Besucher fragen, Bobby Schenk antwortet


Hallo Hr. Gloor,
wir haben zwar mit unserem Katamaran runde 20 Tausend Meilen gesegelt, sind auch damit ein Jahrzehnt unterwegs gewesen, haben aber einen ausgewachsenen Sturm kaum erlebt. Lediglich auf dem Weg von Gibraltar nach Monastir/Tunesien im Winter, genau zum Jahreswechsel, über die Alboransee hatten wir einmal nahe an acht Windstärken Bft. Ein Frachter auf Gegenkurs(!) hat uns da noch angefunkt: "Ziemlich ungemütlich hier draußen!".

Davon haben wir aber nichts so richtig mitbekommen. Denn wir hatten das Glück, dass der Wind genau von achtern gekommen ist. Bei uns an Bord war es so gemütlich, dass Karla und ich Sylvester gefeiert haben, wobei die Flasche Sekt frei auf dem Tisch stehen geblieben ist - siehe Foto oben. Wir fempfanden den Trip als recht angenehm, was vielleicht auch der Freude über das neue Schiff in Rauschefahrt zu verdanken war. Jedenfalls hatten wir uns bei geborgenem Groß und einem kleinen Fetzen Vorsegel gut und sicher gefühlt, zumal das Speedo des Fahrtenkatamarans(!) ständig im zweistelligen Bereich pendelte.

All das war aber in erster Linie dem achterlichen Wind zu verdanken. Gegenan hätten wir sicher nicht mehr gehen können. Aber beim Blauwassersegeln hat man ja meist freien Seeraum, sodass das Vor-dem-Wind-Ablaufen bei über 40 Knoten (wahrem) Wind wohl für einen nicht zu rasanten Fahrtenkatamaran, jedenfalls in unserem Falle, das richtige Rezept ist.

Im westlichen Pazifik, irgendwo in der Gegend von Fijii waren es mal sieben Windstärken, die wir genau auf die Nase bekommen hatten. Da ist uns schnell die Lust vergangen, gegenan zu bolzen. Zumal der Gewinn nach Luv mit täglich nicht einmal 20 Seemeilen recht armselig ausgefallen war. Wir entschlossen uns dann mit backgesetzter, halb eingedrehter Genua und dichtgeholtem Groß beizudrehen. Der Effekt, was die Bequemlichkeit anging, war enorm! Als wir uns in den Salon zurückgezogen hatten, fühlten sich die Schiffsbewegungen ziemlich genau so an, als würden wir in einer nicht besonders geschützten Bucht sicher vor Anker liegen. Das war das einzige Mal, wo wir beigedreht lagen und das mehrere Tage lang. Bezahlen mussten wir mit einer Abtrift von gut zwei bis drei Knoten, was sich pro Tag auf über 60 Meilen summierte.

Wenn der Wind weiter zugenommen hätte, wären wir wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen vor dem Wind abgelaufen, wobei wir versucht hätten, die Fahrt irgendwie durch Nachschleppen von Gegenständen (Leinen etc) zu reduzieren. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass speziell Katamarane per se wegen der höheren und breiteren Aufbauten einen guten Windfang abgeben. Wobei die Gefahr des Unterschneidens beim Surfen nicht unterschätzt werden darf. Einen Treibanker hatten wir übrigens nicht an Bord.

Soviel aus eigener Erfahrung mit einem (Fahrten-)Katamaran bei schwerem Wetter!

Seglergrüße Bobby Schenk

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