
Prozent pro Jahr vom Zeitwert der Yacht müssen Sie rechnen. Darin ist die
Abschreibung des Yachtwertes nicht enthalten. Wenn ich mir so manche
45-Fuß-Yachten überlege, die mir auf meinen Reisen begegnet sind, könnte das
ganz gut hinkommen. Das paßt grössenmäßig auch, wenn ich die Interviews mit
67 Weltumsglercrews hier auf dieser Homepage beurteile.(siehe hier!)
Mit
seglerischen Grüßen
Bobby
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