YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von
Marco
Moin Marco,
so, wie Du das schilderst, halte ich es für völlig
überflüssig, sich mit den Grundkenntnissen und Basis-Grundlagen im Segeln
abzugeben. Reine Zeitverschwendung! Wenn Du mit einem sportlichen Kat (Dart)
rumdüsen kannst, hast Du wahrscheinlich seglerisch mehr drauf als viele stolze
Scheininhaber.
Außerdem vermittelt das Jollensegeln einen fürs
Fahrtensegeln völlig falschen, ja sogar gefährlichen Blickwinkel fürs
Fahrtensegeln. Was lernt man denn unter anderem in diesen Basis-Kursen?
Knoten? Gut, kann man immner brauchen? Vorfahrtsregeln, sehr gut! Wenden? Kannst
Du ohnehin!
Halsen? Da wirds schon problematisch? Denn auf der Jolle
kannst Du den Baum notfalls noch mit der Hand kontrollieren, während auf einer
Fahrtenyacht der überkommende Baum ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen ein
lebensgefährlicher Dreschflegel werden kann.
Einen Großteil der Zeit wird wohl in diesen Kursen damit
draufgehen, dass man einen Aufschießer lernt. Und nur wenige Schulen erklären
gleichzeitig, dass ein solcher Aufschießer an die Pier mit einer Fahrtenyacht
ein klassischer Kunstfehler ist. Und erst recht die vielgeübten
Mann-über-Bord-Manöver unter Segel! Ich möchte auf meiner Yacht solche
lebensgefährdenden Rettungsversuche in der offenen See nicht erleben, solange
auf meinem Schiff eine funktionsfähige Maschine vorhanden ist.
Also, solche Kurse sind sehr gut fürs Jollensegeln,
vielleicht auch fürs Regattasegeln, aber mit dem Fahrtensegeln haben sie nichts
gemein und sind deshalb überflüssig, ja verbildend.
Überhaupt: Segeln an sich ist beim "Fahrtensegeln",
erst recht beim Langfahrtsegeln ziemliche Nebensache. Es ist eine Art des
Antriebs auf hoher See. Sonst nichts. Und, erst recht, Regattasegeln verhält
sich zum Fahrtensegeln, gestatte mir den Vergleich aus der Autofahrerszene,
wie Formel 1 zum Camping.
Tatsache ist, dass die meisten Fahrtensegler nur wenig Ahnung
vom eigentlichen "Segeln" haben, nämlich, wie man ein Segel so
trimmt, dass die Yacht möglichst schnell segelt. Ist ja auch gleichgültig,
denn in der Praxis spielt es keine Rolle, ob eine Yacht 5 Komma 4 oder 5 Komma 6
Knoten macht. Der Unterschied beträgt bei einem 130er-Etmal gerade mal vier
Meilen. Oft wird man den Segeltrimm den Selbststeuereigenschaften der Yacht
unterordnen.
Beim Fahrtensegeln spielen ganz andere Dinge die Hauptrolle.
Zum Beispiel wie man richtig ankert, wie man seine Yacht mit Leinenhilfe
verholt, wie man die Maschinenanlage in Ordnung hält, wie man Leckströme in
der elektrischen Anlage entdeckt, wie man den Gaskocher überwacht, wie man die
Selbststeueranlage justiert, wie man durch ein Tonnengewirr navigiert, wie man
den Großbaum so fixiert, dass er kein Unheil anrichten kann, wie man den
Radiosender bedient und so fort.
Oder
wie man mit der Maschine sein Schiff in engen Häfen in die Box manövriert.
Betrachtet man sich das Bild, dann wird einem sofort klar, dass man hier beim
Einfahren in die gegenüberliegende Box mit einem klassischen Anlegemanöver
mittels Aufschiesser gar nichts anfangen könnte, erst recht nicht bei Flaute.
All das lernt man nicht beim Jollensegeln oder in einem
Grundkurs, obgleich dieses Wissen notwendig ist, um eine Yacht und ihre
Besatzung heil von einem Hafen zum anderen zu bringen.
Wohl aber erfährt man vieles, bei einem Ausbildungstörn,
speziell beim DHH - einer hervorragenden Ausbildungsstätte!
Die beste Ausbildung ergibt sich aber aus der Teilnahme an
Hochseetörns jeder Art. Mit Recht wurden für die "höheren" Scheine
eine erhebliche Anzahl von Meilen als Erfahrungsnachweis vorgeschrieben.
Mast-und Schotbruch
Bobby Schenk
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