Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet


Hallo Matthias,

zunächst einmal Glückwunsch zur bestandenen Amateurfunkprüfung, Klasse A. Um Ihre Frage zu beantorten, möchte ich ein paar Jahre zurückgehen. Als wir um die Welt gesegelt sind, das war im Jahr 1970, war es praktisch unmöglich, Funkverbindungen weiter als vielleicht 50 Seemeilen herzustellen - damals auf Grenzwelle. Die Tatsache, dass bei bestimmten Ausbreitungsbedingungen Funkkontakte über Tausende von Kilometern, ja von Kontinent zu Kontinent möglich waren, war in Yachtkreisen völlig unbekannt. Wir haben mal in Panama einen Amerikaner getroffen, der uns mit einem Amateursender auf seinem Trimaran weltweite Verbindungen demonstrierte. Ich war damals so verzaubert von diesen Möglichkeiten, dass ich spontan mich daran machte, eine Funklizenz zu erwerben. Was natürlich schon in Anbetracht dessen, dass wir auf Weltumsegelung waren, extrem schwierig war, denn eine Funkprüfung in Detschland, wie sich die (deutsche) Postbehörde das vorstellte, war natürlich nicht möglich, denn es war nicht so wie heute üblich, dass man mal für ein paar Wochen nach Hause fliegt. Also machte ich mich mühsam daran, das Morsen (der gefürchteste Prüfungsteil) unterwegs zu lernen. Ein verständnisvoller Funker auf den Neuen Hebriden (heute: Vanuatu) ermöglichte mir die Australische Prüfung, was insofern kein Vorteil war, da ich immerhin 75 Zeichen/Minute bringen musste, wohingegen als sich in Deutschland mit 60 Zeichen begnügte. Immerhin bekam ich als erste deutscher Segler auf einer Yacht das Rufzeichen YJ8FS/mm, welches später in die deutsche Lizenz DK8CL umgetauscht wurde. Viele, viele Stunden saß ich anschließend jeden Tag an meinem SSB-Radio und schloss Freundschaften mit Funkamateuren rund um die Welt. Es ist nicht übertieben, aber unsere Weltumsegelung hatte sich von da an erheblich geändert. Auf nahezu allen Plätzen, die wir besucht haben, warteten meist schon lokale Funkamateure, mit denen wir über die kurzen Wellen lange vor unserer Ankunft Freundschaft geschlossen hatten.

Heute ist die Situation, wie jeder weiß, eine ganz andere. Mit einem simplen GSM-Handy kannst Du Telefonverbindungen von nahezu jedem Hafen aus zur ganzen Welt anwählen. Ünd über Internet (z.B.Skype) kannst Du mit der ganzen Welt quatschen, solange Du im Sendebeirich von einem WLAN bist, das praktisch in jeder Marina vorhanden ist. Und zwar absolut kostenlos.

Auf den Frequenzen, auf denen sich früher Horden von Funkamatewuren (Hams) getroffen haben (143131 MHz), um einen Wetterbericht zu ergattern, um ein Kochrezept auszutauschen, um (verbotenerweise) eine Ersatzteillieferung aus der Heimat zu organisieren, ist es heute ruhig geworden. Stattdessen gibt es die Foren im Internet, in denen sich Segler treffen und ohne jede Beschränkung austauschen können.

Aber!!

Voraussetzung ist halt immer noch das Erreichen eines WLAN-.Routers, und das ist eben auf hoher See und abgelegenen Ankerplätzen unmöglich. Eine Ausnahme gibt es, und das macht vieles wett: Das ist Pactor4 über Kurzwelle. Es ermöglicht nahezut immer und fast von allen Plätzen Emails zu bekommen oder zu schicken. Hierzu ist aber nicht unbedingt eine Amateurfunk-Lizenz nötig, denn gegen mäßige Gebühr geht das mit Hilfe von Sailmail auch auf den Seefunkbändern. Die Arbeitsweise von Pactor ist  hier beschrieben.

Was aber immer notwendig ist, ist der Einbau eines Kurzwellen-Transceivers plus Antenne. Was nicht unproblematisch ist, denn Sender und Antenne müssen sehr genau aufeinander abgestimmt sein. Da lasse man als Normalverbraucher die Finger davon und vertraue man sich der(!) Fachfirma YACHTFUNK  an.

Also, zu Ihrer Frage: Heute beim derzeitigen Stand der Technik, sähe meine Wunschausrüstung folgendermaßen aus: Ein Seefunk-Transceiver, der nach Möglichkeit auf allen Kurzwellen-Frequenzen arbeitet mit Pactor-Ausrüstung für Sailmail und für Notfälle ein Iridium-Telefon, mit dem zu jeder Zeit, (teure) und überall, selbst auf hoher See Telefongespräche weltweit geführt werden können. aber man mache sich keine Illusionen, auch mit diesem Iridium-Telefon ist immer noch nicht ein praktikabler (schneller) Internetzugang möglich.

Und Ihre Funklizenz ist beileibe nicht überflüssig. Denn da wurden Sie sicher für die Prüfung angewiesen, sich intensiv mit Elektrotechnik zu beschäftigen. Und das Wissen um die Elektronen werden Sie garantiert auf der Yacht zu Ihrem großen Vorteil nutzen können.

Cheers!
Bobby Schenk

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