Sehr geehrter
Herr H.,
Eins vorweg: Es ist sicher richtig, wie Sie an das
Unternehmen "Urlaubscharter mit Kat" herangehen, aber Sie machen sich
zu viel Gedanken. Das Segeln mit einem Katamaran, und - das ist
wichtig - ich spreche hier von einem Fahrtenkatamaran unterscheidet sich
nicht wesentlich vom Segeln mit einem Fahrten-Mono. Und mit Letzterem haben
Sie ja genügend Erfahrung. Das gilt auch für das Vehalten bei schwerem
Wetter.
So, wie Sie Ihre Segelerfahrung einschätzen, würden Sie das Ganze
vermutlich schon mal defensiv angehen, was
im Hinblick auf die Sicherheit immer von Vorteil ist.
Ein paar Grundweisheiten, die sie sicher vom Lesen
einschlägiger Lektüre her gewiß schon kennen, sollten Sie (und werden Sie) berücksichtigen: Katamarane sind
raumschots schneller als Einrumpfschiffe und sie gehen, das ist
konstruktionsbedingt nicht so geschmeidig durch den Wind wie eine gut
getrimmte Einrumpfyacht. Aber dieses Problem ist in der Praxis keines, denn Sie werden
halt, statt zu wenden, "rund achtern" gehen, also halsen. Sie gehören jetzt
sicher nicht zu den Anfänger-Seglern, die den Kopf schütteln und jammern,
dass Halsen doch sooo gefährlich ist. Abgesichert durch einen gut
durchgesetzten und so lange wie möglich stehen gelassenen Bullenstander,
bedeutet eine Halse, egal bei welchem Wetter, viel, viel weniger Stress.
Es ist doch ganz einfach: Kurs raumschots - Bullenstander durchsetzen - rund
achtern - Kurs raumschots - Bullenstander umsetzen - fertig!
Und bei wirklich schlechtem Wetter? Wie beim Mono: Segel
verkürzen, vielleicht das Groß wegnehmen und notfalls vor dem Wind
ablaufen!
Bei Hafenmanövern unter Maschine dagegen sollten Sie
sich etwas umstellen und schlicht und einfach das Ruder außer acht lassen.
Grundsätzlich werden zum Manövrieren beide Maschinen benutzt ohne am Rad
herumzudrehen! Geht einfacher
als mit dem Mono! Das Eindampfen in eine Leine (Vorspring, Achterspring) werden Sie häufiger anwenden als
bei einem Mono, den man schon mal leichter per Hand vom Steg wegschieben kann.
Auch den Wind sollten Sie mehr in Ihre Überlegungen mit
einbeziehen als bei einem Mono, denn Katamarane bieten bauartbedingt
erheblich mehr Windfang. Das allein kann Hafenmanöver gegenüber Monos
erschweren.
Als Karla und ich vom Einrumpfer umgestiegen sind, haben wir
nicht mehr als obige Punkte berücksichtigt und sind damit 20 Tausend Meilen
weit (Türkei - Malaysien) gecruist und haben nur beste Erfahrungen auf
unserem
15-Meter-Fahrtenkat gemacht.
Trotzdem: Ihre Idee mit dem Skippermitnehmen ist
nicht schlecht, denn immer kann man von anderen, gerade im lockeren Urlaub,
wenn man nicht vom strengen Fahrplan getrieben ist, lernen. In Ihrem Fall
muss der fremde Skipper allerdings Erfahrungen mit Katamaranen haben, sonst können
Sie diesem gar nichts abschauen.
Schönen Urlaub!
Bobby Schenk